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Adventskalender 2020 (Türchen 1-12)

in Adventskalender 2020 30.12.2020 11:18
von Bree • Federlibelle | 4.337 Beiträge | 17425 Punkte



1. Dezember – Die Libelle Cordulia von Gini

Hallo, ich bin Cordulia. Ich liebe es, akrobatische Flüge zu veranstalten. Leider geht es aber oft schief. Ich lande dann unsanft auf meinen zarten Flügeln. Dann muss ich mich erst einmal ein paar Tage schonen. Bis ich dann endlich wieder losfliegen kann.
Meine Mutter, die Libelle Arabelli, versucht immer mich abzuhalten. Schließlich bin ich schon fast eine Woche alt. Weil wir aber normalerweise nur so lange leben, bis wir Weibchen Eier gelegt haben, werde ich natürlich nie Eier legen. Meine Mama lebt aber trotzdem, obwohl ich ihr Kind bin. Wir sind eben ganz besondere Libellen. Vielleicht unsterblich?


2. Dezember – Tara, das Feldhamstermädchen von Doro


Hi, ich bin Tara. Ich richte mich auf, damit ich ein bisschen größer wirke. Außerdem seht ihr dann das dunkle Bauchfell besser. Zusammen mit den weißen Pfoten sieht das aus wie das Maul eines größeren Tieres. Zumindest in der Theorie. Aber was soll’s.
Ich husche in das abgeerntete Feld und sammle Getreide. Zugegeben, ich bin ein bisschen spät dran. Wie meistens.
„Immer auf den letzten Drücker“, motzt meine Mutter ständig. Andererseits meckern Mütter grundsätzlich. Ich glaube, das ist angeboren. Ob ich unter den Voraussetzungen mal Junge haben will, weiß ich noch nicht.
„Das ist unsere Aufgabe“, erklärt mir dann eine Tante und hält mir einen Vortrag. Wie die Tante heißt? Keine Ahnung. Mit Namen hab ich’s nicht so. Genauso wenig wie mit Vorrat sammeln oder Höhle auspolstern. Nicht, dass ich’s nicht gerne bequem und warm habe, aber das kostet viel Zeit. Zeit, die ich lieber mit meinen Brüdern auf dem Feld verbringe.
Meine Mutter und die übrige weibliche Verwandtschaft sieht das nicht so gern, aber da ich schneller als jeder meiner Brüder und Cousins bin, darf ich dabei sein.
„Klein, aber oho!“, sagt Fritz, mein ältester Bruder immer. Bei ihm ist das ein Kompliment. Im Graben bin ich auch erstklassig. Allerdings erforsche ich lieber unbekanntes Terrain, als Vorrats- oder Schlafhöhlen zu buddeln. Und ganz ehrlich – die anderen machen das auch ohne mich ganz prima. Die brauchen meine Hilfe nicht. Ich würde nur im Weg rumstehen. So, genug gequatscht. Ich will mir mal die Wiese hinter dem Acker näher anschauen.
Bis die Tage, oder wie mein Cousin immer sagt: „Asta la vista, Babe!“


3. Dezember – Glühwürmchen Luzi von Graugnom

Ich heiße Luzi und bin ein Glühwürmchen. Aber nicht irgendeines, sondern ich bin die Leiterin der Gruppe "Laternenträger".
Wir Glühwürmchen können nicht überall leuchten wo wir wollen, sondern jede Gruppe hat ein besonderes Gebiet, in dem wir unsere Lichter anzünden. Und ich muss dafür sorgen, dass bei uns alles in Ordnung ist, d. h. dass unsere Lichter genauso leuchten, wie es sich gehört.
Ich bin hilfsbereit und ordentlich und mag keine Faulpelze.


4. Dezember – Erdstößer, der Maulwurf von Writeandride

Ich bin Erdstößer, der kleine Maulwurf, und ich mag die Sonne nicht. Sie macht mir Angst. Wenn ich ihr begegne, ziehe ich mich sofort zurück in den Schutz der Dunkelheit. Deshalb weiß ich auch nichts über dich, Wiese.
Du willst mich kennenlernen?


