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Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 17.05.2023 21:18von blauer Granit • Federlibelle | 695 Beiträge | 3577 Punkte
Wien, Wien nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Denn der Wiener Grant
Ist mir so bekannt.
Ich komme an den Burgplatz heran
Schaut mich Franz-Josefs Statue böse an.
Auch Sisi hat sich äußerst leidgetan
Als sie nach Wien, als Kaiserin kam.
Der Lipizzaner zieht stets ein Gesicht
Die Subventionen kommen nicht.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Geh ich in den Steffl rein
Muss ich immer grantig sein.
Denn Touristen sind dort überall
Und schreien fast im Überschall.
Mit Selfie Sticks wedeln sie hin und her
Bei diesem Anblick grantle ich noch mehr.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Wenn ich ins Central, dann gehe
Ich noch mehr Touristen sehe.
Der Oberkellner zieht, die Brauen hoch
Das finden die Touristen doof.
Doch ich fühle mich daheim
Ein Wiener Kellner, muss eben grantig sein.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Im Bobo Café hingegen
Lächeln die Kellner unentwegten.
Dort gehe ich nicht hinein
Freundlich können Kellner nur zu Touristen sein.
Zu mir müssen sie nicht freundlich sein
Touristen bringen mehr Geld hinein.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Ich eile fort von jenem Ort
Und begehe fast Touristen Mord.
Vorm Burgtheater werde ich gefragt
Ob das Parlament hier tagt.
Ich sage: „Es steht Theater an jener Pforte
Weil Schauspieler spielen an jenem Orte.“
Wien, Wien, nur du allein
Kannst mein Heimat sein.
An der Universität ist es nicht besser
Die Burschis haben Narben von dem Messer.
Ich hasse sie aus tiefster Seele
Und schreie: „Nazis raus“ aus voller Kehle.
Die Nazis, tun sich selbst sehr leid
Sie klagen über unsre Zeit.
Wien, Wien nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Am Ring da steht die Bim
Die Klimakleber kleben sich da hin.
Die Pensionisten sudern in einem fort
Die Klimakleber bleiben dort.
Klimawandel kann nicht sein
Drum gehen die Leugner ins Beisl rein.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Corona Leugner haben, nicht beim Steffl dort
Doch auf der Mariahilfer Straße ihren Standort.
Auch Missionare schreien hier
Von Jesu Liebe für und für.
Scientology ist nicht dumm
Führt Migranten an der Nase rum.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Die Junkies lallen im Drogenrausch
In der Gruft, da schlafen sie sich aus.
Die Lahme ist Ungarin
Zum Betteln bringt ihr Vetter sie hin.
Die Passanten eilen immer fort
Für sie gibt es kein freundliches Wort.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Als verlorene Insel, im Irrsinn
Finden sich die Feministinnen.
Schulkinder versuchen unterdessen
Ein Kind von der Abschiebung zu retten
Den Alten gefällt, das gar nicht sehr
Da muss ein neuer Führer her.
Wien, Wien, nur du allein
Du kannst meine Heimat sein.
In der U-Bahn hör ich unterdessen
Kinder haben ihren Dialekt vergessen.
Auch ihre Jugendsprache wird vergehen
Ich kann sie sowieso nicht verstehen.
Aber sprechen sie sich auf Piefkinesisch an
Geht’s mir furchtbar schiach an.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Die Sonne geht unter mit voller Macht
Das Parlament sagt gute Nacht.
Justitias Statue hat die Augen stets verschlossen
Wir wollen trotzdem nur das Beste hoffen.
Gerechtigkeit, Wo bist du hin?
Frag, Ich mich oft mit bangem Sinn.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Noch ist Dichtkunst in Wien frei
Unseren Politikern ists einerlei.
Die Wahrheit spricht das Dichterwort
Hier und jetzt, immerfort.
Die Dichtkunst mag den Wienerinnen.
Als Gewissen dienen.
Wien, Wien, nur du allein
Kannst meine Heimat sein.
Dieses Wien, mit aller Macht
Hat die Mischung aus Alt und Neu gemacht.
In Wien der Nachtwind weht
Wo Freuds Büste steht.
Ich sage euch gute Nacht
Für heute habe ich Schluss gemacht.
Ach, Wien in Leid und Wehe.
Ich nicht von dir gehe.
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 18.05.2023 10:45von Bree • Federlibelle | 4.477 Beiträge | 18172 Punkte
Liebe @blauer Granit
ich freue mich, dass es endlich noch ein Heimatgedicht gibt! In den Wettbewerbsbeiträgen führen sie ja eine Art Schattendasein, deshalb danke ich dir, dass es nun immerhin drei Gedichte geworden sind.
Obwohl du dir in deinen Zeilen alle Mühe gibst, die weniger schönen Seiten deiner Heimatstadt zu zeigen, spürt man, dass du Wien dennoch liebst. Ich selbst war bereits einige Male dort - als Tourist *schäm* - und kenne Wien nur aus der Touri-Perspektive. Es ist eine schöne Stadt, mit viel Geschichte, Kultur und Flair. Doch dort zu leben, ist natürlich etwas anderes. Das machst du sehr deutlich.
Der Rhythmus ist zwar recht holperig, aber unterhaltsam und informativ sind deine Zeilen allemal.
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)
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Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de
Einen eigenen Youtube-Kanal habe ich auch. Dort lese ich einige meine Geschichten.
