#1

Klebriger Regen

in Archiv 23.08.2020 14:26
von Bree • Federlibelle | 4.337 Beiträge | 17414 Punkte

„Sam, Master Jones hat dich beim Kartenspielen verloren. Pack deine Sachen.“
Der alte Mose klingt müde, als er das sagt. Darum weiß ich, dass es kein Scherz ist. Mir wird schlecht vor Wut und Angst.
„Wieso ich?“, will ich wissen. „Ich will nicht fort.“
„Du wirst nicht gefragt. Der Grund spielt auch keine Rolle. Es ist, wie es ist. Nun beeil dich, Junge. Wir wollen doch nicht, dass dein neue Master zornig auf dich wird, noch ehe du mit der Arbeit bei ihm angefangen hast.“
Bedrückt verlasse ich den Stall.
Viel besitze ich nicht. Nur meine Bibel, außerdem Hose und Hemd zum Wechseln – beides ist alt und zerschlissen. Als ich vor die Tür der Hütte trete, sehe ich Mose in der Nähe stehen, neben ihm seine Tochter Beth. Ich kann erkennen, dass sie weint, auch wenn kein Ton aus ihrem Mund kommt.
Ich gehe auf die beiden zu und umarme sie. Nun kommen auch Georgie, Abraham und die anderen. Mir steckt beim Abschied ein Kloß in der Kehle, so groß wie ein Pferdeapfel. Wir sind sicher, dass wir uns niemals wiedersehen werden.
Es dämmert bereits, als wir aufbrechen. Ich sitze beim Kutscher, der Jake heißt. Master Boyd, mein neuer Herr, hat es sich in der Kutsche bequem gemacht, und schnarcht so laut, dass wir es draußen hören können. „Er ist betrunken“, raunt mir Jake zu. „Hoffentlich schläft er lange.“
Jake berichtet mir mit leiser Stimme von der Plantage, die mein neues Zuhause wird.
„Der Master ist erträglich“, erzählt er, „solange er nüchtern ist und man ihm gehorcht. Wenn nicht, wird es gefährlich. Er schwingt die Peitsche gern selbst, und zwar verflucht hart.“
„Dann ist er nicht anders als Master Jones“, sage ich und muss daran denken, was Beth gesagt hat, als Abraham ausgepeitscht wurde. „Der Master schlägt immer so lange zu, bis das Blut umher spritzt wie klebriger Regen.“
Genauso ist es. Hoffentlich wird es bei Master Boyd besser.
Die Fahrt dauert die ganze Nacht. Über dem Horizont färbt sich der Himmel rosa, als wir die Plantage erreichen. Etwa dreißig Sklaven sind mit schleppenden Schritten auf dem Weg zu den Feldern. Ihre tiefen, melodischen Stimmen singen ein Sklavenlied, das auch ich seit frühester Jugend kenne. Leise singe ich mit, obwohl ich todmüde bin.
Master Boyd ist inzwischen erwacht. Er grunzt etwas, als er aus der Kutsche stolpert, und verschwindet im Haus.
Jake zeigt mir meine Unterkunft. Sie ähnelt der Hütte, die ich verlassen habe. Vier schlichte Pritschen, neben jeder eine kleine Truhe für persönliche Gegenstände, und neben dem Eingang ein einfacher Waschtisch mit einer Schüssel und einer Kanne mit Wasser.
„Wieso ist das vierte Bett frei für mich?“, will ich von Jake wissen.
„Weil vorgestern der alte Will gestorben ist. Er brach bei Sonnenuntergang auf den Feldern zusammen und stand nicht mehr auf.“

