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SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 25.03.2022 01:30von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.285 Beiträge | 10173 Punkte
Fragment eines Ehestreits
Anmerkung: Der Text beruht nicht auf einer wahren Begebenheit, ist jedoch durchaus von Ereignissen ähnlicher Art inspiriert, hat diese zusammengefasst und dramatisiert
Er: Wo sind meine Socken?
Sie: Na wo sie immer sind.
Er: Wie – wo sie immer sind?
Sie: Schau halt unterm Bett.
Er: Du solltest dort lieber erst staubsaugen.
Sie: Weil der Lurch* dort kriecht?
Er: Das ist noch milde ausgedrückt.
Sie: Hast du keine anderen Socken?
Er: Was für Sorgen?
Sie: Socken!!!
Er: Du hast ja die Wäsche nicht gewaschen!
Sie: Wer sagt, dass ich das tun muss?
Er: Du hast es doch immer gemacht.
Sie: Ja das war ein Fehler.
Etwas später
Sie: Und, hast‘ sie schon gefunden?
Er: Nein, nur eine alte Hose.
Sie: Dann hab‘ ich auch keine Ahnung. Wahrscheinlich habe ich sie weggeworfen.
Er: Das waren doch noch gute Socken. Ich habe sie erst drei Tage getragen!
Sie: Das habe ich gerochen. Die hatten auch Löcher.
Er: Bitte sag, dass es nicht wahr ist.
Sie: Kannst ja im Mistkübel schauen.
Geräusche, Wühlen. Wenige Minuten später
Sie: Und, gefunden?
Er: Nur eine. Wo ist die andere Socke?
Sie: Ist doch völlig egal. Du hast doch hunderte von denen.
Er: Ich will wissen, wo diese verdammte zweite Socke ist!
Sie: Sicher auch im Mistkübel. Vielleicht weiter unten.
Er: Du solltest sie eigentlich suchen.
Sie: Wie?
Er: Du hast sie weggeworfen. Du solltest meine zweite Socke suchen!
Sie: Da kannst du lange warten!.
Er läuft wütend mit der einen Socke im Zimmer auf und ab.
Er: Die Socke war noch gut!
Sie: Ich weiß, du hast sie so gemocht.
Er: Hör auf mich auszulachen!
Sie: Aber das tue ich doch gar nicht. Morgen kaufe ich dir ein neues Paar.
Er: Meine Mutter hat die Socken immer gestopft. Wir haben sie jahrelang getragen.
Sie: Ich bin aber nicht deine Mutter.
Er: So habe ich das ja nicht gemeint.
Sie: Hat sie dir das Stopfen nicht beigebracht?
Er: Langsam würde ich gerne deinen Mund stopfen!
Sie: Langsam würde ich gerne über etwas anderes reden.
Er hat inzwischen den Mistkübel am Fußboden ausgeleert
Er: So, wo ist meine zweite Socke?
Sie: Weißt du was du gerade getan hast?!
Er: Such mir jetzt meine Socke!
Sie: Du hast den ganzen Müll am Fußboden ausgeleert!
Er: Meine Socke, wo ist sie?
Sie: Es stinkt hier bestialisch.
Er findet endlich in einem leeren Joghurtbecher seine Socke
Sie: Was für ein wunderschönes Objekt. Faszinierend.
Er: Spar dir den Zynismus. Die kommt jetzt in die Waschmaschine.
Sie: Ok.
Er: Zeigst du mir, wie man sie einschaltet?
Sie: Ruf doch deine Mutter an, die weiß das bestimmt.
Er: Du weißt doch, dass sie seit zwei Jahren tot ist.
Sie: Tut mir leid, das habe ich total vergessen.
Er geht ins Bad und fummelt an der Waschmaschine herum. Fünf Minuten später
Sie: Na, geht’s wieder?
Er: Ja schon ok. Die Waschmaschine war eh leicht zum Einschalten.
Sie: Ich weiß halt nicht, warum du einfach nichts wegschmeißen kannst.
Er: Ja, du hast irgendwie recht.
Sie: Wir leben ja nicht mehr im Krieg oder so.
Er: Stimmt natürlich.
Kurzes Schweigen. Dann …
Sie: Du, wo sind eigentlich meine marokkanischen Hausschuhe?
Er: Die waren doch schon kaputt, oder?
Sie: Was soll das heißen?
Er: Die sind ja von den Katzen total zerfetzt worden und lagen dann immer im Weg rum.
Sie: Das ist ein Andenken an unsere Hochzeitsreise vor zehn Jahren. Wo sind sie?
Er: Sorry, ich hab‘ die vorgestern weggeschmissen. Vielleicht sind sie noch in der Mülltonne im Hof.
Sie: Ich glaube, du weißt, was du jetzt gleich tun wirst!
