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Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 22.08.2020 17:05von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Pariser Grün
„Madame!“ Napoleon zog lächelnd den Hut und machte eine angedeutete Verbeugung.
Joséphine wandte sich vom Fenster ab. Lange hatte sie das quirlige Treiben vor dem Palais des Tuileries beobachtet. Auch den Louvre konnte man von hier sehen.
„Mon General“, grüßte Joséphine mit einem kecken Kopfnicken. Zwar nannte er sich inzwischen Kaiser der Franzosen, aber sie hatte die Anrede ‚Mon General‘ beibehalten. Sofern sie unter sich waren. Sie wusste, dass sie für ihr Alter außergewöhnlich schlank war und spürte seine anerkennenden Blicke. Man sah ihr nicht an, dass sie bereits zwei Schwangerschaften hinter sich hatte. Aber makellose Haut und ein schlanker Körper waren keine Selbstverständlichkeit, schon gar nicht mit 46 Jahren, sondern harte Arbeit. Das würde er jedoch nie erfahren.
Mit einer dezenten Handbewegung schickte er die Lakaien vor die Tür.
Sein Blick streifte die Bücher auf dem kleinen Empiretisch. Er hob eine Augenbraue. „Ein Buch über die Verwendung von Giften in der Medizin. Sollte ich mir Sorgen machen?“
„Aber nein“, antwortete sie mit einem spitzbübischen Lächeln, „solange du mir keinen Anlass gibst.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Monsieur le Docteur lieh mir das Buch, als er bemerkte, wie aufmerksam ich seinem Vortrag über Arsen und dessen Verwendung in Rattengift und bestimmten Tapeten verfolgte.“
„Très intéressant“, murmelte Napoleon, sein Blick strafte seine Worte jedoch Lüge.
Napoleons Finger berührten ihr Gesicht. Vorsichtig, als würden sie kostbarstes Porzellan streicheln. Als er ihre Lippen berührte, öffnete sie diese leicht und leckte an der Fingerkuppe. Seine andere Hand schob sich unter den Stoff ihres Kleides, fand ihre Brust und drückte leicht zu. Ein wohliges Seufzen entfuhr ihr.
Nach 13 Jahren Ehe war ihre Leidenschaft so groß wie am ersten Tag.
Es hatte eine Weile gedauert, bis sie seinem Werben nachgegeben hatte. Auch geschah es anfangs mehr auf Anraten eines alten Freundes als aus eigenem Antrieb. Aber Napoleon hatte sich Mühe gegeben. Er hatte sie mit Geschenken überhäuft. Keine lieblos gekauften Bestechungspräsente, sondern wohlüberlegte Mitbringsel. Ein Abonnement der Times zum Beispiel. Allerdings kam ihm das politisch zugute, denn ein kluger Politiker sollte wissen, was seine Feinde von ihm hielten und noch wichtiger, über ihn erzählten. Und je höher man kletterte, desto mehr Neider gab es.
Er befreite ihren Körper von zu viel Stoff. In seiner Ungeduld riss er zwei der kleinen Knöpfe ab. Joséphine liebte diese Gier nach körperlicher Nähe. Sie gab sich ihm hin. Nicht immer. Wenn sie Lust hatte. Jetzt wollte sie ihn.
Sie sah ihm ins Gesicht, wollte in seiner Miene lesen, wie sehr er sie begehrte. Aber er mied ihren Blick, senkte den Kopf und küsste ihren Nacken.
Für einen winzigen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke an Abschied. Seine Hände lenkten den Fokus auf ihre Körpermitte und sie genoss den Liebesakt.
Er rollte sich schwer atmend von ihr herunter. Sie grinste. Seine Kondition war verbesserungswürdig. Joséphines Gedanken wanderten zu ihren Pflichten. Sie ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Morgen würde sie den Auftrag erteilen, diese scheußlichen Tapeten durch neue zu ersetzen.
GoJoséphine legte die Hand auf seine Brust. Das Herz schlug schnell. Napoleon starrte an die Decke. Joséphine schwieg. Schlagartig hatte sie einen Knoten im Magen, der wie ein Geschwür in atemberaubender Geschwindigkeit alles überwucherte.
„Sprich mit mir“, bat sie und wunderte sich, dass ihre Stimme so normal klang. Die Härchen an ihren Armen richteten sich auf.
