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SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 16.11.2020 17:09von Gini • Federlibelle | 1.838 Beiträge | 3794 Punkte
„So mein Schatz, ich mach jetzt mal die Biege und komm in zei Wochen wieder. Dann machen wir was Schönes zusammen.“
Michael stand mit seinem gepackten Koffer schon an der Tür. Ungeduldig guckte er auf seine Uhr.
Lisa konnte es aus den Augenwinkeln sehen. Schnell versuchte sie noch, eine bedauernde Miene in ihr Gesicht zu legen, was ihr aber sehr schwerfiel.
„Ich werde dich vermissen. Fahr vorsichtig und komm bald wieder.“
Michael drückte ihr noch schnell einen flüchtigen Kuss auf die Wange und weg war er.
Lisa stand ganz verträumt in ihrem geräumigen Flur und ließ die künftigen zwei Wochen wie einen Film in ihrem Kopf abspielen.
Michael war ein erfolgreicher Architekt, der regelmäßig Geschäftsreisen unternehmen musste.
Anfänglich ihrer Ehe, war sie wirklich traurig, wenn er sie allein ließ.
Das war aber noch, bevor sie wusste, was sie wirklich glücklich machte.
Sie hatte absolut kein schlechtes Leben. Michael verdiente Unsummen an Geld und kontrollierte nie, was Lisa so täglich ausgab.
Und das war nicht wenig. Shoppen und Nagelstudio, Frisör, Wellness und was man noch so als Frau brauchte. Aber seit einigen Monaten bedeutete ihr das alles gar nichts mehr.
Lisa schaute sich in ihrem luxuriösen Haus um. Alles war teuer eingerichtet. Edle, hochflorige Teppich, die
jeden Schritt dämpften.
Vorhänge, die so schwer waren, dass sie nur von einem Fachmann auf und abgehängt werden konnte.
Die weißen Schleiflackmöbel wirkten zwar etwas kalt, aber damals, in ihrem alten Leben, war es für sie der Inbegriff für Luxus gewesen. Jetzt zählten eben andere Dinge, die für sie ihr Leben waren.
Das Zwischenmenschliche, war etwas ganz Intensives für sie geworden. Früher, da war Lisa oberflächlich. Tochter aus reichem Haus heiratet reichen Mann. So war es eben und ganz normal.
Aber seit sie ihre große Liebe gefunden hatte, war das alles nicht mehr wichtig.
Schnell ging sie zum Telefon, als hätte sie Angst, dass Michael noch einmal zurückkommen würde.
Was natürlich Blödsinn war. Nie würde er seinen Flug verpassen wollen. Sie drückte auf den Tasten eine Nummer.
„Ich bin jetzt alleine“, flüsterte sie verliebt ins Telefon, als sie die sanfte Stimme am anderen Ende vernahm. Sie sprach so leise, als wenn sie Angst hätte, dass jemand sie hören könnte. Sie war aber ganz alleine in dem riesigen Haus. Trotzdem, einer heimlichen Liebe musste man leise begegnen,
damit sie nicht kaputtging, dachte sie.
Nach einem Augenblick des Lauschens, trat ein verträumter Blick trat in ihre Augen.
Sanft stellte sie den Hörer auf die Basisstation, als sie das Gespräch beendet hatte. Sie ließ ihre Gedanken schweifen.
Michael ahnte nichts von ihren romantischen Gedanken und auch die Treffen mit ihrer Herzensliebe gab es nur, wenn er nicht da war. Und er war oft nicht zu Hause.
Lisa liebte ihren Michael schon lange nicht mehr. Sie wusste nur nicht, wie sie es ihm sagen sollte.
Wie würde er reagieren? Angst hatte sie eigentlich nicht, aber Lisa wollte ihm auch nicht wehtun.
Er hatte alles für dafür getan, dass es ihr gutging. Aber Glück und Leidenschaft war es nicht, was sie beide verband.
Als einen Augenblick später der satte Gong ihrer Haustür ging, lief Lisa leichtfüssig zur dorthin. Am liebsten hätte sie die Tür aufgerissen, weil das Adrenalin vor freudiger Erregung in ihr hochschoss,
aber die Metalltür war so schwer, dass es nur langsam ging.
Schnell griff sie nach dem Arm ihres Besuches und zog ihn ungestüm rein.
„Ich lass lieber den Schlüssel von innen stecken, damit wir keine Überraschung erleben.“
Lisa stammelte die Worte zwischen den ungeduldigen Küssen hervor.
Dann machten beide, dass sie nach oben in das prunkvolle Schlafzimmer kamen.
Dicke, flauschige Kissen türmten sich auf dem Himmelbett. Es war schon immer ein Traum von Lisa gewesen, ein Himmelbett zu haben. Hastig schmiss sie alle Kissen vom Bett und knüllte auch die Tagesdecke bis zum Fussende. Glücklich ließen die Liebenden sich reinfallen.Sie sahen und hörten nichts mehr, nur sich selbst.
„Ich ahnte es schon lange, dass etwas nicht mehr zwischen uns stimmt. Deswegen bin ich spontan zurückgekommen.“
Als Lisa erschrocken hochguckte, sah sie Michael mitten im Zimmer stehen.
Er war hochrot im Gesicht vor angelaufen vor Wut.