Warum? Ich lebe in deinem Erdreich, grabe Gänge und Tunnel und suche Insekten. Wahrscheinlich wirst du mich hassen. Jeder der schöne und makellose Wiesen liebt, hasst mich. Ich mich übrigens auch. Vielleicht hilft dir das. Das Leben ist hart. So wie deine Erde.
Meine Vordergliedmaßen sind geschwollen und voller Kratzer und Narben. Doch ich muss weitergraben. Ständig. Tag und Nacht. Sommer wie Winter. Immer vorwärts, nur manchmal zurück. Wenn ich auf einen Feldstein stoße.
Von dir und deinen Kindern der Sonne will ich nichts wissen. Mich interessieren nur Würmer, Asseln und Schnecken, die ich hier unten finde. Im Winter wirst du mich nicht spüren. Da bin ich tief unter dir. Sehr tief. Wo es wärmer ist. Und wo ich mir einen Vorrat angelegt habe. Ich beiße den Regenwürmern die vorderen Körpersegmente ab, damit sie nicht fliehen können. So bleiben sie am Leben. Ich bin grausam. Immer allein. Darauf bedacht, meine Bestimmung zu erfüllen. Graben. Fressen. Schlafen. Etwas anderes mache ich nicht.
Manchmal, wenn ich zu viel gefressen habe, kann ich nicht schlafen. Dann liege ich wach und stelle mir vor, wie es wäre, nicht mehr zu graben. Ich träume davon, in einem klaren See zu schwimmen. Mein Fell ist glatt und seidig. Das Wasser perlt an mir ab, meine Pfoten sind perfekt zum Rudern. Geschmeidig und elegant bewege ich mich vorwärts und habe plötzlich Spaß am Leben. Ich tauche, mache eine Rolle und schwimme eine Weile auf dem Rücken. Fühle mich wohl. Nicht mehr gehetzt. Relaxt.
Und dann sehe ich dich. Mein Blick ist getrübt, nicht nur unter Wasser. Generell. Mein Herz schlägt schneller. Wer bist du? Ich weiß nur, ich möchte zu dir. Alles in mir strebt danach, in deine Nähe zu kommen. Aber dann wache ich auf und muss weiter graben. Allein.

5. Dezember – Schmetterling Farfalla von Bree

Hi, ich bin Farfalla.

Das ist italienisch und heißt - Achtung, Überraschung - Schmetterling! Meine kleine Schwester heißt Mariposa. Das heißt auch Schmetterling, ist aber spanisch. Wir haben nämlich einen italienischen Papa und eine spanische Mamma. Die beiden haben herzlich wenig Phantasie, aber darauf seid ihr vermutlich auch schon gekommen.
Ich bin der coolste Typ hier auf der Wiese. Meine Flügel haben eine wunderschöne grünblaue Färbung und funkeln und glitzern im Sonnenlicht, dass es nur so eine Freude ist. Ja, okay, Mariposa ist auch recht ansehnlich, aber gegen mich kommt sie nicht an.
Meine liebste Beschäftigung ist das Fliegen. Am liebsten über Pfützen und kleine Tümpel, weil ich mich dann auf der Oberfläche betrachten kann. Dort drehe ich dann gern Loopings und gefährliche Stunts. Außerdem genieße ich es, den totalen Überblick zu haben. Deshalb fliege ich auch gern möglichst hoch. Neulich habe ich es bis zum Gipfel der Eiche an der Ostseite geschafft! Wenn irgendwas los ist oder Gefahr droht, bekomme ich das meistens als Erster mit und kann dann schnell reagieren. Mein bester Kumpel ist Bodo, der Mistkäfer. Er ist zwar nicht das hellste Insekt auf der Wiese, aber zuverlässig. Und er bewundert mich, doch wer tut das nicht? Schließlich bin ich nicht nur wunderschön, sondern auch mutig, klug, bescheiden und lustig. Irgendwann will ich der Chef auf der Wiese werden. Ich meine, wer würde sich dafür besser eignen? Genau, niemand. Also, wenn die entsprechenden Wahlen anstehen, dann denkt an mich: Farfalla, den coolen Schmetterling!
Bis die Tage, Leute!


6. Dezember – Paul, die Raupe, von Carlotta Lila

Meine Raupe heißt Paul
sehr faul mit großem Maul.
Nicht zu vergessen:
Paul ist sehr verfressen.

Sobald ein Halm sich bewegt
wird er genüsslich zerlegt.
Paul ist farblich grün,
mit paar roten Streifen drin.

Leider ist er sehr allein.
Wie kann es nur sein!
Es ist nicht zu fassen:
Die Eltern haben ihn verlassen.

