#1

Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 08.03.2025 17:03
von Bree • Federlibelle | 5.089 Beiträge | 21582 Punkte

Schweizer Käse

„Mensch, Oma, wieso steht die Margarine auf den tiefen Tellern im Küchenschrank?“
„Was?“ Marina, die gerade die Nachrichten im Fernsehen sah, horchte auf. Im nächsten Moment stand auch schon ihr Enkel Fabian im Türrahmen, die Rama anklagend hochhaltend. „Ich wollte mir ein Brot machen, aber die Margarine war weg. Als ich einen Teller brauchte, habe ich sie gefunden. Im Schrank.“
„Was habe ich damit zu tun?“, wollte Marina wissen.
Fabian hob abwehrend die Linke. „Also, ich habe sie nicht dahin getan.“
„Ich auch nicht, das wüsste ich. Die Rama gehört in den Kühlschrank.“
Fabian kam näher und setzte sich auf den Sessel neben ihr. Sein Blick gefiel Marina nicht.
„Ich mache mir langsam Sorgen um dich.“ Fabian legte eine Hand auf ihren Unterarm. „Neulich die Zahnpasta im Gefrierschrank, vor drei Tagen die Schuhe in der Badewanne – und den Termin beim Arzt hast du auch versäumt.“
Jetzt wurde Marina sauer. „Herrgott, so einen blöden Termin kann doch jeder mal vergessen. Und wie die Sachen da hingekommen sind, weiß ich nicht.“ Sie entzog ihrem Enkel den Arm, setzte sich aufrecht hin und schaltete den Fernseher aus. „Willst du sagen, ich werde langsam bekloppt?“
„Natürlich nicht“, entgegnete Fabian mit aufgesetzter Geduld. „Aber irgendwas ist doch faul.“
„Verschwinde“, presste Marina mühsam hervor. „So einen Unsinn muss ich mir von dir nicht anhören.“
Ohne jeden Widerspruch erhob sich Fabian. „Ganz wie du möchtest, Oma.“
Sie sah ihm nach, wie er den Flur betrat und in Richtung Küche verschwand. Ob sie es wollte oder nicht, sie spürte, dass ihr Herz schneller schlug als normal. Hatte Fabian recht? Litt sie etwa an Alzheimer? Ließ ihr Kurzzeitgedächtnis sie im Stich?
Marina war immer stolz auf ihre schnelle Auffassungsgabe und ihre Intelligenz gewesen. Ihr Abitur hatte sie mit Bestnoten bestanden, ihr Studium mit Summa cum laude abgeschlossen, und bis zu ihrer Pensionierung hatte sie als Richterin Respekt und Ansehen genossen. Löste sich ihr Hirn auf, weil sie nicht mehr so aktiv war wie früher? Oder forderten die Schicksalsschläge der letzten Jahre ihren Tribut?
Als ihr Hanno vor acht Jahren gestorben war, hatte sie das eine Zeitlang wirklich aus der Bahn geworfen, doch noch schlimmer war der Krebstod ihrer geliebten Tochter Charlotte. Vor drei Jahren war das gewesen, und Marina hatte sofort ihren 14jährigen Enkel Fabian bei sich aufgenommen. Charlotte hatte sich vom Vater ihres Sohnes scheiden lassen, denn der war ein Filou, der sich kaum um den Jungen gekümmert hatte. Nun war Fabian fast achtzehn, doch zu Marinas Bedauern zeigte sich immer mehr, dass er viel von seinem Erzeuger hatte. In der Schule lief es nicht gut, und seine Freunde gefielen ihr nicht. Zukunftspläne schob Fabian stets vor sich her. Und ständig hatte er neue Forderungen. Seit kurzem machte er den Führerschein und liebäugelte mit einem teuren BMW, den sie, Marina, ihm natürlich finanzieren sollte.
„Für den Anfang tut es auch ein Kleinwagen“, hatte sie dieses Ansinnen sofort im Keim erstickt. „Wenn du unbedingt ein teures Auto willst, dann verdien selbst Geld.“
Fabian hatte daraufhin türenknallend das Haus verlassen.
Wenn sie ihr Gedächtnis verlor, würde früher oder später alles, was sie und Hanno sich hart erarbeitet hatten, auf ihren Enkel übergehen, denn mehr Familie besaß sie nicht. Marina schauderte bei dem Gedanken. Fabian war für so eine Verantwortung definitiv zu unreif. Aber was sollte sie tun? Sie war neunundsechzig, und ihr Testament, in dem Fabian als Alleinerbe geführt wurde, lag seit zwei Jahren bei Herbert, einem befreundeten Notar.
Ich werde Herbert Anfang der Woche anrufen und ihn um Hilfe bitten, dachte sie, denn es war Freitag. Wenn ich es bis dahin nicht wieder vergesse …