„Ich brauche einen Erben“, begann er schließlich, als sie vermutete, er wäre eingeschlafen.
„Aber …“
„Unterbrich mich nicht“, sagte er und er klang plötzlich müde, als sei er nicht erst 37, sondern ein alter Mann. „Ja, ich habe deine Kinder adoptiert, aber sie sind nicht von meinem Samen gezeugt.“
„Gibt genügend Bastarde“, murmelte Joséphine, unentschieden, ob die Traurigkeit oder die Wut überwog. Nicht, dass sie eifersüchtig auf seine Mätressen war. Napoleon war viel unterwegs und sie hatte Bedürfnisse. Männer gab es wie Sand am mehr. Die meisten waren austauschbar. Napoleons Intellekt imponierte ihr. Das war schon immer so gewesen. Außerdem profitierten sie voneinander. Auch das war von Anfang an so gewesen.
Er sah sie zornig an. Sie kannte seine cholerischen Ausbrüche, fürchtete sie jedoch nicht. Neben seiner Mutter war Joséphine die einzige, die mit ihm offen sprechen konnte, ohne dass er es übelnahm. Da sie keineswegs gedachte, ihm nach dem Mund zu reden, blieben Streitereien nicht aus.
„Ich brauche einen Stammhalter“, nahm er den Faden wieder auf. „Man sieht deinem Körper den Verfall nicht an“, Joséphine zuckte unmerklich zusammen, „aber er wird mir nie einen Sohn gebären.“ Napoleon drehte sich auf die Seite und wickelte sich eine ihrer dunklen Locken um den Finger. „Es tut mir wirklich sehr leid. Im Volk munkelt man schon. Meine Feinde reiben sich die Hände und verbreiten Gerüchte.“
„Scheidung?“, flüsterte sie.
Er nickte, ließ ihre Haare los und sprang auf die Beine. „Zieh dich an, der Vertrag ist bereits aufgesetzt. Es fehlt nur noch deine Unterschrift.“ Er wandte sich ab, konnte sie nicht ansehen.
Joséphine streifte das Unterkleid über und klingelte nach ihrer Zofe. Joséphine ließ sich Zeit, wählte eines ihrer schönsten Kleider, legte passenden Schmuck an. Die glatte Haut bedarf nur wenig Schminke. Hoch aufgerichtet betrat sie sein Arbeitszimmer.
Napoleon erhob sich, bot ihr seinen Stuhl an und deutete auf mehrere Blätter Papier, die auf dem wuchtigen Schreibtisch lagen. Der Advokat stand mit gesenktem Kopf daneben und fixierte seine Schuhspitzen. Joséphine schenkte ihm ein freundliches Nicken. Er führte nur Befehle aus.
Sie las in Ruhe jeden einzelnen Absatz durch, tauchte anschließend den Kiel in das Tintenfass und unterschrieb. Nur das Kratzen der Feder war zu hören.
„Du wirst deinen Lebensstandard aufrechterhalten können“, sagte Napoleon. „Ich überlasse dir Schloss Malmaison. Dort wirst du mit deinem Hofstaat ein Dasein führen, das einer Kaiserin würdig ist.“
„Schloss Malmaison gehört ohnehin mir.“ Ihre Stimme klang eisig. Der Advokat schien mit jedem ihrer Worte ein wenig zu schrumpfen. „Ich habe es gekauft.“ Sie legte die Feder neben die Papiere und erhob sich.
Sie brachte ihr Gesicht dicht vor das ihres Gatten. „Ich prophezeie dir, dass der Name Bonaparte dem Untergang geweiht ist. Dein zukünftiger Sohn wird kinderlos sterben.“
Er ergriff ihre Hand, streichelte mit seinem Daumen über ihre Haut. „Geh nicht im Zorn. Diese Scheidung hat rein taktische Gründe. Das habe ich dir erklärt. Es ändert nichts an meinen Gefühlen für dich.“
„Irrtum, mon General. Es ändert alles. Dies ist der Beginn deines Untergangs.“
Mit geradem Rücken und einer gar kaiserlichen Haltung verließ sie den Raum. Zurück in ihren Gemächern zitierte sie den Hofmarschall herbei und befahl ihm, sämtliche Tapeten auszuwechseln.