Seine große Fresslust
ist also eindeutig der Frust.
Zuletzt schlüpft Paul in ein Kokon.
Darin will er sterben schon.

Nur die warme Dunkelheit,
schenkt ihm die Geborgenheit.
Und in wirren Raupenträumen
sieht er seine Eltern in Bäumen.

Mit wunderschönen, bunten Flügeln,
schwirren sie zu Blumenhügeln.
Sie winken ihm zu:
Im Nu kommst auch du!

Halt dich zur Zeit bereit,
bald wird dein Traum zur Wirklichkeit!


7. Dezember – Die Spinne Oktobrachia von Sinjane

Ich bin die Spinne Oktobrachia und habe einen Minderwertigkeits-Komplex, denn ich habe statt acht Beinen acht Arme.

Eigentlich habe ich dadurch keine Nachteile, im Gegenteil, denn wer kann es schon mit acht Bizepsen aufnehmen?
Aber ich neige einfach dazu, mich um alles und jeden zu sorgen und stehe mir damit meistens selber im Weg.
8. Dezember – Gänseblümchen Florina von Ida Sonnenschein

Hallo, ich bin Florina.
Meines Zeichens bin ich ein Gänseblümchen und furchtbar klein. Ich stehe hier auf der Wiese und kann nichts sehen, außer dem grünen Gras, dass rund mich herum sprießt und den blauen Himmel über mir.
Ab und zu höre ich die Bäume am Ende der Wiese miteinander flüstern, aber keiner von ihnen denkt daran, sich zu mir herab zu beugen und mir den neusten Tratsch zu erzählen. Das ist so frustrierend.
Auch das Gras um mich herum tuschelt und wispert in einem fort. Nur verstehe ich die Sprache nicht und ich würde doch gern viel mehr von der Welt erfahren.
Die Bienen fliegen an mir vorbei, Hasen hoppeln durch das Gras und unter mir schlängelt sich der Maulwurf durch die Erde. Jeden, der vorbeikommt, frage ich, wie es hinter der Wiese aussieht. Aber nie hat jemand Zeit mit mir zu reden. Die Bienen müssen Nektar sammeln und bei Meister Lampe muss ich aufpassen, dass er mich nicht verspeist.
Ach, wenn ich doch nur ein bisschen größer wäre, dann könnte ich endlich alles auf der Wiese sehen.


9. Dezember – Maikäfer Paul & die Rentnerband von Sturmruhe

Papa Paul ist Rentner. Auf die Idee würdest du aber nicht kommen, wenn er deinen Tisch im Wiesen-Café anfliegt und sich auf deiner Zeitung niederlässt. Das macht er gerne. Na gut, er ist etwas dick. Und etwas langsam. Aber wenn du nicht viel mit Maikäfern zu tun hast, fällt dir das nicht auf. Papa Paul kennt hier jeden Stammgast und wenn sich ein Neuling blicken lässt, kann er nicht anders, er muss herausfinden, was das für einer ist.
Das hat seinen Grund - eigentlich zwei Gründe. Papa Paul ist nicht nur extrem neugierig, sondern er ist auch der Wiesenbarde, der für die Wiesenbewohner die Musik macht. Deshalb ist der alte Maikäfer immer auf der Suche nach Geschichten. Die fasst er in Reime, untermalt sie mit Bass-Rhythmen und gibt sie auf den sommerlichen Wiesenfesten zum Besten. Natürlich nicht alleine. Zu seiner Band gehören Ricky, ein Marienkäfer mit sechs Punkten, der hohlen Stängeln die wunderlichsten Töne entlocken kann, und Sängerin Sunny Li, eine winzige Schnecke mit Wachstumsstörung.
Ihr Körper ist so klein, dass sie auf dem breiten Maikäferrücken von Papa Paul bequem Platz hat. Er muss nur seine Flügel etwas auseinanderschieben, damit sie ihn nicht beim Fliegen behindert. Herunterfallen kann sie nicht, wenn sie in der Luft sind, sie schleimt sich einfach an ihm fest. Allerdings gibt es eine Diskrepanz zwischen ihrem winzigen Körper und dem recht großen rosa Schneckenhaus mit den schwarzen Streifen. Deshalb gibt es an windigen Tagen immer wieder Koordinationsschwierigkeiten beim Fliegen.
Sunny hat eine wunderbare Stimme, was man von einer normalen Wald- und Wiesenschnecke nicht unbedingt erwarten würde. Ihr Schneckenkörper hat irgendwann aufgehört zu wachsen, während ihr Häuschen immer größer wurde. Irgendwann hat sie entdeckt, dass der trichterförmige Eingang wie ein Verstärker wirkt. Wenn sie auf Schneckisch „Iiiiiep“ und „jooook“ oder „wääääk“ vor sich hin jammerte, weil sie als kleines Schneckchen so extrem langsam vorankam, erschreckten sich die Vögel im Umkreis.
„Musst du so laut schreien“, wurde sie angepfiffen, „wir wären beinahe vom Baum gefallen!“
- Fortsetzung folgt -