„Ein neuer Sklave?“, fragt eine helle Stimme.
Ich drehe mich neugierig um, während ich den Schimmel von Master Boyd striegle.
„Ja, Misses“, antwortet Jake höflich, der verschmutztes Stroh aus der Box fegt. „Sein Name ist Sam. Er kümmert sich mit mir um die Pferde.“
„Willkommen, Sam“, sagt die Misses. Ihr Lächeln ist sanft und weich. „Ich möchte am Nachmittag ausreiten. Sorg bitte dafür, dass Melinda dann gesattelt ist.“
„Jawohl, Misses.“ Ich nicke eilfertig und schaue ihr fasziniert hinterher. Sie ist zwar weiß wie ein Kindergebiss, aber trotzdem wunderschön.
Am Nachmittag schaue ich immer wieder ungeduldig zur Stalltür. Wenn ich ein Geräusch höre, schlägt mein Herz schneller, doch die Sonne ist bereits am Sinken, als die Misses endlich auftaucht.
Ich helfe ihr auf die Stute. Zum Dank lächelt die Misses mir zu und meine Knie werden so weich, als wären sie aus nassem Heu. Was für eine Lady!
Von nun an kommt sie täglich, um auszureiten, und ich fiebere ihr entgegen, denn mein Herz rast wie verrückt, wenn sie mich anlächelt. Oder meinen Namen sagt.
Gestern, als sich zufällig unsere Hände berührten, als wir beide nach den Zügeln griffen, trafen sich unsere Blicke. Ich kann weder lesen noch schreiben, doch den Ausdruck in ihrem Gesicht konnte ich lesen. So ähnlich hat Beth mich früher immer angeschaut. Das war nett und hat mich gefreut. Aber wenn die Misses es tut, dann hüpft mein Herz wie ein Fohlen auf der Weide.
Ich spüre, dass sie meine Nähe sucht. Immer wieder berührt sie mich wie zufällig. Und wenn wir ganz allein sind, dann reden wir. Ich weiß schon, dass sie nicht sehr glücklich ist mit Master Boyd. Das kann ich verstehen, denn er ist kalt und grob. Nicht nur zu uns, auch zu den Weißen, die im Haus arbeiten, und zur Misses.
„Du bist so anders als er“, sagt sie manchmal und seufzt.

Seit ein paar Tagen sind Master Boyd und Misses Louise nicht da. Sie sind irgendwo im Norden, erzählt Jake. Hoffentlich kommt sie bald wieder, sie fehlt mir so sehr. Ich träume oft von ihr. Jake hat mich am Tag, als sie abfuhren, zur Seite genommen. „Halt dich von der Misses lieber fern. Der Master bringt dich um, wenn du sie nur falsch ansiehst, glaub mir.“
Ich schwor es, doch ob ich das Versprechen halten kann, weiß ich nicht.
Am Tag, als sie zurückkommen, bin ich so glücklich, als würde die Sonne in meiner Brust scheinen.
Am nächsten Nachmittag kommt die Misses in den Stall. Ich denke, sie will ausreiten, doch sie vergewissert sich nur, ob niemand in der Nähe ist, dann zieht sie mich in die Sattelkammer und legt ihre zarten, rosig duftenden Arme um meinen Hals. Mir bleibt die Luft weg, vor Glück und vor Schreck.
„Ich habe dich vermisst, Sam“, flüstert sie, dann fühle ich ihre Lippen auf meinem Mund. Sie presst sich an mich und ich kann nicht anders, ich küsse sie wieder und halte sie fest in meinen Armen. Davon habe ich so oft schon geträumt, und nun wird dieser Traum wahr. Es ist nicht zu glauben. Die Misses rafft ihre Röcke hoch und wenig später bin ich in ihr drin, küsse die helle Haut an ihrem Hals und fühle mich, als würde ich gemeinsam mit ihr in den Himmel hinaufschaukeln.
„Lass uns von hier fortgehen“, sagt sie, als wir erschöpft und eng umschlungen auf Heuballen liegen und dem Rascheln von Hufen im Bodenstroh lauschen. „In den Norden. Dort bist du kein Sklave, sondern ein freier Mann.“
Ich kann es nicht glauben. „Ist das wirklich wahr?“
„Und ob.“ Sie küsst mich. „Ich liebe dich, Sam. Liebst du mich auch?“
„Mehr als mein Leben, Misses.“
„Ab Morgen Nacht möchte ich, dass du mich Louise nennst. Denn dann verschwinden wir von hier.“

