#1

Türchen 21 - 24

in Adventskalender 2020 30.12.2020 11:23
von Bree • Federlibelle | 4.647 Beiträge | 19106 Punkte

21. Dezember – „Verwickelt“ von Sinjane

"Hey, ja!" ruft Oktobrachia, klettert fix von Carlos Rücken und schmeißt sich mit Hilfe ihres Fadens mitten auf die Tanzfläche. Dann fällt ihr ein, dass sie gar nicht das Tanzbein schwingen kann, denn sie hat ja nur Arme.
"Buhuhu,", beginnt sie zu weinen.
"Tanz doch im Handstand", schlägt Libelle Cordulia vor. "Ist ganz einfach". Sie schlägt direkt einen Salto in der Luft.
"Wäre eine Idee." Oktobrachia probiert es aus. Das macht Spaß! Aber dann passiert, was passieren musste: Ihre Arme verwickeln sich! Lange kann sie diese Position nicht mehr halten, und weit und breit nichts, an dem sie einen Faden befestigen könnte.
Da fliegt Luzie heran. Oktobrachia hat ganz schön Respekt vor ihr, weil sie so streng ist. Tatsächlich gibt Luzi sofort Befehle: "Acht FreIwillige vor!", schnarrt sie. "Entknotungsmission! Formation an die Bei... äh, Arme! Lage sondieren, Lotsenfunktion aktivieren."
In Windeseile setzen die anderen Glühwürmchen Luzis Befehle um.
Jetzt braucht Oktobrachia nur noch mit ihren Armen den Leuchtspuren zu folgen, und schon ist sie entknotet! Und während sie ihre Tanzarme schwingt, leuchtet ihr Luzis Truppe den Weg. Wunderschön sieht das aus.


22. Dezember – „Der Morgen danach“ von Bree

Ich gähne herzhaft. Während ich wach werde, schießen Bilder der gestrigen Party durch meinen Kopf. Die lachenden Wiesenbewohner auf dem Rücken von Carlo, dem Fuchs, der wie ein Karusselwagen im Kreis rennt, eine Runde nach der anderen, bis ihm schwindelig wird und er anhalten muss, so dass Paul, die Raupe, erneut von ihm herunter kullert und gemeinsam mit Bodo, meinem Mistkäferfreund, kichernd im Gras landet.
Die tanzenden Wiesenbewohner, die zu den Klängen der Rentnerband und im Licht der Glühwürmchen auf dem Gras und in der Luft so wild tanzen, dass vermutlich heute den einen oder anderen ein Muskelkater quält.
Laut lachen muss ich, als ich daran denke, wie Oktabrachia sich mit ihren eigenen Armen fesselte und bewegungslos dalag, bis Luzi und ihre Leute sie wieder entknoteten. Das war echt witzig! Erdstößer, der Maulwurf, hat sogar ein Gedicht vorgetragen.
"Immer, wenn ich eine Grabungspause einlege, vertreib ich mir die Zeit damit, mir Gedichte auszudenken", hat er erzählt, worauf die anderen ihn anfeuerten, doch eins davon aufzusagen. Die Verlegenheit war ihm anzusehen, als er zögernd auf die Bühne stieg und blinzelnd, weil er kaum was sehen konnte, ins Publikum schaute.


"Oh, liebe Erde, ich hab dich so gern", begann er.
"Bist immer bei mir, nie bist du fern.
Schenkst mir die Würmer, die ich so gern mag
und machst meine Nächte so schwarz wie den Tag.

Doch manchmal, da würde ich gern anderes sehen,
ich träume davon, auch am Meer mal zu stehen.
Mich ins Wasser zu stürzen und Fische zu sehen,
wie 'ne Möwe zu fliegen und Loopings zu drehen.

All das bleibt ein Traum, das ist mir schon klar.
Hier unter der Erde ist es wunderbar.
Ich bau meine Hügel und grab vor mich hin,
doch frag ich mich manchmal: Wo ist da der Sinn?"

Wir anderen schwiegen zunächst, als er verstummt war. Unser aller Mitgefühl für das doch sehr triste Leben eines Maulwurfs war beinahe greifbar.
Dann fing Oktabrachia mit all ihren Armen zu klatschen an und wir anderen machten es ihr nach. Carlo lief zur Bühne und überredete Erdstößer, auf seinen Rücken zu steigen und machte mit ihm eine große Tour über die Wiese.
Ich flog an ihrer Seite und erklärte Erdstößer alles, was er nicht so gut erkennen konnte. Den Wiesenrand mit den großen Sonnenblumen, die riesige Eiche am Waldrand und die Häuser der Menschen, weit entfernt am Horizont.
Mit Freuden erinnere ich mich an das glückliche Lächeln in seinem Gesicht, als er wieder von Carlos Rücken stieg und sich bei ihm bedankte. Das war ein richtig rührender Moment.