10. Dezember – „Die Rentnerband spielt auf“ von Sturmruhe

Eines Tages war Papa Paul in der Nähe, als Sunny vor ihrem Häuschen saß, die delikaten Fühler weit ausgestreckt, und aus lauter Langeweile die verschiedensten Töne vor sich hinquäkte.
„Das klingt sehr musikalisch“, lobte er sie. „Hast du nicht Lust, in meiner Band zu singen?“
Sunny dachte zunächst, er wolle sie auf den Arm nehmen. Da stand dieser große, dicke Maikäfer vor ihr, einen orange verfärbten Eichelhut mit Stiel zwischen die Fühler geklemmt und mit einer qualmenden, merkwürdig riechenden Blattrolle im Mundwinkel und grinste sie an. Unter einem seiner sechs Arme trug er ein Stück Holz mit Spinnweben.
„Na komm, wir probieren es mal zusammen“, sagte er aufmunternd. „Wie heißt du überhaupt?“ Er stellte sich vor.
„Sunny“, sagte das Schneckchen.
„Sunny? Das klingt viel zu normal für eine Sängerin“, sagte Papa Paul. „Ich finde, du brauchst einen Künstlernamen. Sunny Li. Was hältst du davon? Klingt doch gut, oder?“
Sie bewegte zustimmend die winzigen Fühler. So ganz geheuer war ihr die Sache nicht.
„Moment, es fehlt noch jemand.“ Papa Paul erhob sich kurz in die Luft und sandte ein tiefes Brummen aus.
Sekunden später ertönte ein zartes Sirren und ein roter Marienkäfer kämpfte sich zwischen Gräsern und Löwenzahnblättern hervor. Er kletterte auf eine dicke, gelbe Löwenzahnblüte und ließ sich darauf nieder.
„Das ist Ricky“, sagte Papa Paul und stellte ihm Sunny Li vor. „Lasst uns ein bisschen jammen“, sagte er und zog an seiner glimmenden Blattrolle. „Wenn mein Experiment klappt, haben wir ab sofort eine Sängerin in unserer Band."
„Du bist wieder am Kiffen, oder? Eine singende Schnecke? Lächerlich!“ Ricky sah hinüber zu Sunny Li und hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen.
Damit hatte er die Schnecke bei ihrer Ehre gepackt. ‚Wenn Papa Paul sagt, ich kann singen, dann kann ich singen‘, dachte sie und setzte sich in Positur. ‚Dem Blödmann werde ich’s zeigen!‘
Papa Paul stellte sich auf die Hinterbeine, brachte das Holzstück so in Position, dass er mit den freien Vorderbeinen die Spinnweben zupfen konnte, und begann, sein Instrument zu stimmen. Dröhnende Basstöne zogen über die Wiese.
Ricky gab sein Grinsen auf und setze einen hohlen Grashalm an die Lippen. Zuerst kamen nur quäkende, quietschende Töne heraus, wie immer, wenn ein Halm noch nicht eingeblasen war. Doch dann zog eine zarte Melodie über die Wiese. Die beiden spielten sich ein und dann nickte Papa Paul der Schnecke zu. „Los, Sunny Li, zeig uns, was du kannst.“
Das Schneckchen nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug und sog den wunderbar würzigen Wiesenduft ein. 'Ich kann das', dachte sie. Dann zog sie sich so weit in ihren Eingang zurück, wie es nötig war, um ihr Stimmchen zu verstärken. Sie gab ein paar gequälte Töne von sich, die Ricky zusammenzucken und mit den Augen rollen ließen. Doch schon nach kurzer Zeit hatte sie sich dem Rhythmus angepasst und die richtige Tonhöhe gefunden. „Jääääh Hoooo Küüüüh Wääääääääh“, quäkte sie im schönsten Free Jazz Style. Dass es Free Jazz war, wusste sie nicht, das erzählte ihr Papa Paul später im Wiesen-Café. Er kannte sich aus. Schließlich war er Rentner und weit herumgekommen.
Die drei hatten es sich auf einem noch nicht abgeräumten Tisch gemütlich gemacht, direkt neben einer Bierpfütze, an der sie genüsslich naschten. Dafür hatte Papa Paul sogar seine glimmende Blattrolle zur Seite gelegt. Die konnte er auch später noch zu Ende rauchen. Jetzt wurde erst einmal gefeiert, denn von nun an hatten sie eine Sängerin an Bord. Sunny Li war stolz auf sich und das konnte sie auch sein. Ricky lächelte anerkennend zu ihr herüber und schlürfte einen weiteren Schluck Bier. Papa Paul zwinkerte ihr zu. Sunny Li war glücklich. Sie hatte es geschafft, mit ihrer Stimme zu überzeugen, behindert oder nicht. So sollte es sein auf der Welt.
Von diesem Tag an wurden Papa Paul, Ricky und Sunny Li nur noch im Dreierpack gesehen. Ihre Musik nahm Kult-Status an und ohne die Rentnerband lief keine Wiesenfeier mehr. Sie waren die Stars der Autorenwiese.


