#1

Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 29.08.2020 13:18
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

Nun, irgendwie habe ich doch etwas zu Papier gebracht, allerdings so aus der Fantasie durch den Kopf in die Finger, ohne Plan, ohne Korrektur. Man möge mir verzeihen.


Die Hurentochter und der Schusterjunge

Gustaf nahm den Blumenkranz, den Frida gebunden hatte. Vorsichtig setzte er ihn auf ihr Haar. Der Kranz wirkte wie eine Krone auf ihrem lang herabfallenden Haar.
„Du siehst schön aus!“, sagte er. Sie lächelte ihn an.
„Und nun du“, antwortete Frida.
Gustaf musste in die Knie gehen, damit Frida ihm den Hochzeitshut aufsetzen konnte. Ein paar Hühnerfedern schmückten den geflochtenen Korb, der nun auf seinem Kopf thronte.
„Wie ein richtiger Bräutigam!“
Die beiden Kinder fassten sich an den Händen. Dann beugten sie sich vor und küssten sich mit gespitzten Lippen.
*
Das war vor zehn Jahren gewesen, und seit damals hatten sie jedes Jahr zu Mittsommer ihr Hochzeitsversprechen wiederholt. Auch jetzt hatten sie sich wieder an der Quelle im Wald getroffen. Obwohl die beiden fast erwachsen waren, schmückten sie sich immer noch mit Blumenkranz und Hut.
„Frida“, sagte Gustaf, „wir sind keine Kinder mehr. Und wir sollten unser Versprechen wie Erwachsene besiegeln. Gib mir einen richtigen Kuss!“ Sie lernten schnell und versanken in einen tiefen Kuss. Langsam glitten sie ins Gras. Eng umschlungen genossen sie die Stimmung und die Sonne.
Plötzlich ließ eine Stimme sie erschreckt hochfahren.
„Was macht ihr da?“ Das war Fridas Mutter. „Lass sofort den schmutzigen Schusterjungen los. Das ist kein Umgang für dich!“
Gustaf sprang auf. „Aber ich liebe Frida! Ich will immer mit ihr zusammen sein!“
Die Mutter wischte sich mit dem Hemdsärmel die Nase ab. „Du willst meine Tochter? Mein Goldstück? Was bildest du dir ein? Ein Schustersohn, dass ich nicht lache! Da habe ich längst jemand anderes für dich ausgesucht!“
„Und ich bin dir nicht gut genug?“, entfuhr es Gustaf. „Du, die du meinen Vater immer zu dir ins Schnuddelbett nimmst und ihm die wenigen Öre abnimmst, die er hat? So dass ich arbeiten und die Familie versorgen muss? Ich soll für Frida nicht gut genug sein!“
Gustaf nahm Fridas Hand und wollte mit ihr davonrennen. Aber die Mutter hielt sie mit Kraft zurück. Gustav rannte davon.
*
„Mein Leben lang habe ich das ertragen, nur um uns beide zu ernähren. Und glaube mir: es war nicht schön für mich! Alles habe ich ertragen, jede Erniedrigung und Beleidigung. Regelmäßig habe ich mir Pilzentzündungen und Krankheiten zugezogen. Ich musste die stinkenden und schwitzenden Männer ertragen. Meinst du, das hat mir Spaß gemacht? Ich will doch nur, dass es dir besser ergeht, damit du das nicht machen musst!“
Frida hörte sich alles an. Nur zu gut wusste sie, wovon die Mutter sprach. Meist hatte sie alles mitbekommen. Die dünnen Wände ließen es zu, dass sie seit Jahren mit den anfangs geflüsterten Gesprächen, dann dem Gestöhne und den Gerüchen leben musste. Eines wusste sie genau: Das war kein Leben für sie! Ein Leben mit Gustaf ja!
„Hast du gehört, Mädchen? Das alles habe ich für dich getan, damit du es besser haben wirst.“
„Und wie willst du das erreichen? Erhoffst du dir Hilfe von all diesen geilen Hurenböcken?“
„Wie sprichst du …? Ja, genau! Unter ihnen waren auch edle Herren, glaube mir. Du kennst ja den Gutsbesitzer von Ekeberg. Mit ihm habe ich schon gesprochen. Wir haben einen Plan.“