Sie drehte sich zum Fenster und blickte auf den Jardin des Tuileries. Auch das Chateau Malmaison, wo sie von nun an wohnen würde, besaß einen wunderbaren Schlosspark. Sie würde den Rosengarten weiterausbauen. Die größte Rosensammlung anzulegen, würde sie ablenken – von der Trauer um den Verlust einer einzigartigen Liebe.
Ihre Hand lag schwer auf dem Buch des Monsieur le Docteur. Sie musste nicht nachschlagen, als sie nach ihrem Farbwunsch gefragt wurde. Sie tupfte mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen, nahm die Schultern nach hinten und wandte sich um.
„Pariser Grün“, sagte sie mit fester Stimme.
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 23.08.2020 11:00von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte
Liebe @Doro
gelesen habe ich deinen Beitrag schon vorhin, habe aber erst jetzt Zeit, dir zu schreiben, dass ich ihn wunderbar finde. Besonders deshalb, weil du diese französische Eleganz und den Zeitgeist so schön einfängst. Ich bin gleich mitten drin in der Szene und tauche in das Setting ein. Das hat mir total gut gefallen. Mir scheint, dir liegt das Historische, denn nach meinem Geschmack ist das die beste Geschichte, die ich je von dir gelesen habe - und das waren einige. Auch die waren zweifelsohne gut, doch diese hier gefällt mir noch besser. Vielleicht solltest du als nächstes mal einen historischen Roman schreiben?
Diese Sätze fangen die Atmosphäre besonders gut ein:
Zitat von Doro im Beitrag #1
Mit einer dezenten Handbewegung schickte er die Lakaien vor die Tür.
Zitat von Doro im Beitrag #1Das Adjektiv 'klein' finde ich hier sehr gut, denn ich habe sofort diese winzigen, stoffbezogenen Knöpfchen jener Zeit vor Augen. Nicht einfach nur Knöpfe.
In seiner Ungeduld riss er zwei der kleinen Knöpfe ab.
Zitat von Doro im Beitrag #1
Sie kannte seine cholerischen Ausbrüche, fürchtete sie jedoch nicht. Neben seiner Mutter war Joséphine die einzige, die mit ihm offen sprechen konnte, ohne dass er es übelnahm. Da sie keineswegs gedachte, ihm nach dem Mund zu reden, blieben Streitereien nicht aus.
"Streitereien" würde ich gegen "Diskussionen" oder "Meinungsverschiedenheiten" austauschen. Streitereien klingt ein bisschen zu modern, finde ich.
Zitat von Doro im Beitrag #1
Sie tupfte mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen, nahm die Schultern nach hinten und wandte sich um.
Super. Ich habe gleich ihre stolze, schlanke Statur vor Augen, hochgestecktes Haar und einen schmalen, zarten Hals.
Zitat von Doro im Beitrag #1
Männer gab es wie Sand am mehr.
Sand am Meer
Zitat von Doro im Beitrag #1
GoJoséphine legte die Hand auf seine Brust.
Zitat von Doro im Beitrag #1
Für einen winzigen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke an Abschied. Seine Hände lenkten den Fokus auf ihre Körpermitte und sie genoss den Liebesakt.
Er rollte sich schwer atmend von ihr herunter. Sie grinste. Seine Kondition war verbesserungswürdig.
Zwischen den ersten Zärtlichkeiten und dem Herunterrollen fehlt mir ein kleiner Hinweis darüber, wann sie aufs Bett sinken. Ich hatte die zwei stehend vor Augen, weil dieser Hinweis fehlte, da kam das Herunterrollen ein wenig plötzlich.
Statt "sie grinste", das mir hier ein wenig unpassend vorkommt, schlage ich vor: "Sie lächelte träge." Oder "Sie schmunzelte in sich hinein."
Zitat von Doro im Beitrag #1
Er wandte sich ab, konnte sie nicht ansehen.
Joséphine streifte das Unterkleid über und klingelte nach ihrer Zofe.
Auch hier fehlt mir ein klarer Hinweis, dass er den Raum verlässt. Dass er gegangen ist, wurde erst einige Sätze später deutlich.
Ich nehme an, dass diese Winzigkeiten dem Zeichenkorsett zum Opfer gefallen sind. Aber vielleicht kannst du sie ohne Zeichenbegrenzung noch einfügen.