Ich strecke mich und schlage langsam mit meinen Flügeln, um die Knitterfalten der Nacht glatt zu kriegen. Dann stoße ich mich ab und betrachte die Wiese von oben. Niemand ist zu sehen, vermutlich pennen die alle noch. Es ist ja sehr spät geworden. Doch dann runzle ich meine kleine Schmetterlingsstirn. Die Wiese rund um die Bühne sieht schlimm aus. Überall liegen Blütenbecher mit Nektar herum, die Reste des Buffets sind auf der Wiese verteilt und Gräser und Blätter sind plattgedrückt oder umgeknickt. Ich stemme die Hände in meine nicht vorhandene Taille und schnalze mit der Zunge. Hier muss dringend für Ordnung gesorgt werden. Ich werde alle auf der Wiese wecken und dann machen wir uns gemeinsam an die Arbeit. Dabei können wir uns ja über den gestrigen Abend unterhalten. Dann macht es bestimmt Spaß, alles wieder aufzuräumen. Und die nächste Party zu planen.


23. Dezember - "Von der Weide auf die Wiese" von Sturmruhe

Florina liebte den Sonnenschein. Es fühlte sich wunderbar an, wenn die warmen Lichtstrahlen sie einhüllten, vor allem nach einem Regenschauer, wie gerade jetzt. Am liebsten würde sie sich ins weiche Wiesengras legen, aber dann bestand die Gefahr, dass ihre zarten Wurzeln sich aus dem Erdreich lösten. Viel wusste sie noch nicht von dieser Wiesenwelt, doch eins hatte sie bereits gelernt: Wenn das geschah, würde sie vertrocknen.
Ihre weißen Blütenblättchen, die sich so filigran um den dottergelben Mittelpunkt gruppierten, zitterten in der leichten Brise. Ein wunderbar frischer Duft nach Gras, Wiesenschaumkraut und würzigen Kräutern lag in der Luft und vom Wald wehte sogar Tannenduft herüber. Es war still. Nicht einmal die Rentnerband war zu hören. Die schliefen wahrscheinlich noch.
Bis in den frühen Morgen hinein hatte Papa Paul seinen Bass gespielt, begleitet von der Grasflöte, die nur Ricky so virtuos spielen konnte. Und Sunny Li! Ihre Stimme hatte sich am Ende etwas rau angehört, aber das war kein Wunder, die drei hatten kaum eine Pause gemacht. Zwar waren sie von allen Wiesenbewohnern mit immer neuen Blütenbechern voll Honigmet versorgt worden, aber am Ende leidet auch eine begnadete Schneckenstimme, wenn sie zu sehr gefordert wurde. Das Honigmet hatte wohl auch mit der Langschläferei der anderen Wiesner zu tun.
Raupe Paul hatte ihr goldgelbes Zentrum immer mal wieder mit ein paar Tröpfchen aus seinem Becher bestrichen und zum Schluss sogar einen großen Schuss zwischen ihre Wurzeln gegossen. So konnte auch sie die Wirkung dieses Getränks ein wenig nachvollziehen. Sie schwebte in der Erinnerung und tanzte in der Sonne.
Doch plötzlich wurde es dunkel, sehr dunkel. Florina fröstelte. Wieder eine Regenwolke? Sie blinzelte nach oben, da war nur blauer Himmel, nicht mal ein weißes Wölkchen war zu sehen. Doch wo war die Sonne? Sie drehte ihr Köpfchen und erschrak! Was war das? Einer dieser Dämonen aus Erdstößers Unterwelt? Verschwommen nahm sie zwei Farben auf dem riesigen Schatten wahr: weiß mit schwarzen Flecken.
Der Schatten machte „Muuuuuh!“
„Wer bist du? Willst du mich etwa fressen?“ Florina zitterte vom Stängel bis zu den zarten Blütenblättchen.
„Muuuuahahahahaha! Ich fresse doch keine sprechenden Blumen! Oh nein! Schon gar nicht, wenn sie Babys haben!“
„Babys? Wer hat hier Babys?“ Florina stand still wie angefroren.
„Na du! Schau mal! Lauter kleine Knospen wachsen da um dich herum. Wenn die größer werden, hast du, warte mal, ein, zwei drei … fünf … acht Kinder!“
„Wirklich?“ Florina beugte ihren Stängel etwas, sodass sie nach unten gucken konnte. Und tatsächlich, das Wesen hatte recht! Lauter Blütenköpfchen! Sie wurde Mama! Bald würde sie nicht mehr allein sein und könnte ihren Kindern von der Wiese erzählen!
"Aber wer bist du?", fragte sie.
„Ich bin Muhnika, die Kuh von der Nachbarweide“, sagte das Wesen und käute wieder.
„Ich komme auch in einem Adventskalender vor, so wie du und deine Wiesenbewohner. Ich musste doch mal schauen, wie es den Autoren geht, die mich zum Leben erweckt haben. Als sie die Rindler-Weide verlassen mussten, waren alle sehr traurig, und ich auch, weil ich allein zurückgeblieben bin und seitdem keine Abenteuer mehr erleben durfte. Aber ich sehe schon, hier sind alle glücklich.“
„Warum bleibst du dann nicht hier?“ Florina zitterte wieder, aber dieses Mal vor freudiger Aufregung. „Du könntest mir doch Geschichten von der Nachbarwiese erzählen, und die erzähle ich dann den anderen … und meinen Babys. Ach wäre das schön!“
„Meinst du wirklich?“ Muhnika schlug mit dem Schwanz nach ein paar Fliegen und setzte einen Fladen. „Echt jetzt?“
„Na klar! Setz dich zu mir. Jetzt gleich. Hier gibt es wunderbares Gras und den Gluckerbach und ganz hinten ist der Wald. Du wirst es hier lieben. Wir alle werden dich lieben.“
Das ließ sich Muhnika nicht zweimal sagen. So sehr hatte sie sich nach einer neuen Heimat gesehnt. Die schwarz-weiße Kuh mit dem Rindlerstempel ließ sich nieder und begann zu erzählen. Sie war mindestens genauso glücklich wie Florina.