Ja, an den Herrn erinnerte Frida sich nur zu gut. „Das ist doch der Kerl, den du immer vorher mit der Peitsche bearbeiten musst! Und der will uns helfen? Wie wohl?“
„Sein Bruder ist Herr auf Saltsjöhof. Und er hat keine Frau. Er wird dich nehmen und zur Herrin machen!“
Entgeistert schaute Frida ihre Mutter an. „Du willst mich verschachern? Einfach weggeben an einen Fremden? Ohne mit mir darüber zu reden? Niemals mache ich bei dem Plan mit!“
„Und ob du mitmachen wirst mein Goldstück! Auch wenn er dich nicht in Gold aufwiegen kann, so wird er uns doch reichlich belohnen. Mich und dich!“
„Niemals!“
„Oh doch mein Kind! Schon in vier Wochen wird er dich abholen. Du wirst über Winter dort arbeiten, wirst alles erlernen, was in einem feinen Haushalt zu tun ist. Und wie du dich als Herrin kleiden musst, wie du dich bewegen und an Tisch benehmen musst. Und dann können wir bald über die Hochzeit reden. Das ist der Plan! Und so machen wir es!“
„Und noch einmal: Nein!“ Frida stand mit einem Ruck auf, der Stuhl fiel hintenüber. Sie rannte aus der Küche und polterte die Stiege zu ihrem Schlafraum hinauf.
*
„Das lasse ich nicht zu!“ Gustaf nahm Frida in den Arm.
„Aber was sollen wir machen?“
„Warte … „Ja, das machen wir!“
„Was? Was meinst du?“ Frida sah Gustaf fragend an.
„Wir werden weggehen, einfach abhauen! Weg von unseren Eltern.“
„Aber wohin?“
„Erst zum Hafen unten an der Küste. Und dann … vielleicht nimmt uns ein Schiff mit nach Amerika!“
„Nach Amerika?“
„Ja, da gehen doch viele hin. Das Leben soll dort so einfach sein. Uns stehen alle Wege offen! Oder willst du dich verkaufen lassen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Frida zögerte kurz. „Gut, wann gehen wir?“
*
Der Sturm brach mit aller Macht über die beiden herein. Er heulte und tobte, brach Äste von den Bäumen und ließ ganze Bäume umstürzen. Dunkle Wolken jagten über den Himmel und ergossen ihre nasse Fracht auf die Erde. Keine Faser ihrer Kleider war trocken, und obwohl es erst kurz nach Mittsommer war, froren Gustaf und Frida erbärmlich.
„Der nächste Schuppen kann nicht mehr weit sein, da können wir unterkriechen.“ Gustaf zog Frida weiter.
„Wenn wir erst aus dem Wald hinaus wären. Hier ist es gefährlich.“ Wie aufs Kommando krachte ein Ast herunter, direkt vor ihre Füße. Sie stolperten und stürzten. Frida rutschte aus und landete in einer tiefen Pfütze. Wieder knackte und krachte es, nicht weit von ihr entfernt. Dann ein Schrei.
„Gustaf!“ Frida rief aus Leibeskräften, bekam aber keine Antwort. Auf allen Vieren kroch sie in Richtung des Schreis. Und tatsächlich fand sie ihren Freund. Er war eingeklemmt unter einem umgestürzten Baum. Der Stamm lag quer auf seiner Brust und dem Hals. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen.
„Gustaf“, sagte sie. Aber sie bekam keine Antwort. „Was ist mit dir? So sage doch etwas!“ Aber er antwortete nicht. Frida kroch über den Ast und tastete nach seinem Gesicht. Es war blutverschmiert. die Augen waren aus den Höhlen gequollen. Entsetzt schrie das Mädchen auf. Wie konnte sie ihm nur helfen? Sie umarmte ihn, um ihn warm zu halten. Dann drückte sie ihrem Liebsten einen Kuss auf die Lippen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
*
Irgendwann hörte Frida Stimmen. Gottseidank, man hatte sie gefunden! Aber Gustaf ….
„Der Junge ist tot. Wir werden ihn später mit dem Wagen abholen. Das Mädchen scheint unverletzt zu sein. Wir werden sie direkt mit zum Saltsjöhof nehmen.“
Frida spürte, wie kräftige Arme sie aufhoben und jemand sie auf ein Pferd setzte. Saltsjöhof! Ein langer Schrei kam aus ihrem Innersten. „Neiiiiiin“.