11. Dezember – „Ein abenteuerlicher Ausflug“ von Gini

Cordulia, das kleine Libellenmädchen, setzte gerade zum Flug an, als ihre Mama um die Ecke flog.
Arabellis große Augen guckten streng auf ihr Kind. „Wo willst du denn hin?“
„Ich wollte nur ein wenig umherfliegen“, flüsterte Cordulia.
Arabelli setzte gerade an, um ihrer Tochter einen Vortrag zu halten, als Tara, das kleine Feldhamstermädchen um die Ecke schoss. Sie war so schnell, dass sie beim Versuch zu bremsen, direkt ein paar Purzelbäume machte.
Cordulia legte ihre kleinen Flügel so zusammen, dass es aussah, als würde sie beten. „Bitte Mama, Tara und ich waren verabredet. Bitte lass mich ein wenig umherfliegen.“
Arabelli verdrehte ihre Augen und gab ihrer Tochter mit dem Flügel einen kleinen Klaps auf ihr Hinterteil. „Dann in Gottes Namen. aber sei pünktlich, wenn wir zur Nahrungsaufnahme losfliegen wollen.“
Cordulia nickte kurz und konnte gar nicht schnell genug mit Tara verschwinden. Sie flog extra ganz tief, damit Tara und sie sich unterhalten konnten.
„Was wollen wir machen?“, fragte sie.
„Ich hab eine Idee“, piepste Tara. „Wir gucken in die Fenster und schauen, wie die Menschen alles weihnachtlich dekoriert haben.“
Begeistert stimmte Cordulia zu. Sie liebte es auch, in die Fenster der Menschen zu schauen. Es war zwar Winter, aber sie war ja unsterblich und konnte auch im Winter überleben. Auch ihre Freundin brauchte keinen Winterschlaf zu machen.
„Viel zu langweilig“, meinte Tara immer. „Ich will doch was erleben.“
Da waren sich die Freundinnen einig.
„Guck mal dort.“ Cordulia schlug plötzlich ganz aufgeregt mit den Flügeln. Sie blieb sogar in der Luft stehen. Dafür wurde sie immer besonders von Tara beneidet. Das Hamstermädchen richtete sich auf und versuchte auch in das Fenster zu gucken. Dort leuchtete und blinkte es in allen Farben.
„Ich flieg mal kurz rein und schau mich um. Dann erzähl ich dir später alles.“
Cordulia sauste durch das offene Fenster. Staunend sah sie sich um. So etwas Schönes hatte sie noch nie gesehen. In diesem Moment kam jemand ins Zimmer und schloss das Fenster.
„Nein“, schrie sie. Was die Frau, wie Cordulia einfiel, natürlich nicht hören konnte.
Durch das Fenster beobachtete sie Tara, die draußen vor Aufregung von einer Pfote auf die andere hüpfte.
„Was soll ich bloß tun?“, fragte Cordulia sich verzweifelt.
In diesem Moment wurde die Haustür aufgesperrt. Der Hausherr kam nach Hause.
Cordulia nutzte die Gelegenheit und flog schnell wieder raus, ganz knapp, ehe die Tür wieder zufiel.
Puh! Das war aber knapp!
„Was habt ihr gemacht?“, fragte Arabelli ihre Tochter, als die Freundinnen zurück waren.
Die kleine Libelle winkte ab. „Ach nichts, war eigentlich langweilig heute.“
Cordulia und Tara zwinkerten sich verschmitzt zu.