Man merkt, dass du gut recherchiert hast für die Story, oder dass du viel über Napoleon und Josephine weißt.
Ich weiß ja nicht, was für tolle Texte noch kommen, doch ich glaube, dieser ist schon jetzt ein Favorit für mich.
Sehr gern gelesen.
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)
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RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 24.08.2020 15:18von Sinjane • Federlibelle | 492 Beiträge | 2770 Punkte
Liebe @Doro ich habe die Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen, komme aber erst jetzt zum Kommentieren. Die Aufgabe hast du super erfüllt: Historisch, Liebe, Hindernis. Mir gefällt der Rahmen mit dem Gift und den Tapeten, aber besonders natürlich Joséphines innerer Kampf. Sie hatte es wirklich nicht leicht in der damaligen Gesellschaft (na gut, sie war natürlich extrem pivilegiert, aber ich meine die Erwartungen an sie als Frau), und das hast du toll beschrieben.
Ein paar Kleinigkeiten:
Zitat von Doro im Beitrag #1
Sie wusste, dass sie für ihr Alter außergewöhnlich schlank war und spürte seine anerkennenden Blicke. --> Den Satz würde ich umdrehen, um inhalltich logisch an den vorigen anzuschließen.
Zitat von Doro im Beitrag #1
„Très intéressant“, murmelte Napoleon, sein Blick strafte seine Worte jedoch Lüge. --> Ja, schöne Bemerkung, wirft einen schönen Schatten auf das Ende voraus.
Zitat von Doro im Beitrag #1
Nach 13 Jahren Ehe --> Ich würde die Zahlen eher ausschreiben, die Regel "Zahlen nur bis zwölf ausschreiben" gilt für den Journalismus. Im Fiction-Bereich ich man da zwar freier, ich persönlich finde aber, dass Ziffern immer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Geschmackssache.
Zitat von Doro im Beitrag #1
Sie grinste. --> Ich mag ihr Grinsen, vielleicht grinst sie in sich hinein, aber dann hättest du das Zeichenlimit überschritten
Zitat von Doro im Beitrag #1Doro, ich mag deinen Beitrag und danke, dass du als erste den Mut hattest, zu posten!
bedarf --> bedurfte
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Um erfolgreich zu schreiben, lies viel und schreibe viel (frei nach: Stephen King) Und trink viel Kaffee (ergänzt durch: Sinjane)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 24.08.2020 16:57von Gini • Federlibelle | 1.838 Beiträge | 3794 Punkte
@Doro du musst sehr gut recherchiert haben. Ich hatte zwar die Ahnung, dass es Napoleon gab.
War das nicht dieser kleine Mann, mit der Hand im Aufschlag seines Anzugs?
Entschuldige, dass ich so unwissend bin. Mit Historie hab ich mich noch nie befasst. Möchte trotzdem sagen,
dass mir deine Geschichte gut gefallen hat. Aber ich hab etwas nicht verstanden.
Die Tapeten sind vergiftet? Stirbt er jetzt? Dann müsste die doch aber auch sterben.
Warum hat er sie überhaupt erst geheiratet, wo sie doch 10 Jahre älter war, als er. Und sie schon Kinder hatte.
Außerdem muss er doch gewusst haben, dass sie in dem Alter keine Kinder mehr kriegen kann. Ich glaube jedenfalls,
dass es früher so war.
Gedanken sind nicht stets parat,/ Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 24.08.2020 17:33von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Hallo @Gini ,
ja, ich habe einiges über die beiden gelesen.
Natürlich wusste er, dass sie älter war als er. Allerdings waren sie ja 13 Jahre verheiratet, d.h. sie hätte am Anfang der Ehe durchaus noch Kinder gebären können. Da sie schon 2 hatte, musste Napoleon davon ausgehen, dass sie gebärfähig ist.
Es gab wirklich Gerüchte, dass Napoleon mit Arsen vergiftet wurde. Und es stimmt auch, dass in manchen Tapeten Arsen nachweisbar war. Josephine wohnte bis zu ihrem Tod (der im Übrigen früher eintrat als der Napoleons) im Schloss Malmaison, während Napoleon, wenn er in Paris war, weiterhin im Stadtschloss, Palasi de Tuileries, wohnte. Und natürlich hat sie dort die Tapeten auswechseln lassen, nicht in ihrem Schloss. (Das habe ich übrigens erfunden.)