In den nächsten Tagen beobachtete Marina sich selbst sehr konzentriert. Ihr fiel an ihrem Verhalten nichts Ungewöhnliches auf, doch am Montagmorgen suchte sie vergeblich ihren Autoschlüssel. Er lag doch immer in der Perlmuttschale im Flur! Marina durchforstete ihre Handtasche und ihre Jacke, die Einkaufstasche und die Schubladen.
„Was suchst du denn?“, fragte ihr aus seinem Zimmer schlurfender Enkel.
„Meinen Autoschlüssel.“ Erstaunt sah sie ihn an. „Wieso bist du nicht in der Schule? Es ist fast neun.“
„Die ersten beiden Stunden sind ausgefallen.“ Er steuerte ungeniert gähnend das Bad an.
Marina hatte Mühe, ihm zu glauben. Vielmehr nahm sie an, dass er lieber hatte ausschlafen wollen. Andererseits war es genauso gut möglich, dass er die Wahrheit sagte.
Wichtiger war aber jetzt, dass sie ihren Schlüssel fand.
Sie nahm die Suche wieder auf, wurde immer verzweifelte. Schaute sogar im Kühlschrank nach. Doch auch da war der verflixte Schlüssel nicht.
Es klingelte an der Tür.
Hochgradig genervt öffnete Marina, und sah Jakob vor der Tür stehen. Er wohnte mit seiner Familie gegenüber.
„Guten Morgen, Frau Schäfer“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. „Ich habe gerade gesehen, dass Ihre gelbe Tonne nicht an der Straße steht. Die werden doch nachher ausgeleert. Soll ich das eben für Sie erledigen?“
„Das habe ich ja völlig verges…“ Sie stockte, wollte dieses grässliche Wort nicht aussprechen. „Danke, Jakob, das wäre sehr nett von dir.“
„Kein Problem.“ Er wollte sich eben abwenden, als Fabian von drinnen rief: „Oma, ich habe deinen Autoschlüssel gefunden.“ Sie sah ihn näherkommen. „Er lag auf der Erde deiner Yucca-Palme … Oh, hallo Jakob.“ Er hob halbherzig die Hand und wandte sich dann wieder an Marina. „Wieso hast du deinen Schlüssel in den Pflanzenkübel gelegt?“
„Das war ich nicht!“, rief Marina entrüstet aus und nahm den mit Erde verschmutzten Autoschlüssel entgegen.
„Du meinst, du erinnerst dich nicht daran“, korrigierte Fabian sie nachsichtig.
„Ich erinnere mich an alles“, fuhr sie ihren Enkel an. „Stell mich nicht ständig als schusselige Alte dar! Ich lege nie etwas in den Pflanzenkübel.“
„Ach, du denkst wohl, das war ich!“ Zwischen Fabians Augen bildete sich eine steile Falte.
„So war das nicht gemeint, ich …“ Marina registrierte, dass Jakob noch immer in Hörweite war. Sie sah zu ihm hin und glaubte, Mitgefühl in seiner Miene zu lesen.
„Ich kümmere mich dann mal um die Tonne“, sagte er rasch, und wünschte noch einen schönen Tag.
„Danke, dir auch“, gab Marina erschöpft zurück, ehe sie die Tür schloss.