Den ganzen nächsten Tag zittere und schwitze ich wie eine fohlende Stute. Die Misses – nein, Louise! - hat gesagt, dass sie zwei Stunden nach Mitternacht in den Stall kommt. Bis dahin habe ich zwei Pferde gesattelt.
Ich stehe im Dunkeln und warte auf sie. Endlich sehe ich, wie die Dunkelheit am Stalleingang noch schwärzer wird. „Sam?“, flüstert sie.
„Ich bin hier.“
Sie kommt auf mich zu, küsst mich voller Zärtlichkeit und nimmt dann meine Hand. „Wo sind die Pferde?“
Leise führen wir die Gäule hinaus. Ich bin glücklich und gleichzeitig voller Angst. Was für eine Zukunft wird uns erwarten?
„Verfluchte Pferdediebe!“, brüllt plötzlich jemand hinter uns. Dann fällt ein Schuss. Louise sackt neben mir zusammen. Ich falle auf die Knie, fasse nach ihrer Hand. Sie rührt sich nicht. In mir ist plötzlich alles wie tot. Nur ein Schrei kommt aus meiner Kehle. „Neiiiiiiin!“
Dann packt mich jemand am Ellenbogen und reißt mich hoch. Fackellicht blendet mich.
„Du!“, sagt Master Boyd angewidert, als er mich erkennt. „Stiehlst meine Pferde und meine Frau. Na warte!“
Als er mich grob wegführt, muss ich an Beth denken. „Und das Blut spritzt umher wie klebriger Regen.“
Diesmal wird es mein Blut sein.


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(Sir Arthur Conan Doyle)

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#2

RE: Klebriger Regen

in Archiv 23.08.2020 21:16
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.151 Beiträge | 9415 Punkte

Liebe @Bree, bei der Atmosphäre deiner Geschichte musste ich ganz stark an den Film "ten years a slave" denken, aber auch an Django unchained, wo der schwarze Django seine Frau aus der Sklaverei holt. Dieser Django überlebt allerdings seine Peiniger! Aber das ist bei einer Romeo und Julia Geschichte ja sowieso nicht erwünscht.
Du hast dich auch in die Denkweise des Protas sehr gut eingefühlt. Ziemlich grausliche Geschichte. Zuerst dachte ich, dass Louise ihn verraten oder verleugnen wird, aber es kam anders. Eine Wende am Ende würde mir ja gefallen (-:
Wenn ich ein bisschen "Meckern auf hohen Niveau" darf, denn deine Geschichte ist echt super geschrieben, dann würde ich vielleicht sagen, dass mir ein neues, überraschendes Moment fehlt. Du hast so geschrieben, wie ich all die Storys und Geschichten über Sklaverei kenne. Auch der Ausgang birgt keine Überraschung.
Aber ich denke, wenn das deine Absicht war, ist es total legitim und wie gesagt, ist die Story sehr flüssig zu lesen. Auch die Ich-Perspektive gefällt mir!

LG
Carlotta Lila XXX


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#3

RE: Klebriger Regen

in Archiv 24.08.2020 16:29
von Sinjane • Federlibelle | 492 Beiträge | 2770 Punkte

Liebe @Bree , das war ganz bestimmt eine verbotene Liebe zwischen den beiden! Obwohl du die Tragik und Brutalität gut rüberbringst, hat mich die Geschichte nicht ganz überzeugt. Mir fehlt die Perspektive der "Misses"; irgendwie kann ich von den damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht abstrahieren und nehme ihr ihre Gefühle nicht ab. Ja, ihr Ehemann ist brutal, da muss aber mehr passieren, um sich in einen Sklaven zu verlieben. Die gesellschaftlichen Schranken, ja, der Hass, war unfassbar stark, Schwarze galten ja nicht einmal wirklich als Menschen. Insofern gibt es natürlich kaum mehr "Romeo und Julia" als in diesem Setting.
Ein paar Erbsen:

Zitat von Bree im Beitrag #1
Ich kann erkennen, dass sie weint, auch wenn kein Ton aus ihrem Mund kommt. --> Das erscheint mir nicht ganz logisch, Weinen erkennt man doch eher an den Augen.