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zuletzt bearbeitet 29.08.2020 17:40 | nach oben springen

#2

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Scusterjunge

in Archiv 29.08.2020 16:38
von Doro • Federlibelle | 2.350 Beiträge | 9189 Punkte

Zitat

Hallo @Yggdrasil ,

ich habe gerade ein bisschen Zeit. Zu wenig, um zu zeichnen oder zu schreiben, aber genug, um deine Geschichte zu lesen. (Freizeitstress im Urlaub. Na, eigentlich die Tochter. Die muss gleich zur Reiten. Da es das erste Mal in dem Urlaub ist, gehe ich mal mit.)



Zitat von Yggdrasil im Beitrag #1
Nun, irgendwie habe ich doch etwas zu Papier gebracht, allerdings so aus der Fantasie durch den Kopf in die Finger, ohne Plan, ohne Korrektur. Man möge mir verzeihen. (Sich vorher zu entschuldigen, ist eigentlich typisch weiblich.)


Die Hurentochter und der Schusterjunge

Gustaf nahm den Blumenkranz, den Frida gebunden hatte. Vorsichtig setzte er ihn auf ihr Haar (ich würde "den Kopf" schreiben, weil du im nächsten Satz gleich wieder "Haar" hast.). Der Kranz wirkte wie eine Krone auf ihrem lang herabfallenden Haar.
„Du siehst schön aus!“, sagte er. Sie lächelte ihn an.
„Und nun du“, antwortete Frida.
Gustaf musste in die Knie gehen, damit Frida ihm den Hochzeitshut aufsetzen konnte. Ein paar Hühnerfedern schmückten den geflochtenen Korb, der nun auf seinem Kopf thronte.
„Wie ein richtiger Bräutigam!“
Die beiden Kinder fassten sich an den Händen. Dann beugten sie sich vor und küssten sich mit gespitzten Lippen.
*
Das war vor zehn Jahren gewesen, und seit damals hatten sie jedes Jahr zu Mittsommer ihr Hochzeitsversprechen wiederholt. Auch jetzt hatten sie sich wieder an der Quelle im Wald getroffen. Obwohl die beiden fast erwachsen waren, schmückten sie sich immer noch mit Blumenkranz und Hut.
„Frida“, sagte Gustaf, „wir sind keine Kinder mehr. Und wir sollten unser Versprechen wie Erwachsene besiegeln. Gib mir einen richtigen Kuss!“ Sie lernten schnell und versanken in einen tiefen Kuss. Langsam glitten sie ins Gras. Eng umschlungen genossen sie die Stimmung und die Sonne.
Plötzlich ließ eine Stimme sie erschreckt hochfahren.
„Was macht ihr da?“ Das war Fridas Mutter. „Lass sofort den schmutzigen Schusterjungen los. Das ist kein Umgang für dich!“
Gustaf sprang auf. „Aber ich liebe Frida! Ich will immer mit ihr zusammen sein!“
Die Mutter wischte sich mit dem Hemdsärmel die Nase ab. „Du willst meine Tochter? Mein Goldstück? Was bildest du dir ein? Ein Schustersohn, dass ich nicht lache! Da habe ich längst jemand anderes für dich ausgesucht!“
„Und ich bin dir nicht gut genug?“, entfuhr es Gustaf. „Du, die du meinen Vater immer zu dir ins Schnuddelbett nimmst und ihm die wenigen Öre abnimmst, die er hat? So dass ich arbeiten und die Familie versorgen muss? Ich soll für Frida nicht gut genug sein!“
Gustaf nahm Fridas Hand und wollte mit ihr davonrennen. Aber die Mutter hielt sie mit Kraft zurück. Gustav rannte davon.
* (Hier fehlt mir ein Hinweis, dass sich der Ort ändert. Zuerst liegen sie im Gras, dann läuft sie aus der Küche. )