Napoleon hat Josephine angeblich wirklich geliebt. Umgekehrt sind sich die Historiker da nicht ganz sicher. Allerdings hat sie sein Zimmer in ihrem Schloss (also Malmaison) bis zu ihrem Tod so gelassen wie er es eingerichtet hat. Vielleicht, weil sie gehofft hat, dass er zurückkommt.
Auch stimmt es, dass er sich hat scheiden lassen, weil er einen Thronerben wollte. Den hat er zwar mit seiner neuen Frau auch bekommen. Allerdings war er da nicht mehr Kaiser. Die Scheidung war somit eignetlich unnütz. Napoleons Sohn hatte selbst nie Kinder, somit ist der Name Bonaparte ausgestorben. Jedenfalls von Napoleons Linie. Josephines Fluch, wie ich es in meiner Geschichte geschrieben habe, ist wieder meine Fantasie entsprungen.
Wahr ist dagegen auch, dass Josephine Rosen züchtete. Ihre Rosensammlung im Park von Malmaison zählt zu den größten Europas.
Ich fand es total interessant, als ich zu recherchieren begann.
Über die beiden gäbe es so viel zu erzählen, ich musste mich entscheiden, welche Eckdaten oder Begebenheiten ich gebrauchen kann.
LG
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 24.08.2020 17:52von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte
Liebe @Doro! Was für eine tolle Geschichte. Du hast das Giftthema, das auch in Romeo und Julia eine Rolle spielt, super verwendet.
Diese Männer-wie zielsicher sie ihren eigenen Untergang herbeiführen und dieser Stolz auf den eigenen Samen! Welche Frau hätte sich da nicht gerächt. Und gar erst die reiche Josephine, die auch alle Möglichkeiten hatte.
Zwei Dinge sind mir persönlich aufgefallen: Ist es anzunehmen, dass nach 13 Jahren Ehe, das Thema Kinderlosigkeit noch kein einziges Mal zwischen den beiden zur Sprache gekommen ist? Ein kleiner Hinweis darauf, dass Josephine diesen Tag (und vielleicht auch die Rache) vielleicht schon erwartet hat, hätte mir gefallen. Das eine Spannung zwischen beiden da ist sagst du natürlich schon, das zeigt die Szene mit dem Gespräch über Gifte.
Vielleicht erwähnt Napoleon neidvoll den Sohn eines anderen Adeligen in einer kurzen Nebenbemerkung?
Dann ist bei mir und jetzt komme ich zum zweiten Punkt, der Effekt mit dem Pariser Grün nicht so ganz gelungen. Ich habe zwar sofort angenommen, dass es ein Gift ist, aber ich musste es googeln-gehöre also nicht zu der Zielgruppe, die hier selbstverständlich die Info hat, was für eine schädliche Langzeitwirkung die Ausdünstung so einer Tapete hat.
Aber ich denke, dass sind nur zwei Kleinigkeiten in deiner Geschichte, die ich wirklich ausgesprochen gerne gelesen habe! Und ausserdem weiß ich ja jetzt über "Pariser Grün" mehr als zuvor!
Die Dialoge zwischen beiden, deine Darstellung ihrer Beziehung mit den Rollenbildern der damaligen Zeit im adeligen Milieu - das gefällt mir ausgesprochen gut!
Herzliche Grüße und viel Glück im Wettbewerb
XXX
Carlotta Lila
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Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 24.08.2020 21:08von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte
Hallo @Doro
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #6
Ich habe zwar sofort angenommen, dass es ein Gift ist, aber ich musste es googeln-gehöre also nicht zu der Zielgruppe, die hier selbstverständlich die Info hat, was für eine schädliche Langzeitwirkung die Ausdünstung so einer Tapete hat.
Ich war nicht so schlau wie @Carlotta Lila und habe keine Verbindung zwischen der Farbwahl der Tapete und dem Arsen hergestellt, weil ich davon keine Ahnung hatte. Der Hinweis, dass Josephines Hand auf dem Buch des Doktors lag, hat bei mir leider nicht geholfen. Aber jetzt bin ich auch ein bisschen schlauer und der Schluss gefällt mir nun noch um einiges besser, beschreibt er doch in zwei simplen Worten, wie Josephine sich rächen wird.