Zitat von Bree im Beitrag #1
Ihre tiefen, melodischen Stimmen singen ein Sklavenlied, --> ich denke, Sam selbst würde eher "Lied" sagen, ist aber nur ein Gefühl.
Zitat von Bree im Beitrag #1
„Willkommen, Sam“, sagt die Misses. --> Auch wenn sie vielleicht eine sanfte Natur hat, widerspricht ihr Gruß vollkommen allem, was damals Konvention war. Es könnte natürlich trotzdem so sein, wenn sie einen besonderen Hintergrund hat (z.B. haben die Quäker, glaube ich, die Sklaverei abgelehnt, auf jeden Fall gab es religiöse Gruppen, die dagegen waren).

Zitat von Bree im Beitrag #1
und schaue ihr fasziniert hinterher. --> Nee. Er muss den Kopf senken. Ein falscher Blick hätte bereits sein Toderurteil sein können.
Zitat von Bree im Beitrag #1
als sich zufällig unsere Hände berührten, als wir beide nach den Zügeln griffen, --> zweimal "als" im Satz.

Zitat von Bree im Beitrag #1
„Stiehlst meine Pferde und meine Frau. --> Dieser Satz klingt ein bisschen "konstruiert"; auch muss er doch erst einmal realisieren, was da geschehen ist. Sie wären übrigens wahrscheinlich nicht so unklug gesewesen, auf Pferden zu fliehen, denn die waren extrem wertvoll und wurden gut bewacht.

Na warte!“ Als er mich grob wegführt, muss ich an Beth denken. „Und das Blut spritzt umher wie klebriger Regen.“ Diesmal wird es mein Blut sein. --> Er wird nicht nur ausgepeitscht werden, sondern am nächsten Baum augeknüpft, und das weiß er auch. Von der Idee ist diese gruselige "Klammer" toll geschrieben.
Liebe Bree, oje, das ist jetzt echt viel Kritik auf einmal. Aber ich habe mich viel mit diesem Thema beschäftigt, und von diesem Wissen kann ich nicht abstrahieren. Vielleicht hättest du den Fokus mehr auf die großen Gefühle legen können und stattdessen die Vorgeschichte eindampfen. Es fehlt aus meiner Sicht die ganze innere Zerrissenheit, die die beiden empfunden haben müssen, Zweifel, Ängste, Vorurteile. Was mir dagegen super gefallen hat, ist Sams Sprache, die einfach klingt, aber überhaupt nicht aufgesetzt.
Du bist mit deiner Geschichte echt aufs Ganze gegangen, und das Tragik-Potenzial ist definitiv da.


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#4

RE: Klebriger Regen

in Archiv 24.08.2020 16:41
von Gini • Federlibelle | 1.797 Beiträge | 3677 Punkte

@Bree
Im Gegensatz zu Carlotta, finde ich den Ausgang der Geschichte schon überraschend.
Ich dachte, sie flüchten gemeinsam und alles wird irgendwann gut.
Aber es sollte ja ein Hindernis geben. Wie bei Romeo und Julia. Ich habe mich bisher nicht
mit Sklaverei befasst. Das muss früher ganz schrecklich gewesen sein. War das so im 17 Jahrhundert?
Ich hab echt keine Ahnung. Aber durch deine Geschichte, kann ich es mir in etwa vorstellen.
Warum heiratet Luisa so einen Ekel? Aber wahrscheinlich wurde so etwas damals von den Eltern bestimmt.
Deine Story hat mir gut gefallen. Ich bin ja nicht so der Fan von Historie, wie du weißt, aber du schreibst so,
dass es für mich nachvollziehbar ist.


Gedanken sind nicht stets parat,/ Man schreibt auch, wenn man keine hat.

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#5

RE: Klebriger Regen

in Archiv 24.08.2020 21:35
von Bree • Federlibelle | 4.337 Beiträge | 17414 Punkte

Hallo @Carlotta Lila @Sinjane und @Gini

Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #2
Du hast dich auch in die Denkweise des Protas sehr gut eingefühlt. Ziemlich grausliche Geschichte.