„Anscheinend hast du vergessen, dass wir eine hochmoderne Haustür besitzen.
Da kann von drinnen einen Schlüssel stecken lassen und kann von aussen trotzdem aufsperren.“
Plötzlich war Lisa innerlich ganz ruhig. Als wenn sie spürte, dass es ganuso richtig war, wie es jetzt schien. Das mit der Tür wusste sie natürlich. Aber vielleicht war es doch so, dass Michael endlich wissen sollte,
was sie bewegte.
„Es tut mir so leid Micha, Aber ich liebe Henrike schon seit längerer Zeit. Endlich weiß ich, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle. Ich bin jetzt angekommen.“
Henrike und Lisa umarmten sich innig, als würden sie sich nie wieder loslassen wollen.
Lisa spürte die weiche Haut ihrer Freundin unter ihren Händen und zitterte leicht vor Glück.
Gedanken sind nicht stets parat,/ Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 17.11.2020 04:29von Sturmruhe • Federlibelle | 1.421 Beiträge | 6442 Punkte
Hallo @Gini ,
man denkt, man weiss, worauf es hinauslaeuft, und dann kommt doch noch eine Ueberraschung! Gut gemacht, ich habe deine Geschichte gerne gesen!
Liebe Griesse
Marion
„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 17.11.2020 09:07von Gini • Federlibelle | 1.838 Beiträge | 3794 Punkte
@Sturmruhe
Ja das sollte man auch denken. Aber das wäre ja langweilig.
Danke für dein Feedback.
Gedanken sind nicht stets parat,/ Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 17.11.2020 19:54von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte
Liebe @Gini
ich gebe zu, dass ich nach einer Weile ahnte, dass ihre große Liebe eine Frau ist. Dafür hast du zu sehr versucht, Wörter wie "er" oder "ihn" zu vermeiden. Mit Michaels überraschender Rückkehr aber hab ich nicht gerechnet, da hast du mich gekriegt.
Dafür, dass er so wütend war, (hochroter Kopf und so) kam er mir bei dem was er sagte zu gelassen vor. Das passte nicht so recht zusammen. Lass ihn entweder wirklich wütend sein und sowas brüllen wie: "Wie kannst du mir sowas antun?" Oder "Raus hier, alle beide! Aber sofort!"
Oder aber er bleibt tatsächlich cool. Dann passt auch, dass er über die moderne Tür redet oder wieso er plötzlich zurück ist. Dass sein "Rivale" eine Frau ist, dürfte ihn aber schon überraschen. Damit rechnet er doch wohl nicht, oder doch? Es hat mich ein wenig gewundert, dass er dazu gar nichts sagte.
Weißt du, was mir ganz besonders gut gefallen hat? Das war dieser Satz:
Zitat von Gini im Beitrag #1
einer heimlichen Liebe musste man leise begegnen,
Ich finde, der klingt wunderschön. Den Rest des Satzes (sonst geht sie kaputt) brauchte ich hier gar nicht. Diesen Teil fand ich schön, so wie er da steht. Richtig poetisch und fast philosophisch. Dafür einen Extra-Applaus:
Eine typische Gini-Geschichte, die vom Thema her bestimmt auch eine super TrueStory wäre. Wie gesagt, die letzte Szene könnte noch etwas Schliff brauchen, aber sonst:
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)
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Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 18.11.2020 16:43von Gini • Federlibelle | 1.838 Beiträge | 3794 Punkte
@Bree
Hast recht, er hätte mehr sagen sollen. Einfach empörter. Aber leider war meine Stunde um.
Das Thema hab ich schon einmal in einer TS verarbeitet. Natürlich ganz anders.
Aber danke für deine Tipps.
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Wilhelm Busch (1832-1908)
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 20.11.2020 00:00von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte
Liebe @Gini, oh das war ganz schön spannend zu lesen, ich ahnte ja natürlich, dass sie erwischt werden würde, es konnte einfach nicht gut gehen (-:
Aber super fand ich, dass sie am Ende wirklich ganz cool geworden ist. Eine weitere Überraschung war, dass sie eine Frau als Liebhaberin hatte!
Das muß den armen Michael ganz schön verwirrt haben
LG
Carlotta LIla
https://www.leseflamme.jimdofree.com
Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 20.11.2020 15:05von Gini • Federlibelle | 1.838 Beiträge | 3794 Punkte
@Carlotta Lila
Danke fürs Feedback. Ich hätte Michaels Überraschung und auch Wut etwas mehr ausarbeiten können.
Aber geht die Stunde immer so schnell vorbei.
Gedanken sind nicht stets parat,/ Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 20.11.2020 21:05von Sinjane • Federlibelle | 492 Beiträge | 2770 Punkte
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Um erfolgreich zu schreiben, lies viel und schreibe viel (frei nach: Stephen King) Und trink viel Kaffee (ergänzt durch: Sinjane)
RE: SGZ - 20 Endlich angekommen
in Die Geschichten der Woche 21.11.2020 17:48von Gini • Federlibelle | 1.838 Beiträge | 3794 Punkte
@Sinjane danke fürs Feedback. Ich weiß gar nicht, wo ich diesen Satz mal gelesen habe.
Ich fand ihn nur sehr passend.
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Wilhelm Busch (1832-1908)
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