Für Unwissende wie mich wäre ein kleiner Hinweis in die Richtung allerdings nicht verkehrt, schätze ich.
LG
Bree
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RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 29.08.2020 14:35von Yggdrasil • Federlibelle | 1.325 Beiträge | 3380 Punkte
So ein Glück! Da die Geschichte als erste eingestellt worden ist und ich sie erst jetzt lese, sind alle meine Bemerkungen schon gemacht worden. Tolle Atmosphäre, man wird in die damalige Zeit versetzt. Und auch wenn man einiges aus der Geschichte kennt, verleiht Deine Version doch dazu, sich evtl. etwas näher mit diesen berühmten Persönlichkeiten der Weltgeschichte zu befassen.
Sehr gern gelesen und: Vielen Dank!
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 06:32von Sturmruhe • Federlibelle | 1.421 Beiträge | 6442 Punkte
@Doro ,
da ich den Roman "Désirée" vor Jahren mehr als einmal regelrecht verschlungen habe, sind mir die Beziehung zwischen Napoleon und Josephine sowie die Scheidungsumstände gut in Erinnerung geblieben. Du hast dich wunderbar in jene Zeit eingefunden und den Zeitgeist zum Ausdruck gebracht. Ich fühlte mich direkt in das Schlafzimmer der beiden und in die Zeit kurz vor der Revolution zurückversetzt und bin begeistert von deiner Geschichte!
Winzige Hinweise zu vergifteten Tapeten und Arsen zogen sich clever durch den gesamten Text und mir war klar, dass diese irgendetwas vorbereiten sollten. Deshalb habe ich mich am Ende bei "Pariser Grün" nicht lange fragen müssen, was genau das sein könnte. Es MUSSTE einfach Arsen in einer Tapete sein. Deshalb habe ich auch gar nicht erst gegoogelt. Allerdings bestätigt es sich ja jetzt, denn meine Vorschreiber haben das ja getan.
Ich wünsche deiner tollen Geschichte viel Erfolg, sie hat es verdient!
Liebe Grüße
Marion
„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 12:19von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Freut mich, dass ich die Atmospähre der damaligen Zeit (oder zumindest wie wir uns das vorstellen) rüberbringen konnte, liebe @Carlotta Lila .
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #6Doch, es war Thema zwischen den beiden, denn Napoleon brauchte dringend einen Erben. Josephine hat zunächst versucht, die Schuld für die Kinderlosigkeit ihm zu geben. Sie hatte ja bereits zwei Kinder geboren. Napoleon hat daraufhin zwei Mätressen geschwängert. Als Beweis seiner Fruchtbarkeit. (Was für ein Opfer. Hi, hi.)
Ist es anzunehmen, dass nach 13 Jahren Ehe, das Thema Kinderlosigkeit noch kein einziges Mal zwischen den beiden zur Sprache gekommen ist? Ein kleiner Hinweis darauf, dass Josephine diesen Tag (und vielleicht auch die Rache) vielleicht schon erwartet hat, hätte mir gefallen. Das eine Spannung zwischen beiden da ist sagst du natürlich schon, das zeigt die Szene mit dem Gespräch über Gifte.
Die Ehe der beiden war politisches und gesellschaftliches Kalkül. Und zwar beidseitig, wobei zumindest Napoleon wirklich verliebt war. Wie ich Gini schon geschrieben habe, hat Josephine im Schloß Malmaison, wo sie bis zu ihrem Tod lebte, Napoleons Zimmer unangetastet gelassen. Ganz so, als hoffte sie, dass er zurückkäme.
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #6Das ist natürlich nicht gut, wenn der Leser googlen muss, um einen Text zu verstehen. Andererseits ist es doch schön, dass du was dazu gelernt hast.
Dann ist bei mir und jetzt komme ich zum zweiten Punkt, der Effekt mit dem Pariser Grün nicht so ganz gelungen. Ich habe zwar sofort angenommen, dass es ein Gift ist, aber ich musste es googeln-gehöre also nicht zu der Zielgruppe, die hier selbstverständlich die Info hat, was für eine schädliche Langzeitwirkung die Ausdünstung so einer Tapete hat.
Aber ich denke, dass sind nur zwei Kleinigkeiten in deiner Geschichte, die ich wirklich ausgesprochen gerne gelesen habe! Und ausserdem weiß ich ja jetzt über "Pariser Grün" mehr als zuvor!