24. Dezember - "Das Wiesen-Weihnachtslied" von Sturmruhe

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie grün ist unsre Wiese!
Wir sind die coole
Rentnerband,
die jeden hier
beim Namen kennt.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum
Wie grün ist unsre Wiese!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie lustig ist die Wiese!
Die Tara kichert
immerdar
mit dem Farfalla,
oh wie wahr!
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie lustig ist die Wiese!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
gemütlich ist die Wiese!
Mit Raupe Paul
am Gluckerbach
zecht Erdstöß-eeer,
wenn er mal wach.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
gemütlich ist die Wiese!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
vielfältig ist die Wiese!
Die liebe Oktobrachia
hat schöne Arme
voller Haar.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
vielfältig ist die Wiese!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
gesellig ist die Wiese!
Der Dandy Ricky tanzt so gern
mit Mariposa,
seinem Stern!
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
gesellig ist die Wiese!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
halt Ordnung auf der Wiese!
Cordulia
flog Honig klaun,
drum hat die Luzi
sie verhaun!
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
halt Ordnung auf der Wiese!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie grün ist unsre Wiese!
Wir sind zwar nicht
aus Fleisch und Blut,
doch unterhalten
tun wir gut
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
wie grün ist unsre Wiese!



ENDE


Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

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#2

RE: Türchen 21 - 24

in Adventskalender 2020 30.12.2020 11:29
von Bree • Federlibelle | 4.647 Beiträge | 19106 Punkte

GESCHAFFT!


Leute, das war echt anstrengender, als ich vermutet hatte. Die Formatierung ist immer noch nicht so, wie ich sie gern gehabt hätte, aber ich hoffe, es ist in Ordnung. Dass ich den Kalender "dreiteilen" musste, ist hoffentlich auch okay, anders speichert das Programm ihn nicht. Es ist einfach zu viel Text entstanden, nehme ich an.

Beim Durcharbeiten fiel mir mal wieder angenehm auf, wie toll der gesamte Kalender geworden ist. Euch allen ein RIESIGES

samt Blümchen für eure Mühe und eure Unterstützung. Dass es so toll wird, hätte ich wirklich nicht gedacht.
Ich bin guter Hoffnung, dass der nächste Kalender mindestens genauso super wird wie dieser.

Und unseren Tierchen haben wir nun ein Ecke eingerichtet, in der sie gern weiterhin herumtollen können. Wenn ihr also Lust habt, Geschichten über unsere Wiesenbewohner zu schreiben, dürft ihr sie gern in dieser Rubrik posten.

LG
Bree


Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
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#3

RE: Türchen 21 - 24

in Adventskalender 2020 30.12.2020 19:48
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10272 Punkte

Liebe @Bree, dir auch noch mal herzlichen Dank für die Mühe und für das viele Organisieren! Ich finde es auch eine total nette Idee, wenn wir die WiesenbewohnerInnemgeschichten weiter schreiben können!
Liebe Grüße
Carlotta Lila XXX


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#4

RE: Türchen 21 - 24

in Adventskalender 2020 03.01.2021 11:34
von Ida Sonnenschein (gelöscht)
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Liebe @Bree und alle anderen,

vielen Dank für diese tollen Geschichten.


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#5

RE: Türchen 21 - 24

in Adventskalender 2020 03.01.2021 12:26
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10272 Punkte

Liebe @Bree, wow, jetzt hast du echt alles nochmal zusammen gefasst! Das ist aber wirklich toll, da bekommen wir jetzt einen Überblick!
Danke & XXX
Carlotta Lila


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