„Mein Leben lang habe ich das ertragen, nur um uns beide zu ernähren. Und glaube mir: es war nicht schön für mich! Alles habe ich ertragen, jede Erniedrigung und Beleidigung. Regelmäßig habe ich mir Pilzentzündungen und Krankheiten zugezogen. Ich musste die stinkenden und schwitzenden Männer ertragen. Meinst du, das hat mir Spaß gemacht? Ich will doch nur, dass es dir besser ergeht, damit du das nicht machen musst!“
Frida hörte sich alles an. Nur zu gut wusste sie, wovon die Mutter sprach. Meist hatte sie alles mitbekommen. Die dünnen Wände ließen es zu, dass sie seit Jahren mit den anfangs geflüsterten Gesprächen, dann dem Gestöhne und den Gerüchen leben musste. Eines wusste sie genau: Das war kein Leben für sie! Ein Leben mit Gustaf ja!
„Hast du gehört, Mädchen? Das alles habe ich für dich getan, damit du es besser haben wirst.“
„Und wie willst du das erreichen? Erhoffst du dir Hilfe von all diesen geilen Hurenböcken?“
„Wie sprichst du …? Ja, genau! Unter ihnen waren auch edle Herren, glaube mir. Du kennst ja den Gutsbesitzer von Ekeberg. Mit ihm habe ich schon gesprochen. Wir haben einen Plan.“
Ja, an den Herrn erinnerte Frida sich nur zu gut. „Das ist doch der Kerl, den du immer vorher mit der Peitsche bearbeiten musst! Und der will uns helfen? Wie wohl?“
„Sein Bruder ist Herr auf Saltsjöhof. Und er hat keine Frau. Er wird dich nehmen und zur Herrin machen!“
Entgeistert schaute Frida ihre Mutter an. „Du willst mich verschachern? Einfach weggeben an einen Fremden? Ohne mit mir darüber zu reden? Niemals mache ich bei dem Plan mit!“
„Und ob du mitmachen wirst mein Goldstück! Auch wenn er dich nicht in Gold aufwiegen kann, so wird er uns doch reichlich belohnen. Mich und dich!“
„Niemals!“
„Oh doch mein Kind! Schon in vier Wochen wird er dich abholen. Du wirst über Winter dort arbeiten, wirst alles erlernen, was in einem feinen Haushalt zu tun ist. Und wie du dich als Herrin kleiden musst, wie du dich bewegen und an Tisch benehmen musst. Und dann können wir bald über die Hochzeit reden. Das ist der Plan! Und so machen wir es!“
„Und noch einmal: Nein!“ Frida stand mit einem Ruck auf, der Stuhl fiel hintenüber. Sie rannte aus der Küche und polterte die Stiege zu ihrem Schlafraum hinauf.
*
„Das lasse ich nicht zu!“ Gustaf nahm Frida in den Arm.
„Aber was sollen wir machen?“
„Warte … „Ja, das machen wir!“
„Was? Was meinst du?“ Frida sah Gustaf fragend an.
„Wir werden weggehen, einfach abhauen! Weg von unseren Eltern.“
„Aber wohin?“
„Erst zum Hafen unten an der Küste. Und dann … vielleicht nimmt uns ein Schiff mit nach Amerika!“
„Nach Amerika?“
„Ja, da gehen doch viele hin. Das Leben soll dort so einfach sein. Uns stehen alle Wege offen! Oder willst du dich verkaufen lassen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Frida zögerte kurz. „Gut, wann gehen wir?“
*
Der Sturm brach mit aller Macht über die beiden herein. Er heulte und tobte, brach Äste von den Bäumen und ließ ganze Bäume umstürzen. Dunkle Wolken jagten über den Himmel und ergossen ihre nasse Fracht auf die Erde. (Sehr schön formuliert. Gefällt mir gut.) Keine Faser ihrer Kleider war trocken, und obwohl es erst kurz nach Mittsommer war, froren Gustaf und Frida erbärmlich.
„Der nächste Schuppen kann nicht mehr weit sein, da können wir unterkriechen.“ Gustaf zog Frida weiter.
„Wenn wir erst aus dem Wald hinaus wären. Hier ist es gefährlich.“ Wie aufs (auf) Kommando krachte ein Ast herunter, direkt vor ihre Füße. Sie stolperten und stürzten. Frida rutschte aus und landete in einer tiefen Pfütze. Wieder knackte und krachte es, nicht weit von ihr entfernt. Dann ein Schrei.
„Gustaf!“ Frida rief aus Leibeskräften, bekam aber keine Antwort. Auf allen Vieren kroch sie in Richtung des Schreis. Und tatsächlich fand sie ihren Freund. Er war eingeklemmt unter einem umgestürzten Baum. Der Stamm lag quer auf seiner Brust und dem Hals. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen.
„Gustaf“, sagte sie. Aber sie bekam keine Antwort. „Was ist mit dir? So sage doch etwas!“ Aber er antwortete nicht. Frida kroch über den Ast und tastete nach seinem Gesicht. Es war blutverschmiert. die Augen waren aus den Höhlen gequollen. Entsetzt schrie das Mädchen auf. Wie konnte sie ihm nur helfen? Sie umarmte ihn, um ihn warm zu halten. Dann drückte sie ihrem Liebsten einen Kuss auf die Lippen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
*
Irgendwann hörte Frida Stimmen. Gottseidank, man hatte sie gefunden! Aber Gustaf ….
„Der Junge ist tot. Wir werden ihn später mit dem Wagen abholen. Das Mädchen scheint unverletzt zu sein. Wir werden sie direkt mit zum Saltsjöhof nehmen.“
Frida spürte, wie kräftige Arme sie aufhoben und jemand sie auf ein Pferd setzte. Saltsjöhof! Ein langer Schrei kam aus ihrem Innersten. „Neiiiiiin“.