Ich dachte, ich hätte genügend Hinweise gestreut, dass man draufkommt, auch wenn man nicht weiß, dass Pariser Grün eine mit Arsen belastete Tapete ist. Zumindest am Schluß sollte es klar sein, ohne dass man googlen muss. Allerdings hätte ich nicht viel mehr Hinweise geben können, da ich ohnehin an der oberen Zeichenbegrenzung lag. Und ich finde es schwierig, den Text so zu lesen, wie jemand, der von dem Thema überhaupt keine Ahnung hat. (Natürlich bemühe ich mich, aber man hat halt immer sämtliche Informationen im Hinterkopf.)
Sollte ich den Text nochmal für etwas verwenden, werde ich ihn vorher nochmals überarbeiten und eure Hinweise berücksichtigen.
Auf alle Fälle ist es interessant zu wissen wie die Texte beim Leser ankommen.
LG
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 12:25von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Zitat von Yggdrasil im Beitrag #8Freut mich, @Yggdrasil , dass dir die Geschichte gefällt. Als ich wusste, dass ich die beiden für meine Geschichte als Protagonisten nehmen will, habe ich angefangen zu recherchieren. Und habe viel mehr gelesen, als ich gebraucht bzw. verwendet habe. Aber es war einfach so interessant. Nicht nur über Napoleon und Josephine, auch über die Zeit an sich. Man sollte den Geschichtsunterricht in der Schule viel mehr an einzelnen Schicksalen festmachen. Ich finde, da kann man sich Ereignisse besser merken, als wenn man nur irgendwelche Daten auswendig lernt, wo einem ein Bezug fehlt. Und oft sind es Nebensächlichkeiten, die man sich gut merken kann.
Tolle Atmosphäre, man wird in die damalige Zeit versetzt. Und auch wenn man einiges aus der Geschichte kennt, verleiht Deine Version doch dazu, sich evtl. etwas näher mit diesen berühmten Persönlichkeiten der Weltgeschichte zu befassen.
Sehr gern gelesen und: Vielen Dank!
LG
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 12:25von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte
Liebe @Doro, natürlich kommt man beim Lesen drauf, dass es ein Gift sein muß.
Nicht aber beim Lesen der Überschrift und man weiss halt nicht genau, dass es die Langzeitwirkung hat mit dem Arsen.
Aber wie gesagt bei deinem Text: Mäkeln auf hohem Niveau (-;
LG
Carlotta Lila
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Thomas Alva Edison
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 12:30von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Zitat von Sturmruhe im Beitrag #9Liebe @Sturmruhe , genauso war es eigentlich auch gedacht.
Winzige Hinweise zu vergifteten Tapeten und Arsen zogen sich clever durch den gesamten Text und mir war klar, dass diese irgendetwas vorbereiten sollten.
Als ich wusste, was ich schreiben will, hat mir die Geschichte großen Spaß gemacht. Ich sah die beiden beim Schreiben vor mir.
So in einen Text einzutauchen gelingt mir nicht immer, hier war es relativ einfach, obwohl ich mit Geschichte wenig am Hut habe. Aber als ich angefangen hatte zu recherchieren, fand ich es total interessant. Beide Persönlichkeiten haben viel mehr zu bieten als das gängige Bild von ihnen, das man so von ihnen im Kopf hat.
Danke fürs Feedback!
LG
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 12:34von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #12Das finde ich persönlich wiederum nicht schlimm. Ich mag Überschriften, deren wahre Bedeutung man erst am Ende erkennt.
Nicht aber beim Lesen der Überschrift
Noch besser sind natülich Überschriften, wo der Leser sofort eine Assoziation hat, die sich dann aber als falsch herausstellt, weil es ganz anders gemeint ist.
LG
Doro
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RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Pariser Grün
in Archiv 02.09.2020 12:38von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Liebe @Bree ,
Zitat von Bree im Beitrag #7Ich werde es beim Überarbeiten mitberücksichtigen.
Für Unwissende wie mich wäre ein kleiner Hinweis in die Richtung allerdings nicht verkehrt, schätze ich.
Ist schon lustig - gerade bei dir als Krimiautorin hätte ich wetten mögen, dass dir die Hinweise was sagen und dich auf die richtige Spur bringen.
LG
Doro
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