Als sie mittags von ihren Besorgungen heimkehrte, kam Jakob auf sie zu. „Frau Schäfer!“, rief er und eilte näher.
„Ja?“ Sie holte die Einkäufe aus dem Kofferraum.
„Es tut mir leid, wenn ich heute früh gestört habe“, meinte er, und Marina wünschte nicht zum ersten Mal, dass ihr Enkel etwas mehr von diesem Jungen hätte. Jakob war freundlich, hilfsbereit und höflich.
„Das war nicht deine Schuld“, gab sie peinlich berührt zurück. „Fabian denkt offenbar, ich werde langsam wunderlich. Aber so ist es nicht.“
„Ich glaube Ihnen“, meinte Jakob ernst. „Und ich habe eine Idee, wie Sie Gewissheit erlangen können.“
„Das klingt interessant.“ Marina stellte die beiden Einkaufstaschen auf dem Bürgersteig ab. „Erzähl mir mehr.“

Zwei Tage später klingelte Marina am späten Nachmittag am Haus gegenüber. Ihr Enkel war mal wieder unterwegs. Jakobs kleine Schwester, eine sommersprossige Zehnjährige, öffnete die Tür.
„Ja, Frau Schäfer?“
„Hallo“, sagte Marina, „ist Jakob da?“
Das Mädchen drehte sich um und rief ihren Bruder, der sogleich vom Obergeschoss herunterkam. „Oh, hallo Frau Schäfer.“
„Tag, Jakob.“ Sie wartete, bis das Mädchen wieder im Inneren des Hauses verschwunden war, dann sagte sie mit gedämpfter Stimme: „Mein Handy ist weg. Seit heute Morgen suche ich es vergeblich.“
„Kommen Sie herein, wir gehen in die Küche.“ Jakob wies ihr den Weg und bot ihr an dem großen runden Holztisch einen Platz an. Dann zog er sein Handy aus der Hintertasche seiner weiten Jeans und setzte sich zu ihr. „Na, dann wollen wir doch mal schauen. Lag es im Wohnzimmer?“
Marina nickte. „Auf dem Couchtisch, ich bin sicher. Und heute früh war es fort. Ich habe die Nummer gewählt, aber es hat nicht geklingelt.“
Auf dem Bildschirm des Smartphones erschien ein Bild ihres Wohnzimmers. Fasziniert bemerkte Marina, wie scharf die Aufnahme war. Jakob hatte vor kurzem von einem Freund eine Kamera bekommen, die Bilder aufs Handy schickte.
„Ich brauche das nicht“, hatte Jakob gesagt, „aber wenn wir damit Ihr Wohnzimmer überwachen, können Sie nachvollziehen, wie etwas verschwunden ist.“
Marina hatte zunächst gezögert, doch dann überwog der Wille, endlich zu erfahren, ob sie tatsächlich Gegenstände an ungewöhnliche Orte legte, und so hatte sie sich einverstanden erklärt. Fabian wusste nichts von dem kleinen Gerät, das zwischen zwei Büchern in ihrem Regal stand und von dort das Wohnzimmer und einen Teil des Flures überwachte.
„So, diese Aufnahme ist von kurz vor elf Uhr gestern Abend.“
„Ja, ich mache gerade den Fernseher aus, weil ich ins Bett gehen will“, erkannte Marina. „Und dort liegt das Handy.“
„Gut, dass Sie wie abgemacht ein kleines Licht haben brennen lassen“, lobte Jakob. „Sonst wäre jetzt alles schwarz.“
Eine Zeitlang starrten sie auf den Bildschirm, auf dem sich nichts tat. Dann sah man das Flurlicht angehen. Wenig später erschien Fabian im Wohnzimmer. Er telefonierte.
„Nee, keine Sorge“, hörten sie ihn sagen, „sie liegt um diese Zeit schon im Bett und pennt. Es läuft alles nach Plan. So langsam glaubt sie selbst daran, dass ihr Hirn ein Schweizer Käse ist.“ Fabian lacht leise.
„Oh, mein Gott“, wisperte Marina entsetzt. Sie spürte, dass Jakob ihr einen unbehaglichen Blick zuwarf, konnte die Augen aber nicht von dem kleinen Bildschirm lösen.
„Klar sorge ich dafür, dass alle mitkriegen, was los ist“, sagt Fabian. „Ein paar Wochen noch, dann kann ich sie bestimmt für unmündig erklären lassen und kriege die Kontovollmacht. Was? Ja, wieso nicht?“ Fabian schaute sich im Wohnzimmer um und nahm ihr Telefon vom Tisch. „Hey, Paps, wie wäre es mit ihrem Handy im Backofen?“ Wieder dieses leise Lachen. „Ja, natürlich schalte ich es aus.“
Als Fabian den Raum Richtung Küche verließ, presste sich Marina eine Hand vor den Mund. Ihr liefen Tränen über die Wangen.
„Danke, Jakob“, flüsterte sie erstickt.
Sie würde Fabian aus ihrem Testament streichen, nahm sie sich vor. Der Schmerz, den ihr Enkel ihr zufügte, war kaum auszuhalten. Schwerfällig erhob sie sich, lächelte Jakob gequält zu und sagte leise: „Zumindest weiß ich, dass ich gesund bin.“


Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

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#2

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 08.03.2025 18:46
von johanna • Federlibelle | 330 Beiträge | 1665 Punkte

Clever von dem lieben Nachbarn und diesen enkel wuerde ich per sofort auf die strasse setzen oder noch besser das wohnungsschloss austauschen. Wenn er dann klingelt wuerde ich fragen wer er ist und mich nicht erinnern koennen.


Wahrheit kommt ohne viele Worte aus
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#3

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 09.03.2025 04:58
von Zivilfahndung • Federlibelle | 366 Beiträge | 3879 Punkte

Es ist wirklich traurig, ich bekomme das beruflich öfter mit, was manch heute vergessliche Menschen früher in ihrem Leben gemacht und geleistet haben, was sie alles konnten, als sie noch fit waren @Bree

Obwohl es nicht unmöglich ist, habe ich bei dem Alter etwas gestutzt, und die teuren Wünsche des Enkels taten ihren Teil dazu bei. Dennoch ist es ein sehr gut durchdachter und überraschender Plot, der sehr hinterhältige Plan bei einer Person, die es nicht leicht hatte und viel Gutes für ihn getan hat

Die Leidenschaft des Enkels für eine bestimmte Marke kann ich nachvollziehn. Wie er ihn sich finanzieren mag, ist natürlich verwerflich. Ich bin selbst heute noch jemand, der in D-Mark umrechnet, es ist schon enorm, was (nicht nur) Autos heute kosten. Genügsam kam ich mit der Basis-Motorisierung und der Sport-Line-Ausstattung (plus Farbe, weiß wollt ich nicht) meines 1er aus, aber kompakte Wagen mit ein paar luxuriösen Extras und technischem Firlefanz können inzwischen locker 50.000 Euro erreichen. Das kosteten früher einmal Oberklassemodelle wie ein 7er oder eine S-Klasse …

Viele Grüße,
Christian


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#4

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 09.03.2025 08:16
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.432 Beiträge | 3694 Punkte

Zitat von Bree im Beitrag #1
doch zu Marinas Bedauern zeigte sich immer mehr, dass er viel von seinem Erzeuger hatte


Hier ahnte ich, worauf die Story hinausläuft. Ist/war in Filmen oder Büchern schon häufiger das Thema
Überraschend allerdings, dass er mit dem Vater kooperiert.

Ich glaube, dass so etwas im wahren Leben gar nicht so selten ist.

Gern gelesen.


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#5

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 09.03.2025 12:38
von Gini • Federlibelle | 1.945 Beiträge | 4137 Punkte

@Bree sehr krasse Geschichte. Aber bestimmt nicht ungewöhnlich. Im Laufe der Geschichte,
kam mir auch der Gedanke, dass der Enkel dahintersteckt. Du hast das Verhalten von Marina realistisch
umgesetzt. Die Menschen mit Alzheimer reagieren oft aggressiv, wenn man ihnen etwas unterstellt, was
sie ihrer Meinung auf keinen Fall gemacht haben. In dem Fall von Marina war es ja umso heftiger, weil
sie nicht dement war. Vom Alter her ist es durchaus stimmig. Wir hatten sogar Leute mit Ende 50, und
sie waren schon dement. Frühdemenz nennt man das.
Eine kleine Erbse.