Er: Ich denke gar nicht daran.
Sie: Du brauchst gar nicht denken, nur tun!
Er: Ja, ich werde jetzt etwas ruhen.
Sie: Morgen kommt aber schon die Müllabfuhr.
Er: Und das um fünf Uhr Früh! Da hast du ja noch Zeit zum Suchen.
Sie: Ich denke nicht daran.
...
(Lurch: österreichischer Ausdruck für Staubgewebe)
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Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison
RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 25.03.2022 07:53von Herbert Glaser • Federlibelle | 665 Beiträge | 1234 Punkte
RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 25.03.2022 09:15von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.285 Beiträge | 10173 Punkte
Lieber @Herbert,
danke für deinen Kommentar! Beim Schreiben von Dialogen bemühe ich mich -Stilmittel- zu dramatisieren und so - wenn es geht - ein bisschen Würze rein zu bringen...einfach damit es sich nicht so trocken liest.
Sockenstreits sollen ja übrigens Klassiker sein(-;
Ja und "der Lurch kriecht" ich glaube, wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre ich auch nie drauf gekommen. Gibts da vielleicht auch noch andere Ausdrücke, um zu sagen, dass etwas staubig ist?
Liebe Grüße
Carlotta Lila
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RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 25.03.2022 10:06von Doro • Federlibelle | 2.449 Beiträge | 9597 Punkte
Liebe @Carlotta Lila ,
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #1Das denke ich mir auch manchmal. (Man nimmt ihnen echt zu viel ab.)
Ja das war ein Fehler.
Das Lurch-Sprichwort kannte ich zwar nicht, hat sich aber aus dem Kontext erschlossen. (Oder vielleicht, weil es bei uns unter den Betten auch
oft staubig ist?)
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #1Diese Antwort hasst mein Mann auch.
Na wo sie immer sind.
Mir dagegen ist es ein Rätsel, dass man sich nicht merken kann, wo bestimmt Sachen ihren Platz haben. (Und ich bin niemand, der ständig alles umräumt. Dazu bin ich viel zu bequem.)
Bestes Beispiel ist, wenn ich ein Küchenutensiel suche und weiß, dass es vorher in der Spülmaschine war. Dann überlege ich mir, wer sie ausgeräumt hat. Wenn es mein Mann war, dann suche ich an der Stelle, wo ich es ganrantiert nicht hinräumen würde. Da findet es sich dann oft. Allerdings muss ich zugeben, dass das nicht allzu oft vorkommt, da er sie nur selten ausräumt.
Wäre interssant zu erfahren, ob es eskaliert oder sich wieder einrenkt. In ersterem Fall könntest du einen Krimi draus machen.
LG
Doro
PS.: Ich frage meinen Mann (oder den Rest der Familie) übrigens immer, bevor ich kaputte Socken wegwerfe.
PPS.: Warum merkt man immer erst nach dem Waschen, dass Socken kaputt sind? Hauptsache, sie landen sauber im Müll.
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 25.03.2022 21:08von Mary Poppins (gelöscht)
@Carlotta Lila: herrlich! Vielen Dank! Am besten fand ich, dass sie tatsächlich den Tod der Schwiegermutter vergessen hat 😂🙈
RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 25.03.2022 22:35von blauer Granit • Federlibelle | 697 Beiträge | 3623 Punkte
@Liebe Carlotta Lila!
Ich fand den Text sehr amüsant. Ich kann ihn mir gut als Teil eines Theaterstücks mit dem Titel:" Szenen einer Ehe" vorstellen.
RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 27.03.2022 12:53von Gini • Federlibelle | 1.811 Beiträge | 3723 Punkte
@Carlotta Lila Herrlich diese Fragmente einer Ehe. Ich habe mich köstlich amüsiert.
Das erinnert mich alles ein wenig an meinen Mann und mich. Er könnte auch darüber diskutieren,
wenn ich etwas von seinen Klamotten zur Altkleidersammlung gebe.
Er: Das war doch noch gut
Ich: Das T-Shirt saß wie eine Presswurst an deinem Körper
Er: Ich kann ja nichts dafür, wenn du es zu heiß wäscht. Außerdem nehm ich noch ab und dann passt es wieder.
Sagt er seit Jahren. Hätte ich diese ganzen Klamotten aufbewahrt, würde der Schrank platzen. Jetzt tu ich es heimlich
weg und siehe da, er merkt es nicht einmal. So sehr hat er es dann wohl doch nicht vermisst.
Gedanken sind nicht stets parat,/ Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)
RE: SGZ 12/22 Fragment eines Ehestreits
in Die Geschichten der Woche 27.03.2022 13:19von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.285 Beiträge | 10173 Punkte
@Gini, hahah bei uns eben auch so ((((-:
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Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
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