12. Dezember – „Das neugierige Gänseblümchen“ von Bree

"He, du!"
Ich stoppte mitten im Flug, schlug nur so schnell mit meinen wunderschönen bunten Flügeln, dass ich in der Luft blieb, und schaute mich neugierig um. Es war niemand zu sehen, und doch hatte jemand nach mir gerufen. Weder war meine Schwester Mariposa zu sehen, noch mein Freund Bodo, der Mistkäfer. Ich sah weder die Raupe Paul, noch die Spinne Oktabrachia oder die ewig kichernden Busenfreundinnen Tara und Cordulia. Zu hören war auch nicht viel. Weit entfernt konnte ich die Rentnerband proben hören. Es klang gar nicht schlecht.
"He, du! Komm doch mal runter."
Wieder diese Stimme. Ich schaute nach links und nach rechts, ließ meinen Blick über den Teil der Wiese streifen, den ich überschauen konnte - aber kein Tier weit und breit. Was um diese Zeit nicht ungewöhnlich war. Um die Mittagszeit zogen sich viele zurück und ruhten sich aus.
"Ich bin hier!"
Ein Gänseblümchen wackelte und zappelte, als wolle es auf sich aufmerksam machen. Aber seit wann konnten Blumen sprechen? Langsam flog ich tiefer.
"Hierher", rief die Stimme, die sehr zart und hell war. "Ich bin es, das Gänseblümchen."
Also doch! Verdutzt setzte ich zum Sinkflug an und kam elegant vor dem Blümchen auf der Wiese an.
"Hi! Hast du mich gerade angequatscht?"
Der kleine Blütenkopf nickte. "Danke, dass du auf mich gehört hast."
"Kein Thema." Ich winkte lässig ab und stellte mich in Positur. Ließ meine blaugrünen Flügel in der Sonne schimmern. "Mein Name ist Farfalla. Wie heißt du?"
"Florina. Und ich würde so gern alles über die Wiese erfahren. Aber mich nimmt kaum jemand wahr. Keiner erzählt mir etwas."
Na, der konnte geholfen werden. Ich setzte mich auf ein Brennesselblatt und schlug die Beine übereinander. "Was willst du denn wissen?"
"Einfach alles!" Das kam so voller Inbrunst heraus, dass ich lachen musste.
"Also gut", begann ich und berichtete Florina zunächst von Bodo, der ständig Mistkugeln vor sich herschob und stets auf Diät war, weil er sich zu rundlich fand.
"Oh, den habe ich schon mal hier vorbeikommen sehen!", rief Florina aufgeregt. "Er sah nett aus."
"Ja, Bodo ist ganz okay."
"Und kennst du auch die Spinne? Sie sieht immer so traurig aus."
"Okta? Die ist frustriert, weil sie glaubt, ihre acht Beine wären Arme. Aber da steckt Kraft dahinter, das sag ich dir. Ich habe mal gesehen, wie sie mit einem echt dicken Zweig ..."
Laute Musik unterbrach mich und ich seufzte. Die Rentnerband machte mal wieder eine Jam-Seschen oder wie das hieß.
"Das sind die Wiesenmusiker", brüllte ich in Florinas Richtung, um den Gesang der Schnecke Sunny zu übertönen, den viele Wiesenbewohner ja ganz toll finden. Allerdings haben die mich noch nicht singen hören, ich klinge mindestens genauso gut. Mit den Fingern in meinen kleinen Schmetterlingsöhrchen wende ich mich an das im Takt der Musik hin- und her wiegende Blümchen. Es lächelt verträumt. "Ich erzähle weiter, wenn sie wieder weg sind", rufe ich ihm zu.
Florina wippte vergnügt im Takt und nickte. "Okay, bis dahin tanze ich. Mach doch mit."
Ich zog eine Augenbraue hoch, dachte dann aber: Wieso nicht? Also stand ich auf, schwebte wenige Zentimeter über dem Boden und bewegte mich zur Musik.
"Das sieht toll aus!", lobte mich Florina.
"Ich weiß!" Elegant drehte ich einen Looping und schwang die Hüften. Das machte richtig Spaß!

(Fortsetzung folgt)






Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

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