Was für ein tragisches Ende. Ich hätte ihnen gegönnt (und habs gehofft), dass sie es schaffen.

Titel pass gut zur Geschichte. Ich mag Geschichten, wo man den Titel erst am Schluss richig versteht.

Und irgendwann hab ich kapiert, dass der * für einen Zeit und Ortswechsel steht.

"Das Leben soll dort so einfach sein. Uns stehen alle Wege offen!" Das denken die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, auch. Hat sich gar nicht so viel geändert.

Auch die Tatsache, dass die meisten Eltern ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen wollen, wird sich wohl nie ändern.

Man merkt nicht, dass es ohne Plan und Korrektur geschrieben ist.

LG
Doro


Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
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#3

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Scusterjunge

in Archiv 29.08.2020 17:57
von Bree • Federlibelle | 4.335 Beiträge | 17407 Punkte

Lieber @Yggdrasil

die Aufgabe hast du in meinen Augen sehr gut erfüllt. Ich muss @Doro zustimmen:

Zitat von Doro im Beitrag #2
Man merkt nicht, dass es ohne Plan und Korrektur geschrieben ist.

Ich finde, die Geschichte ist sehr emotional und spannend, das Ende nicht vorhersehbar. Auch ich hatte gehofft, die zwei würden es schaffen, ein Schiff nach Amerika zu besteigen und der Heimat und den damit verbundenen Konsequenzen zu entfliehen. Schade, dass es nicht geklappt hat.