Dankeschön. Ja, eine grässliche Zeit war das für die Sklaven. Ich fand es spannend, mich dem Thema mal zu nähern.

Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #2
Zuerst dachte ich, dass Louise ihn verraten oder verleugnen wird, aber es kam anders. Eine Wende am Ende würde mir ja gefallen (-:

Das verstehe ich nicht so ganz. Wenn ich deine Erwartung nicht erfüllt habe, gab es doch eine Wende. Oder steh ich gerade auf dem Schlauch?

Zitat von Sinjane im Beitrag #3
ich habe mich viel mit diesem Thema beschäftigt,

Oh ja, das merke ich an deinen hilfreichen Anmerkungen, vielen Dank dafür!

Zitat von Sinjane im Beitrag #3
Vielleicht hättest du den Fokus mehr auf die großen Gefühle legen können und stattdessen die Vorgeschichte eindampfen. Es fehlt aus meiner Sicht die ganze innere Zerrissenheit, die die beiden empfunden haben müssen, Zweifel, Ängste, Vorurteile.

Die Vorgeschichte war noch viiiel länger, als ich mit der Geschichte loslegte. Ich war bereits beim Zeichenlimit, als die Geschichte erst zu 2/3 fertig war. Insofern habe ich bereits eine ganze Menge gekürzt. Auch mir kam deshalb so einiges zu kurz. Das Gute ist ja, dass ich jetzt ohne Zeichenbegrenzung an der Story feilen kann. Da werden mir deine Anmerkungen einen guten Dienst erweisen.

Zitat von Sinjane im Beitrag #3
Was mir dagegen super gefallen hat, ist Sams Sprache, die einfach klingt, aber überhaupt nicht aufgesetzt.

Das freut mich, danke! Ich habe versucht, so zu schreiben, wie Sam in meiner Vorstellung sprechen würde. Schön, dass das geklappt hat.

Zitat von Gini im Beitrag #4
War das so im 17 Jahrhundert?

Eher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, würde ich sagen. Auf jeden Fall vor dem Bürgerkrieg, da danach ja die Sklaverei abgeschafft wurde. Sam wusste ja nicht einmal, dass die Schwarzen im Norden nicht als Sklaven gehalten wurden.
Es freut mich übrigens, dass das Ende für dich überraschend kam. Es gab ja mehrere Möglichkeiten:
1. Ihnen gelingt die Flucht
2. Sie werden erwischt und Louise bleibt am Leben
3. Sie werden erwischt, aber dennoch gelingt ihm (mit ihrer Hilfe) allein die Flucht
4. Beide werden erschossen
Ich hab mich für Möglichkeit Nr. 5 entschieden: Sie stirbt und er muss sich den Konsequenzen des Fluchtversuchs stellen.

Im Grunde könnte man die Geschichte mehrmals schreiben und ihr jedes Mal einen anderen Schluss verpassen. Welcher dir am besten gefallen würde, weiß ich schon - Nr. 1, richtig?

LG
Bree


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#6

RE: Klebriger Regen

in Archiv 24.08.2020 22:02
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.151 Beiträge | 9415 Punkte

Liebe @Bree, für mich war das Ende nicht überraschend, weil im Titel schon etwas in der Richtung angedeutet war. Im Hinblick auf das Thema Romeo und Julia muss es eigentlich auch schlecht gehen, das ist auch wahr. Vielleicht könnte deinen Protas die Fluch zuerst schon fast gelingen, bzw. du könntest in den seligen Vorstellungen von ihm länger verweilen und diesen Augenblick länger dehnen. Aber du hast tatsächlich recht: Abseits des Wettbewerbs könnte man wirklich mit verschiedenen Ausgängen experimentieren!
Liebe Grüsse
Charlotta Lila xxxxx


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#7

RE: Klebriger Regen

in Archiv 25.08.2020 12:08
von Sinjane • Federlibelle | 492 Beiträge | 2770 Punkte

@Bree , ich denke auch, etwas mehr Raum zur Entfaltung wird der Geschichte gut tun. Und ich bin als Autorin für die aktuelle Lösung, persönlich und mit dem Herzen aber für 1.), schnief.


