#1

Ein Buch das mir den Schlaf raubt(e)

in Komposthaufen 23.09.2023 01:45
von Sabrina Meinen • Federlibelle | 569 Beiträge | 1677 Punkte

Ich habe noch ein Buch, dass ich nicht empfehlen möchte. Leider durch eine Podcastfolge des Zeilenschlingers getriggert, lässt mich dieses Buch gerade nicht mehr los. Ich kann deshalb (noch) nicht einschlafen. Darum schreibe ich es runter.

Die Eckdaten des Buches
Titel: "Vollendet - die Flucht"Band eins der Dystopie "Vollendet"
Autor: Neal Shusterman
Altersempfehlung: ab 14

Meine Meinung:
Das was mich an dem Buch stört ist die Altersempfehlung. Ich würde es niemals einem Menschen unter 18 in die Hände drücken. Denn ich finde die Buchidee verstörend. Es hat mich viel Überwindung und etliche schlafreduzierte Nächte gekostet als ich dieses Buch las. Ich konnte mich bis zum Ende quälen, denn ich wollte mir eine umfassende Meinung bilden und nicht mittendrin aufhören.Was mich verstört ist die Idee der rückwirkenden Abtreibung. Warum auch immer hat die Regierung in dieser Story beschlossen, dass es keine Abtreibungen mehr gibt. Dafür gibt es die Umwandlung. Eltern die ihr Kind nicht mehr wollen oder das zehnte Kind von Eltern oder ein Waisenkind - das keinen gesellschaftlichen Mehrwert hat - darf umgewandelt werde. Es bedeutet "rückwirkend abtreiben". Geht aber nur im Alter von 13-17. Die Kinder werden in sogenannte Ernecamps gebracht. Denn es gibt eine "wunderbare" Errungenschaft in dieser Gesdellschaft: die komplette Verwendung aller menschlicher Organe und Gewebe. Und genau das geschieht mit den Kindern. Sie werden in Organe und Gewebe zerlegt und das alles bei vollem Bewusstsein, wenn auch unter Schmerzausschaltung.Am Ende des Buches wurde es für mich besonders hart. Denn da hat der Autor beschrieben, wie ein Junge auseinander genommen wird. Wie ihm einzelne Fähigkeiten Versagen (Bewegungen, Sehen, Hören, etc.) und er nicht mehr existent ist.All die entnommen Organe und Gewebe erhalten andere Menschen. Wer lieber blaue statt braune Augen möchte, kann sich die in einem Erntecamp kaufen und frisch einsetzen lassen. Ein neues Bein, weil das alte zwickt ist kein Problem mehr - praktisch eine Verjüngung ohne Botox und Co. Hatte das Kind einen Unfall und Teile seines Gehirns sind kaputt, macht das auch nichts. Es gibt genug Kids im Camp, deren Gehirnteile geerntet werden können. Geht sicher auch bei Demenz ...
In dem Buch ist ein Junge beschrieben, der einen Unfall hatte und ihm wurde Teile seines Hirns ersetzt. Aber anders als versprochen waren in diesem Teil noch Erinnerungen des eigentlichen Besitzers. Dieser erinnerte sich an eine Straftat, die er gemacht hat. Er hatte für seine Mama etwas geklaut und das im Garten vergraben. Dieser Gedanke umtrieb den Jungen mit dem Unfall. Er schaltete sein eigenes Bewusstsein teilweise aus, sodass er los zog um das Diebesgut auszugraben und es der Mutter zu geben. Praktisch als Wiedergutmachung für sein Verhalten. Diese Szenen zu lesen waren schwer für mich. Hat mich viele Tränen gekostet.
Ach ja und was Babys betrifft, dir dürfen laut Gesetz ja nicht abgetrieben werden, müssen also geboren werden. Aber nicht jede Familie möchte die haben. Es ist jedoch strafbar sie weg zu geben. Aber es ist kein Problem sie mitten in der Nacht vor die Haustür einer anderen Familie abzulegen - spätestens seit Harry Potter wissen wir wie robust Babys sind, dass die locker eine kühle Novembernacht auf der Türschwelle überstehen. Darf sich nur niemand erwischen lassen, sonst gibts das Gefängnis.
Die andere Familie muss dieses Kind nehmen! Sie kann es aber in der kommenden Nacht vor die nächste Tür legen. Schrecklich fand ich, wie der Autor schrieb, dass manchmal durch die mangelnde Versorgung die Kinder auf der Türschilder starben.
Mich hat die Altersempfehlung so sehr beschäftigt, dass ich damals recherchiert habe, wie das bei Büchern ist. Leider gibt es hier keine so strenger Regelung wie bei Filmen. Frei nach dem Motto: ist einer nackt, dann gibt's lieber FSK 18. Aber bei einem Buch, dass schreckliche Bilder in einem jugendlichen Hirn auslösen könnte, wird ein Auge zugedrückt. Sind ja nicht so fantasievoll unsere lieben Kleinen. Die haben dann kein Kopfkino ...


