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SGZ 38 - Sternenpark
in Die Geschichten der Woche 23.09.2023 16:51von Anka • Federlibelle | 763 Beiträge | 3377 Punkte
In pechschwarzer Nacht unter dem Sternenhimmel liegen und staunen. Keine Stadt, keine Häuser und keine Straßenlaternen sind in der Nähe, um dieses Vergnügen zu stören. Schon lange hatte ich mir gewünscht, dafür ins Westhavelland in den Sternenpark zu fahren.
Mein Mann Robert und ich informierten uns ausführlich auf der Webseite und warteten auf ein wolkenloses Wochenende mit Neumond. Denn selbst der Mond würde die Sicht auf die Sterne stören. Mitte Mai war es dann endlich soweit. Wir buchten ein Gästezimmer im Internat Schloss Spiegelberg und fuhren los. Ich hatte keine Ahnung, dass das Internat zum Landgestüt Neustadt an der Dosse gehörte. Bei unserer Ankunft suchten wir die Rezeption und stolperten in den Fluren über Reitstiefel und Sättel. Überall roch es nach Pferden und an den Wänden hingen Fotografien von Turnieren und Wettkämpfen. Was für ein Glück für mich als Hobbyreiter und Pferdefan. Wir bezogen ein Zimmer mit Blick in den kleinen gepflegten Schlosspark und bewunderten den Speisesaal im alt-ehrwürdigen Ambiente mit großer Freitreppe ins Grüne.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit war noch Zeit, so dass wir uns für einen Spaziergang entschieden. Ein malerischer Weg am Flussufer der Dosse geleitete uns vorbei an großzügigen Weideflächen bis in den Hof des Landgestüts. Auch hier handelte es sich um eine schlossähnliche Anlage mit alten herrschaftlichen Gebäuden. Eine Schautafel verriet mir, dass Friedrich Wilhelm II. hier schon 1788 zwei Gestütsanlagen zur Zucht von Kavallerie- und Hofpferden errichten ließ. Ich war noch nicht fertig mit Lesen, als ich bemerkte, dass ich allein auf dem Gestütsplatz stand. Robert war verschwunden. Verwundert begann ich, ihn zu suchen und fand schließlich eine offenstehende Flügeltür in einem Seitengebäude. Dort traf ich Robert mit einer jungen Frau in Reithosen, die auch mich freundlich begrüßte. Sie hieß Lisa, war Bereiterin und fragte uns, ob wir die Mutterstuten sehen wollen. Wenig später standen wir zu dritt zwischen braunen, dunklen und auch grauen Pferdekörpern und wurden von allen Seiten beschnüffelt. Besonders gefielen uns die zutraulichen kleinen weichen Fohlennasen, die unsere Hände liebkosten. Lisa erklärte uns, dass sich die jungen Tiere so früh wie möglich an den Menschen gewöhnen sollen.
Zwei Stunden später lagen wir noch ganz beseelt von diesem Erlebnis auf einer Eckbank in pechschwarzer Nacht. Rings um uns nichts als duftende Wiesen. Der Schrei eines Käuzchens. Das Bellen eines Rehbocks. Kein Licht, keine Autos. Nur wir beide – Kopf an Kopf unter dem Firmament eines endlosen Sternenhimmels. Und über uns der große Wagen, von dem wir seit diesem Tag wissen, das er gar kein eigenständiges Sternbild ist, sondern nur ein Teil eines größeren, nämlich des Großen Bären. Die sieben Sterne, die den Wagen bilden, sind die hellsten und auffälligsten Sterne des Bären. Darum erkennt man heutzutage sofort einen (Hand-) Wagen, und weniger einen Bären, wenn man zum Himmel schaut. Immer wenn wir dieses Sternbild am Himmel sehen, suchen wir den Bären, weil er uns an ein Wochenende voller Wunder erinnert.
Geschichten schreiben ist wie zaubern!
www.writeandride.de
RE: SGZ 38 - Sternenpark
in Die Geschichten der Woche 24.09.2023 09:30von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte
Liebe @Anka
das ist wirklich eine schöne Geschichte, und das, obwohl sie ohne jeden Konflikt etc. auskommt, der ja, so heißt es, existentiell ist für eine gute Story. Du hast bewiesen, dass es auch anders geht. Toll!
Dass der Große Wagen nur ein Teil des Großen Bären ist, wusste ich nicht. Ich dachte immer, das Sternbild hat halt zwei Namen ...
Wieder was dazugelernt!
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)
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Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de
RE: SGZ 38 - Sternenpark
in Die Geschichten der Woche 24.09.2023 09:34von Sabrina Meinen • Federlibelle | 586 Beiträge | 1727 Punkte
@Anka: ich finde die Umsetzung des Wortes super. Du hast nicht klassisch gedacht sondern ein wenig abseits und triffst es in die Mitte.
Am Anfang habe ich mich nämlich gefragt, wann kommt der Hinweis auf das Wort, wo führt dieses Geschichte hin und siehe da, es klärt sich am Ende.
Finde den Mut für die Veränderung, die du dir wünscht,
die Kraft, es durchzuziehen
und den Glauben daran, dass sich alles zum Besten wenden wird.
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