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RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 19.05.2023 14:28von Anka • Federlibelle | 759 Beiträge | 3353 Punkte
Liebe @blauer Granit, auch ich habe mich sehr über dein Heimatgedicht gefreut. Dann sind wir nun zu dritt!
Du zeigst sehr deutlich, was dir an deiner Stadt nicht gefällt und ich finde das - aus deiner Sicht - gut nachvollziehbar.
Sehr schön, dass du dich trotzdem zu Wien bekennst und das im Refrain immer wieder betonst. Auch das Versmaß mit den zwei Zeilen hat mir gefallen. Temporeich auf den Punkt gebracht.
Geschichten schreiben ist wie zaubern!
www.writeandride.de
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 20.05.2023 11:49von Alexander Bär • Fleißbiene / Fleißdrohne | 59 Beiträge | 224 Punkte
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 20.05.2023 16:51von blauer Granit • Federlibelle | 695 Beiträge | 3577 Punkte
Hallo @Alexander Bär !
piefkinesisch ist deutsches Deutsch: Also Tunke statt Sauce oder Tomate statt Paradeiser
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 21.05.2023 00:03von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.245 Beiträge | 9969 Punkte
Liebe @blauer Granit! Ich finde dein Gedicht sehr originell. Bei vielen Stellen hab' ich schmunzeln müssen: ich wusste genau, wovon du schreibst! Ich lebe zwar seit 2003 in Wien, bin ja aber aus der Steiermark. Ich finde Wien einerseits toll, andererseits sehr herausfordernd - Großstadt halt.
Und der Wiener Grant- der ist mir wohlbekannt (-:
Die Reime sind teilweise flüssig, teilweise holpern sie - vielleicht magst du bei Gelegenheit überarbeiten?
Aber wirklich super, dass du ein Heimatgedicht geschafft hast! Ich habe diesmal passen müssen. Es ist wieder mal sehr dicht bei mir...
Ich wünsch dir ganz viel Erfolg
Carlotta Lila
https://www.leseflamme.jimdofree.com
Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 21.05.2023 15:09von Jana88 • Federlibelle | 568 Beiträge | 1308 Punkte
Oh, Wien in allen Facetten.
Du zeigst uns viele Seiten der Stadt. Ich selbst war noch nie da, habe aber die Sissi-Assoziation im Kopf.
Den Rhythmus fand ich nicht ganz so gelungen, aber inhaltlich echt stark.
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Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende *Oscar Wilde
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 22.05.2023 23:17von blauer Granit • Federlibelle | 695 Beiträge | 3577 Punkte
Liebe @Bree,@Anka , @Carlotta Lila ,@Jana88,@Chris2000 88,@Alexander Bär !
Danke für eure Kommentare. Es ist definitiv das längste Gedicht, dass ich je geschrieben habe und das erste seit langem, das gereimt war.
Daher kommen die holprigen Stellen, Es hat mir wirklich Spaß gemacht es zu schreiben.
Danke, dass es euch gefällt
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 23.05.2023 23:13von Rita Adam • Grashüpfer | 28 Beiträge | 96 Punkte
@blauer Granit,
alle Achtung, was für ein langes Gedicht.
Du beschreibst Wien eigentlich sehr finster - dabei dachte ich immer, dass es eine wunderschöne Stadt ist. Aber wahrscheinlich kann man das nur so genau beschreiben, wenn man dort lebt.
Ich will jetzt auch nicht über einige Stellen meckern - dafür müsste ich es erst einmal besser machen und das kann ich definitiv nicht.
Ich habe es jedenfalls gern gelesen.
LG Rita
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 24.05.2023 18:47von Doro • Federlibelle | 2.416 Beiträge | 9470 Punkte
Liebe @Rita Adam ,
ich bewundere jeden, der so ein langes Gedicht schreibt. Auch, wenn der Rythmus manchmal holprig ist.
Man kann herauslesen, wie viel dir die Stadt bedeutet, mit all ihren lichten und ihren Schattenseiten.
Zitat
Ein Wiener Kellner, muss eben grantig sein.
Da musste ich grinsen. Das würde auch auf die Bayern zutreffen.
LG Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 25.05.2023 08:28von -jek • Federlibelle | 734 Beiträge | 2198 Punkte
@blauer Granit Tut mir Leid, du hast mich mit deinem Granteln nicht davon abschrecken können, wieder nach Wien zu kommen. Gerade der barock schwellende, aber mit Stecknadeln gespickte Charme macht Wien und die WienerInnen so anziehend. G´schamigster Diener!
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Wenn du Schreibregeln beherrscht, ist das gut. Wenn sie dich beherrschen, ist das schlecht.
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 25.05.2023 10:26von Doro • Federlibelle | 2.416 Beiträge | 9470 Punkte
Liebe @blauer Granit ,
sorry, dass ich zunächst dachte, dass @Rita Adam (Rita, danke für den Hinweis) das Gedicht geschrieben hat.
Hier noch mal mein Kommentar:
Zitat von Doro im Beitrag #11LG
ich bewundere jeden, der so ein langes Gedicht schreibt. Auch, wenn der Rythmus manchmal holprig ist.
Man kann herauslesen, wie viel dir die Stadt bedeutet, mit all ihren lichten und ihren Schattenseiten.
Zitat
Ein Wiener Kellner, muss eben grantig sein.
Da musste ich grinsen. Das würde auch auf die Bayern zutreffen.
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: Heimatgedicht-Wien, Wien, nur du allein
in Archiv 25.05.2023 13:49von blauer Granit • Federlibelle | 695 Beiträge | 3577 Punkte