Finde den Mut für die Veränderung, die du dir wünscht,
die Kraft, es durchzuziehen
und den Glauben daran, dass sich alles zum Besten wenden wird.
Bree findet das Top
zuletzt bearbeitet 23.09.2023 01:47 | nach oben springen

#2

RE: Ein Buch das mir den Schlaf raubt(e)

in Komposthaufen 23.09.2023 01:47
von Sabrina Meinen • Federlibelle | 569 Beiträge | 1677 Punkte

Und nun Auszüge aus dem BuchCharta des Lebens Der Zweite Bürgerkrieg, auchbekannt als »Heartland-Krieg«,war ein langer, blutigerKonflikt um eine einzigeStreitfrage.Um den Krieg zu beenden,wurden mehrere Zusätze zurVerfassung verabschiedet: die»Charta des Lebens«.Beide Streitmächte, dieAbtreibungsgegner und dieAbtreibungsbefürworter,erklärten sich mit der Chartaeinverstanden.Nach der Charta des Lebensist das menschliche Leben vonder Empfängnis bis zu demZeitpunkt, an dem ein Kinddreizehn Jahre alt wird,unantastbar.Im Alter zwischen dreizehnund achtzehn Jahren könnenEltern ein Kind rückwirkend»abtreiben« ...... unter der Bedingung, dassdas Leben des Kindes »strenggenommen« nicht endet.Der Vorgang, mit dem dasLeben eines Kindes abge-schlossen wird, das Kind aberdennoch am Leben bleibt, wirdUmwandlung genannt.Die Umwandlung ist inzwi-schen eine gängige Praxis inder GesellschaftAusschnitt aus dem ersten Kapitel Zuhause.Wie kann er diesen Ort Zuhause nennen, wenn er daraus entfernt werden soll - nicht nur aus seinem Zimmer, sondern auch aus den Herzen derer, die ihn eigentlich lieben sollten?Sein Vater sitzt im Sessel und schaut Nachrichten., als Connor hereinkommt.»Hi, Dad.«Sein Vater zeigt auf ein Blutbad auf dem Bildschirm. »Klatscher. Schon wieder.«»Was haben sie diesmal in die Luft gejagt?«»Einen Old-Navy-Laden im Akroner Einkaufszentrum.«»Hmmm«, murmelt Connor. »Man sollte eigentlich meinen, sie hätten einen besseren Geschmack.«»Ich finde das nicht besonders lustig.«Connors Eltern ahnen nicht, dass ihr Sohn von seiner bevorstehenden Umwandlung weiß. Eigentlich wollten sie es vor ihm geheim halten, aber er war schon immer gut darin, Geheimnisse aufzuspüren. Als er vor drei Wochen auf dem Schreibtisch seines Vaters einen Tacker gesucht hatte, waren ihm Flugtickets für die Bahamas in die Hände gefallen. Über Thanksgiving wollten sie alle gemeinsam Urlaub machen.
Aber Connor fand nur drei Tickets - für seinen Vater, für seine Mutter und für seinen jüngeren Bruder. Kein Ticket für ihn. Zuerst vermutete er es irgendwo anders, aber je länger er darüber nachdachte, desto verdächtiger kam ihm die ganze Sache vor. Deshalb schaute er ein bisschen genauer nach, als seine Eltern mal nicht zu Hause waren. Und da fand er die Umwandlungsverfügung. Sie war ganz altmodisch in dreifacher Ausfertigung unterzeichnet