Zitat von Bree im Beitrag #1
wurde immer verzweifelte.

Da fehlt ein "r" bei verzweifelt.


Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.

Wilhelm Busch (1832-1908)
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zuletzt bearbeitet 09.03.2025 12:39 | nach oben springen

#6

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 09.03.2025 16:29
von Bree • Federlibelle | 5.089 Beiträge | 21582 Punkte

Hallo @Gini @Yggdrasil und @Zivilfahndung

ich danke euch sehr fürs Lesen und Kommentieren.
Nach einem ausgiebigen Tag am Strand habe ich jetzt ein bisschen Zeit, um mich auf der Wiese zu tummeln, ehe es zum Abendessen geht. Wir sind hier eine Stunde weiter als ihr in Deutschland. Mal sehen, was ich so schaffe an Lesen und 'feedbacken'.

Zitat von Zivilfahndung im Beitrag #3
ein sehr gut durchdachter und überraschender Plot,

Zitat von Yggdrasil im Beitrag #4
Ich glaube, dass so etwas im wahren Leben gar nicht so selten ist.

Zitat von Gini im Beitrag #5
Du hast das Verhalten von Marina realistisch umgesetzt. Die Menschen mit Alzheimer reagieren oft aggressiv, wenn man ihnen etwas unterstellt, was sie ihrer Meinung auf keinen Fall gemacht haben.


Danke, Gini, für die zum Glück kleine Mini-Erbse, und euch allen für das positive Feedback. Das Thema, zu dem wir diesmal eine Geschichte schreiben sollten, lautet: 'Ich erinnere mich an alles'.
Mein erster Gedanke war ein Liebespaar, das Erinnerungen austauscht - langweilig!
Darauf folgten einige Überlegungen zu historischen Themen, 2. Weltkrieg etc., aber irgendwas wirklich Griffiges kam mir nicht in den Sinn. Und dann war die Idee auf einmal da: Jemandem wird unterstellt, an Demenz oder Alzheimer zu leiden, um Vorteile daraus zu ziehen. Der Rest war dann einfach. Es freut mich sehr, dass euch die Geschichte gefallen hat, nun kann ich mich ruhig zurücklehnen bis zur Teerunde. Das ist eine echte Erleichterung, bei allem, was ich in den nächsten Wochen so vorhabe ...

Gerade die Bemerkungen von unseren 'Profis', was das Thema angeht (Gini und ZIvilfahndung) haben mich gefreut, denn ich selbst habe relativ wenig Erfahrung damit (zum Glück!). Umso schöner, dass es mir offenbar gelungen ist, das Thema überzeugend rüberzubringen.

Also, nochmals vielen lieben Dank!!

LG
Bree


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#7

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 10.03.2025 10:51
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.891 Beiträge | 9285 Punkte

Liebe @Bree,

der Verdacht, dass Enkel Fabian hinter der "Vergesslichkeit" seiner Oma steckt, kam mir ziemlich bald - zum einen wahrscheinlich, weil ich mich vor kurzem gerade für einen Artikel intensiv mit dem Thema "Gaslighting" befasst habe. Schlimm, dass auch noch der Vater involviert ist, also ihr Schwiegersohn. Dass es sich andererseits eher nicht um Alzheimer handelte, war eigentlich klar, die Erkrankten verhalten sich anders, da ist dann viel Aggression im Spiel, wenn man ihnen etwas auf den Kopf zusagt oder sie kritisiert, und sie verlegen nicht nur einfach Dinge, sie sind vergesslich. Das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen, sie vergessen, was sie gerade gesagt oder gefragt haben. Das ist bei Marina nicht der Fall und sie erinnert sich ja an alles andere. Alters-Demenz könnte natürlich sein, aber dann wäre sie insgesamt vergesslich und das ist sie nicht.