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#8

RE: Klebriger Regen

in Archiv 27.08.2020 11:41
von Doro • Federlibelle | 2.350 Beiträge | 9189 Punkte

Liebe @Bree ,

gelesen hatte ich die Geschichte schon vor ein paar Tagen. Jetzt habe ich sie nochmals gelesen und gebe endlich Feedback (alternativ müsste ich Koffer packen). Hattest du ein bekanntes Vorbild oder sind die beiden erfunden?

Ein dunkles Kapitel in der menschlichen Geschichte, mit dem ich mich bisher nicht besonders befasst habe. Ich weiß nur, was man so aus Filmen an Informationen mitkriegt.

Geerbst hat Sinjane ja schon super, drum spare ich mir das.

Wie von dir nicht anders erwartet, ist der Schreibstil flüssig und liest sich gut.

Die Frage, was beide am anderen so anzieht, dass sie dieses Risiko eingehen, wird nicht beantwortet. Ja, sie sagt, dass Sam so anders ist als ihr Mann. Aber eine genauere Begründung ist wahrscheinlich dem Zeichenkorsett zum Opfer gefallen.

Auch fehlen mir ein paar Informationen zu Sam. Von Louise habe ich beim Lesen ein Bild im Kopf, von Sam nicht. Erst dachte ich, er sei ein Kind oder Teenager. (Wahrscheinlich, weil der alte Mose ihn "Junge" nennt. Andererseits sagt eine über 70-jährige Mitsängerin im Chor auch "Mädchen" zu mir). Ich denke, er ist ein Mann, ansonsten erfährt man nichts über ihn. Ausser, dass er nicht schreiben und lesen kann. Vielleicht ist das der Grund, warum mich die Geschichte emotional nicht so berührt.

Ich hatte gehofft, dass sie Glück haben und es schaffen, durchzubrennen. Auch, wenn der Titel auf ein anderes Ende hindeutet. Der Titel gefällt mir übrigens sehr gut. (Auf die Idee, dass er wahrscheinlich gehenkt wird und dabei kein Blut spritzt, bin ich erst durch Sinjanes Beitrag gekommen.)

Allerdings hat es mich eh gewundert, dass ihr Mann nicht viel früher was von dieser Romanze mitbekommen hat. Was für eine Blamage für ihn, dass ausgerechnet ein Sklave ihm Hörner aufsetzt. Aber er wird sich dafür bitterlich rächen.

Mein Herz schreit nach einem Happy End, aber wie es @Sinjane schon geschrieben hat, als Autorin kann ich die Wahl deines Schlusses voll verstehen.

Ich drück dir die Daumen für den Wettbewerb.

LG
Doro


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#9

RE: Klebriger Regen

in Archiv 29.08.2020 14:29
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.186 Beiträge | 3058 Punkte

Danke für diese Story, sie ist auf einem sehr guten Niveau geschrieben. Allerdings kann ich @Sinjane verstehen, wenn sie darauf hinweist, dass z.B. die Begrüßung "Willkommen...", das auffällige Hinterherschauen usw. eigentlich kein erwartetes Verhalten beider Seiten ist. Aber natürlich wäre eine solche Romanze möglich, wenn auch eher ungewöhnlich. Dass die Strafe eher der Tod als das Auspeitschen sein würde, ist anzunehmen. Trotzdem: sehr gern gelesen und ich bin mitgenommen worden in die Zeit. Und das scheint mir wichtiger zu sein, als extreme Realitätsnähe.


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#10

RE: Klebriger Regen

in Archiv 29.08.2020 17:39
von Bree • Federlibelle | 4.337 Beiträge | 17414 Punkte

Herzlichen Dank, @Yggdrasil !
Jetzt lese ich deine Geschichte, bin sehr gespannt!