worden. Die weiße war schon weg, bei den Behörden. Die gelbe würde Connor bis zu seinem Ende begleiten, und die pinkfarbene würde bei seinen Eltern bleiben, als Beweis dafür, was sie getan hatten. Vielleicht würden sie sie einrahmen und neben das Foto von seinem ersten Schultag hängen. Die Verfügung war auf den Tag vor dem Abflug auf die Bahamas datiert. Er würde abgeholt und umgewandelt werden, während seine Familie in die Ferien fuhr, um sich abzulenken. Vor lauter Ungerechtigkeit hätte Connor am liebsten etwas zerschlagen. Am allerliebsten hätte er sehr viel zerschlagen, aber er beherrschte sich. Ausnahmsweise zügelte er seinen Zorn, und abgesehen von ein paar Schlägereien in der Schule, in die er mehr oder weniger unverschuldet geriet, behielt er seine Gefühle für sich. Und auch sein Wissen.
Eine Umwandlungsverfügung ist unumkehrbar, schreien und toben würde rein gar nichts ändern. Außerdem verlieh es Connor sogar eine gewisse Macht, dass er das Geheimnis seiner Eltern kannte. Zum Beispiel als er seiner Mutter Blumen mitbrachte, und sie danach stundenlang weinte. Oder die Zwei plus im Chemietest - die beste Note, die er je in Chemie geschrieben hatte. Er reichte den Test seinem Vater, der ganz bleich wurde, als erihn sah.
»Schau mal, Dad, meine Noten werden besser. Bis zum Ende des Schuljahres schaffe ich vielleicht sogar noch eine Eins in Chemie.«Eine Stunde später saß sein Vater im Sessel, den Test immer noch umklammnert, und starrte mit leerem Blick an die Wand.Connors Beweggründe waren einfach: Sie sollten leiden. Sie sollten ihr Leben lang daran denken, was für einen schrecklichen Fehler sie begangen hatten.Aber auch jetzt, nachdem er ihnen das drei Wochen lang vor Augen geführt hat, geht es ihm nicht besser. Seine Rache verschafft ihm keine Genugtuung. Im Gegenteil, seine Eltern tun ihm leid, und er hasst sich für solche Gefühle.»Habt ihr schon gegessen?«Sein Vater wendet den Blick nicht vom Fernseher. »Deine Mutter hat dir was hingestellt.«Connor geht in Richtung Küche, aber auf halbem Weg hört er: »Connor?«Er dreht sich um. Sein Vater schaut ihn an. Er schaut ihn nicht nur an, sondern starrtgeradezu.Jetzt sagt er's mir, denkt Connor. Jetzt sagt er mir, dass sie mich umwandeln lassen, und dann bricht er in Tränen aus und beteuert, wie schrecklich leid es ihm tut. Und dann würde Connor die Entschuldi- gung vielleicht sogar annehmen. Vielleicht würde er ihm sogar vergeben und ihm sagen, dass er nicht zu Hause sein würde, wenn die JuPos ihn abholten.Aber dann sagt sein Vater nur: »Hast du abgeschlossen?«»Mach ich gleich.«Connor schließt die Haustür ab und geht in sein Zimmer. Der Hunger, auf was immerseine Mutter für ihn aufgehoben hat, ist ihm vergangen.