Aber zu vermuten, dass Fabian versucht, auf diese Weise früher an sein Erbe zu kommen, und es beweisen zu können, sind zwei Paar Schuhe. Das hast du gut gelöst mit der Idee und Unterstützung des Nachbarn. Und so hat es am Ende eine für Marina zwar schmerzhafte, aber auch heilsame Auflösung gegeben. Gern gelesen.

Liebe Grüße
Marion


„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ [Biene]
Aristoteles

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#8

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 11.03.2025 12:04
von Gini • Federlibelle | 1.945 Beiträge | 4137 Punkte

@Sturmruhe Zitat von dir:
die Erkrankten verhalten sich anders, da ist dann viel Aggression im Spiel, und sie verlegen nicht nur einfach Dinge,

Sie verhalten sich schon Aggressiv, wenn man sie nicht ernst nimmt. Deswegen ist das Validieren ja so wichtig.
Sie verlegen auch Dinge, wie Marina. Das sie allerdings noch weiß, was sie grad gesagt, hat dann schon nichts mehr
mit Demenz zu tun. Da hast du recht.


Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.

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zuletzt bearbeitet 11.03.2025 12:05 | nach oben springen

#9

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 12.03.2025 01:16
von Zivilfahndung • Federlibelle | 366 Beiträge | 3879 Punkte

Jau, Widerspruch oder Fehlerkorrektur könnten bei Erkrankten sehr nach hinten losgehn …

Was dennoch - selbst nach vielen Jahren Pflege - immer noch verwundert, ist die Fassade, die manche haben

Hatte die Situation schon einmal erzählt, glaube ich, wie eine Demente mit Multi-Rollstuhl (der ist größer als normale) mit der Straßenbahn bis zum mehrere Haltestellen entfernten Hauptbahnhof gekommen ist. Erst dort fiel den ihr Helfenden auf, dass doch nicht alles Sinn ergab, was sie redete

Selbst komplizierte Worte sind nicht ausgeschlossen: „Ich muss jetzt nach Hause und meine schwerst pflegebedürftige Mutter versorgen“ - der Satz war wie abgespeichert

Mitunter können sie sich noch sehr gründlich selber waschen (das verlernen sie nicht zwingend) - nur vergessen sie eben, was sie schon gewaschen haben, würden ggf den linken Arm fünfmal hintereinander waschen. Oder, was manch Orientierte nicht hinbekommen: nach dem Toilettengang die Hände waschen … weil das einfach drin ist von früher

Viele Grüße,
Christian


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#10

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 12.03.2025 09:40
von blauer Granit • Federlibelle | 810 Beiträge | 4265 Punkte

@Bree
Die Geschichte ist gut und flüssig geschrieben. Mein Verdacht fiel rasch auf den Enkel. Das er mit seinem Vater zusammenarbeitet war eine Überraschung.


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#11

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 12.03.2025 19:02
von Graugnom • Federlibelle | 392 Beiträge | 2674 Punkte

@Bree
die Geschichte ist in einem lockeren Erzählton geschrieben. Es stecken Gefühle drin, die beim
Lesen rüberkommen. Man bekommt Zorn auf den Enkel, Mitgefühl mit der Prota und spürt auch
als Leser irgendwie Hilflosigkeit vor dem, was geschieht. Doch bevor das Mitgefühl zu groß wird,
kommt der Verdacht, dass es nicht so ist wie es zu sein scheint.
Du hast die Spannung wunderbar und ganz langsam eingesetzt, hast sie im Laufe des Textes Tempo
aufnehmen lassen und zum Ende hin zu einem Bree-typischen Ende gebracht.
Mein Kompliment


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#12

RE: Schweizer Käse

in Zeitgenössische Geschichten 14.03.2025 16:33
von Bree • Federlibelle | 5.089 Beiträge | 21582 Punkte

Vielen Dank, liebe @Graugnom

das Feedback von dir und den anderen lässt mich entspannt unsere Teerunde erwarten. Mal sehen, was meine lieben Kollegen zu der Geschichte sagen.

LG
Bree


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