LG
Bree


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#11

RE: Klebriger Regen

in Archiv 02.09.2020 06:58
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.042 Beiträge | 4607 Punkte

Hallo @Bree ,

deine Geschichte liest sich flüssig und Sams einfache Sprache und seine Gedanken ziehen mich zurück in die Zeit, in der diese unmenschlichen Lebensumständen so vielen Sklaven, aber auch jenen Menschen, die mit ihnen fühlten, Unglück brachten. Ich glaube allerdings, wie Sinjane schon erwähnte, dass Sam mit seinem Verhalten und dem der Frau des Gutsherrn kaum mehr als ein paar Tage überlebt hätte. Ein falscher Blick und es wäre für ihn aus gewesen. Sie hätte wahrscheinlich Prügel bezogen.

Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass eine mit einem Gutsbesitzer verheiratete Frau sich so einfach für die Flucht mit einem Sklaven entschieden hätte. Auch ohne den Sklaven wäre sie gesellschaftlich geächtet worden, wenn sie weggelaufen oder auch ganz legal geschieden worden wäre. Wo hätte sie hingehen sollen, ohne eigenes Geld? Ein Bankkonto hatten verheiratete Frauen damals nicht und ich bezweifele, dass irgendeine Frau eins hatte. Für sie hätte ihre Familie das Geld verwaltet, falls sie etwas besaß. Übrigens, für ihre eigene Familie wäre sie eine Schande gewesen, wenn sie geflohen wäre. Die hätten sie vermutlich nicht wieder aufgenommen. Arbeiten? Was hätte sie arbeiten können? Und er? Sie hätten ja erst einmal in den Norden gelangen müssen, wo er nicht mehr eingefangen werden konnte.

Aber sei's drum, ohne diese Details liest sich deine Geschichte sehr gut und ich finde die Verbindung von Titelaussage, der Bemerkung von Beth ganz am Anfang und seinem letzten Gedanken sehr gelungen. Und es muss ja auch nicht immer alles historisch stimmig sein. Was zählt, ist der Unterhaltungswert, und den hast du getroffen. Viel Erfolg damit!

Liebe Grüße
Marion


„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles

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#12

RE: Klebriger Regen

in Archiv 04.09.2020 07:25
von Anka • Federlibelle | 756 Beiträge | 3343 Punkte

Liebe @Bree,
erstaunlich, in welche Richtung du bei dem Thema Shakespeare/Romeo & Julia gegangen bist. Du hast deine Komfortzone verlassen und unbekanntes Terrain betreten. Dazu gehört Mut und ich ziehe meinen Hut. (Ohje, sieh, was deine Gedichte bei mir anrichten ).
Da ich unter den letzten bin, die kommentieren, ist so vieles schon gesagt worden, was ich nicht wiederholen brauche. Nur soviel, dass ich Louises Gefühle zu Sam auch nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber ich war so gefangen in der dichten Atmosphäre der Geschichte, z. B. die schleppenden Schritte der Sklaven, die Beschreibung der Unterkunft etc., dass das nebensächlich wurde.
Besonders gefiel mir Sams Denkweise, hier drei Beispiele:

Zitat von Bree im Beitrag #1
meine Knie werden so weich, als wären sie aus nassem Heu
Zitat von Bree im Beitrag #1
dann hüpft mein Herz wie ein Fohlen auf der Weide
Zitat von Bree im Beitrag #1
als würde die Sonne in meiner Brust scheinen
Ich mag ihn sehr und hatte gehofft, er hat Glück. Der klebrige Regen hat mir persönlich noch nichts vom tragischen Ausgang verraten.
Von den 5 möglichen Ausgängen der Geschichte, gefällt mir dieser natürlich am wenigsten. Bin auch für Nr. 1 oder Nr. 3.
Denkbar wäre allerdings auch Nr. 2 -
Zitat von Bree im Beitrag #5
2. Sie werden erwischt und Louise bleibt am Leben.
Aber es ging bei dem Thema ja nicht ums Happy End, das muss ich leider einsehen


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zuletzt bearbeitet 04.09.2020 07:28 | nach oben springen


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