Um zwei Uhr morgens zieht sich Connor schwarze Sachen an und packt die Dinge in seinen Rucksack, die ihm etwas bedeuten. Danach hat er immer noch Platz für genug Kleidung zum Wechseln. Er istüberrascht, wie wenige Gegenstände er wirklich mitnehmen möchte. Hauptsächlich sind es Erinnerungen an eine Zeit, bevor alles so falsch gelaufen ist zwischen ihm und seinen Eltern. Zwischen ihm und dem Rest der Welt.Connor späht vorsichtig zu seinem Bruder hinein, überlegt kurz, ob er ihn wecken soll, um sich zu verabschieden, verwirft den Gedanken aber gleich wieder. Leise schlüpft er in die Nacht hinaus. Sein Fahrrad kann er nicht nehmen. Er hat eine Peilsender-Diebstahlsicherung eingebaut. Damals konnte er ja nicht damit rechnen, dass er es vielleicht selber einmal stehlen würde. Ariana hat Fahrräder für sie beide.

Normalerweise braucht Connor zu Fuß zwanzig Minuten bis zu Arianas Haus. Aber in Ohio verlaufen die Straßen in den Vororten nie ganz gerade, deshalb nimmt er den direkten Weg durch den Wald und ist in zehn Minuten da.Das Haus ist dunkel. Das hat er erwartet. Ihre Eltern wären misstrauisch geworden, wenn Ariana die ganze Nacht aufgeblieben wäre. Besser, sie tut so, als ob sie schläft. Connor hält Abstand zum Haus. Die Lampen im Garten und auf der vorderen Veranda haben Bewegungsmelder und schalten sich ein, wenn sich in ihrem Umfeld etwas rührt. Das soll wilde Tiere und zwielichtige Gestalten abschrecken. In den Augen von Arianas Eltern trift beides auf Connor zu.Er holt sein Handy heraus und wählt Arianas Nummer. Von seinem Standort im dunklen hinteren Teil des Gartens hört er es in ihrem Zimmer klingeln. Connor legt rasch auf und zieht sich noch weiter ins Dunkle zurück, falls ihre Eltern aus dem Fenster schauen. Was sollte das denn?Wieso hat sie ihr Handy nicht auf Vibration gestellt?Connor schlägt einen großen Bogen um den Garten, immer auf Distanz zu den Bewegungameldern. Ein Licht leuchtet zwar auf, als er die vordere Veranda betritt, aber nur Arianas Zimmer hat ein Fenster in diese Richtung. Ein paar Augenblicke später kommt sie zur Tür, öffnet sie, aber nicht weit genug, dass sie heraus oder er hinein gehen könnte.»Hi, bist du fertig?«, fragt Connor. Offensichtlich nicht: Sie trägt einen Morgenmantel über ihrem Satinpyjama.»Hast du es etwa vergessen?«»Nein, nein, ich hab's nicht vergessen...«»Dann beeil dich! Je schneller wir hier wegkommen, desto mehr Vorsprung haben wir.«»Connor«, sagt sie, »die Sache ist ...«Und die Wahrheit liegt in ihrer Stimme, darin, wie schwer es ihr fällt, nur seinen Namen auszusprechen, an dem entschuldigenden Zittern, das wie ein Echo in der Luft schwebt. Sie muss nichts weiter sagen, er weiß Bescheid, aber er lässt sie dennoch reden. Denn es fällt ihr schwer, und er möchte, dass es ihr schwerfällt. Es soll ihr schwerer fallen als alles, was sie je im Leben getan hat.»Connor, ich würde wirklich gern abhauen, echt?... Aber gerade jetzt ist es total schlecht. Meine Schwester heiratet, und du weißt ja, ich bin Trauzeugin. Und dann die Schule.«»Du hasst die Schule. Du hast gesagt, du schmeißt sie, sobald du sechzehn bist.«»Ich hab gesagt, ich lege eine Befreiungsprüfung ab«. sagt sie. »Das ist was völlig anderes.«»Dann kommst du nicht mit?«»Ich würde gerne, echt ... Aber ich kann nicht.«»Also war alles, worüber wir gesprochen haben, gelogen? «»Nein«, sagt Ariana. »Es war ein Traum. Die Wirklichkeit ist dazwischengekommen. Das ist alles. Und abhauen löst keine Probleme.«»Abhauen ist der einzige Weg, mein Leben zu retten«, zischt Connor. »Ich soll umgewandelt werden, falls du das vergessen hast.«Sie berührt sanft sein Gesicht. »Ich weiß. Aber ich nicht.«Da geht oben an der Treppe ein Licht an, und Ariana schiebt die Tür reflexartig noch ein Stück weiter zu.»Ari?«, hört Connor ihre Mutter. »Was ist los? Was machst du an der Tür?«Connor tritt ein paar Schritte zurück, um außer Sicht zu sein, und Ariana dreht sich zur Treppe um. »Nichts, Mom. Ich dachte, ich hätte einen Kojoten gesehen, und wollte sichergehen, dass die Katzen nicht draußen sind.«»Die Katzen sind oben, Liebes. Mach die Tür zu, und geh wieder ins Bett.«»Ein Kojote bin ich also.«, murmelt Connor.»Pssssst.« Ariana schließt die Tür bis auf einen schmalen Spalt. Er sieht nur noch dieKonturen ihres Gesichts und ein violettes Auge. »Du schaffst es, ich weiß, dass du es schaffst. Ruf mich an, wenn du in Sicherheit bist.« Dann drückt sie die Tür ins Schloss.Connor bleibt noch eine ganze Weile stehen, bis das Licht ausgeht. Allein zu sein war nicht Teil des Plans gewesen, aber schließlich dämmert ihm, dass es so richtig ist. Seit seine Eltern dieses Papier unterzeichnet haben, ist er allein.[.]


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zuletzt bearbeitet 23.09.2023 01:53 | nach oben springen


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