Zwei Sachen sind mir aufgefallen:
Zitat von Yggdrasil im Beitrag #1
„Du willst meine Tochter? Mein Goldstück? Was bildest du dir ein? Ein Schustersohn, dass ich nicht lache! Da habe ich längst jemand anderes für dich ausgesucht!“

Da die Mutter mit Gustaf spricht, klingt der letzte Satz ein wenig seltsam. Als hätte sie eine Braut für ihn. Du kannst das umgehen, indem du schreibst, dass die Mutter sich zwischendrin an ihre Tochter wendet:
Zitat von Yggdrasil im Beitrag #1
„Du willst meine Tochter? Mein Goldstück? Was bildest du dir ein? Ein Schustersohn, dass ich nicht lache!" Sie wandte sich an ihre Tochter, zeigte mit dem Finger auf sie. "Da habe ich längst jemand anderes für dich ausgesucht!“


Zitat von Yggdrasil im Beitrag #1
„Das lasse ich nicht zu!“ Gustaf nahm Frida in den Arm.
„Aber was sollen wir machen?“
„Warte … „Ja, das machen wir!“
„Was? Was meinst du?“ Frida sah Gustaf fragend an.
„Wir werden weggehen, einfach abhauen! Weg von unseren Eltern.“
„Aber wohin?“
„Erst zum Hafen unten an der Küste. Und dann … vielleicht nimmt uns ein Schiff mit nach Amerika!“
„Nach Amerika?“
„Ja, da gehen doch viele hin. Das Leben soll dort so einfach sein. Uns stehen alle Wege offen! Oder willst du dich verkaufen lassen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Frida zögerte kurz. „Gut, wann gehen wir?“

Fünf Ausrufungszeichen in diesem kurzen Abschnitt sind vielleicht ein bisschen viel, ich zumindest bin drüber gestolpert.
Einige davon kannst du getrost gegen Punkte austauschen, ohne dass es die Wirkung schmälert.

Ein bitteres Ende, aber eine tolle Geschichte. Sehr gern gelesen.

LG
Bree


Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

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Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de
Einen eigenen Youtube-Kanal habe ich auch. Dort lese ich einige meine Geschichten.
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#4

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Scusterjunge

in Archiv 29.08.2020 20:03
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

Ich danke dir fürs Lesen und die Hinweise. Und ich habe tatsächlich weniger als 1 Stunde gebraucht, allerdings hat sich die Story bei einem langen Lauf schon im Kopf gebildet, ich musste nur noch schreiben.


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#5

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Scusterjunge

in Archiv 29.08.2020 20:04
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

@Bree Auch Dir ein Dankeschön, die Anmerkungen und Vorschläge sind absolut berechtigt.


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#6

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 01.09.2020 22:55
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.151 Beiträge | 9415 Punkte

Hallo @Yggdrasil, deine Geschichte habe ich ja noch gar nicht gelesen, hab`ich gesehen!
mir gefällt dein Erzählstil. Immer knapp und aufs Wesentliche reduziert. Dennoch - oder gerade dadurch, entstehen im Kopf sehr prägnante Bilder.
Ja das waren schon grausliche Zeiten, als die Eltern die Kinder verschachtert und ihr Leben zerstört haben. Du hast das sehr deutlich dargestellt.
Ich fand es richtig schade, dass nur Gustav gestorben ist. Fast ein Privileg, wenn man bedenkt, was für ein Leben die junge Frau erwartet.

Das Ende ist für mich nicht wie das Ende einer Kurzgeschichte, sondern wie der Auftakt zu einem neuen Kapitel.

LG
Carlotta Lila


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Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison
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#7

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 01.09.2020 23:53
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

@Carlotta Lila Danke. Die Beiden sind die künftigen Hauptpersonen meines neuen Romans (1850, skurriler Auswandererroman)


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#8

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 02.09.2020 05:40
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.042 Beiträge | 4607 Punkte

Hallo Yggdrasil ,

deine Geschichte gefällt mir gut. Man merkt zwar an einigen Formulierungen, dass du sie nach dem Schreiben nicht mehr überarbeitet hast, aber das tut den Bildern im Kopf keinen Abbruch. Sie ist logisch und spannend erzählt. Ich finde diese Momente total erhebend, wenn eine Geschichte so einfach aus den Fingern in die Tasten fließt. Schade, dass es den Schusterjungen erwischt hat. Ich hätte den beiden eine gelungene Flucht gewünscht - wobei damals eine solche Überfahrt wahrscheinlich eine Tortur war und das Leben, das die beiden im Amerika jener Zeit erwartete, auch kein Zuckerschlecken gewesen wäre.

Doch egal. Die Geschichte liest sich gut und ich kann mir einen Roman mit diesen beiden Figuren gut vorstellen. Aber ... halt ... hast du den Gustav nur für die Geschichte sterben lassen? Im Roman wird er dann nur verletzt? Ach, ich bin schon wieder zu neugierig.

Die Dinge, die mir im Text aufgefallen sind, haben meine Vorschreiberinnen bereits erwähnt. Ein kleiner Punkt noch:

Zitat
Da habe ich längst jemand anderes für dich ausgesucht!“

Es müsste "jemand anderen" heißen. (Wen? Jemand anderen)

Das war's aber auch schon.

Liebe Grüße und viel Erfolg
Marion


„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles

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#9

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 02.09.2020 07:10
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

[quote=Sturmruhe|p2072] Aber ... halt ... hast du den Gustav nur für die Geschichte sterben lassen? Im Roman wird er dann nur verletzt? Ach, ich bin schon wieder zu neugierig.

quote]

Es sind nur die beiden Figuren aus dem Roman, keine Szene. Die war nur für diesen Wettbewerb.


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#10

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 03.09.2020 14:22
von Sinjane • Federlibelle | 492 Beiträge | 2770 Punkte

@Yggdrasil Endlich komme ich dazu, deine Geschichte zu kommentieren. Traurig, tragisch und sehr intensiv, das Ende von Gustav hat mich echt mitgenommen. Als einzige Kritik habe ich Folgendes: Die Erzählung der Mutter nimmt großen Raum ein. Was sie sagt, ist absolut stimmig, aber so besteht die Geschichte zu mindestens einem Drittel aus wörtlicher Rede, das hat mich gestört. Ich weiß auch nicht, ob eine einfache Frau um 1850 von "Pilz" reden würde. Vielleicht Ausschlag, Grind, Jucken. (Wieder so ein Nerd-Thema von mir, ich geb's zu. ) Abgesehen davon: Toll und atmosphärisch dicht gelöst.


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#11

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 03.09.2020 15:09
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

@Sinjane Danke!
Über den "Pilz" bin ich selber gestolpert. Aber ich kann mich an Äußerunge meiner Oma (geb. 1872) erinnern. Sie sprach bereits vom(Fuß)pilz.


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#12

RE: Schreibwettbewerb Nr. 1: Die Hurentochter und der Schusterjunge

in Archiv 03.09.2020 18:52
von Anka • Federlibelle | 756 Beiträge | 3343 Punkte

@Yggdrasil,
deine Geschichte hat mich sehr bewegt. Ich fand sie gerade durch die vielen Dialoge sehr lebendig.
Die Story passt sehr gut zum Shakespeare-Thema und daher habe ich das traurige Ende fast befürchtet.
Den anderen Meinungen kann ich mich nur anschließen, über den Satz von der Mutter bin ich auch gestolpert.
Aber der wurde ja schon erwähnt. Wenn ich mir vorstelle, dass in diesen Zeiten das Geld mehr zählte als die Liebe zu den eigenen Kindern, dann ist das schon hart.
Daumen hoch für deinen Beitrag, den du nicht nur schnell geschrieben, sondern auch temporeich erzählt hast.
Gefällt mir gut.


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