#1

SGZ 50: Das Thema

in SGZ - Die Themen 15.12.2024 08:34
von Doro • Federlibelle | 2.588 Beiträge | 10261 Punkte

Guten Morgen und einen schönen dritten Advent,

am Ende des Jahres kommt es mir so vor, als verginge die Zeit besonders schnell. Geht euch das auch so? Dieses Phänomen kenne ich sonst nur vom Urlaub, präziser vom Ende eines Urlaubes. Anfangs denkt man, man hat ewig Zeit und irgendwann ist der letzte Tag da und man hat nicht alles gesehen, was man wollte.

Aber jetzt kommt erst einmal das nächste SGZ-Wort:

Briefkasten

Passt ganz gut in die Weihnachtszeit, oder?

Habt eine schöne Rest-Adventszeit und genießt sie, so weit möglich. Bei mir wird die nächste Woche eher stressig. Bisher habe ich noch keine einzige Weihnachtspost geschrieben, da will ich allerdings heute damit anfangen. Außerdem möchte ich meinen Töchtern eine Tasche nähen. Die Stoffe habe ich schon. (Ich verwende dafür alte Jeans und sonstige Stoffreste, wenn ich für mich welche nähe. Für meine Töchter wird es auch ein Mix aus alten Jeans und aus Stoffen mit Mickeymousemotiven.) Außerdem ist nächsten Sonntag unser Gospelkonzert, am Mittwoch ist Generalprobe. Bis dahin heißt es Texte wiederholen, die meisten kann ich allerdings, sind nur wenige Stellen, an denen ich hänge. Außerdem kümmere ich mich um die Organisation der Verteilung von Plakaten und Flyern. Sind immer dieselben, die mithelfen. Am Freitag war ich auch wieder 1,5 STunden unterwegs und habe Flyer eingeworfen.
Morgen habe ich vormittags Gesangsunterricht, abends bin ich beim Sport. Genau wie Dienstag, Mittwoch und Donnerstagvormittag. Aber das brauche ich schon. Inzwischen mache ich jeweils nur noch eine Stunde. Ist vor allem eine Zeitfrage.
Am Dienstag hätte mein Vater seinen 89. Geburtstag. Da hole ich mittags unsere Jüngste von der Schule ab (Lehrerin, nicht als Schülerin), dann fahren wir zur Lebensgefährtin unseres Vaters und gehen gemeinsam zum Italiener, anschließend fahren wir auf den Friedhof und besuchen das Grab. Dann zu uns heim, Tochter holt das Kinderauto und fährt die Lebensgefährtin heim und dann sich. Am Donnerstag ist Probe und Weihnachtsfeier im zweiten Gospelchor, in dem ich singe. OB ich da hingehe, weiß ich jetzt noch nicht. Wenn es mir zu viel wird, sage ich ab.
Geschenke einpacken muss ich auch noch - wenn denn mal alle da sind. Unsere Jüngste hat es bisher nicht geschafft, einen Wunschzettel zu schicken.
Meine Schwester muss ich auch noch besuchen - für sie und ihre beiden Enkelsöhne habe ich eine Kleinigkeit. Die beiden Jungs wohnen inzwischen fest bei ihr und ihrem Mann (weil meine Nichte entschieden hat, dass sie doch keine Kinder will - unglaublich, oder? Ich darf gar nicht draüber nachdenken, sonst rege ich mich nur auf.)

Und so kommt Weihnachten immer näher. Aber ich freue mich drauf, vor allem auf den 25., weil da alle abends alle bei uns sein werden.

Jetzt kommt gleich eine Freundin, die einige der selbst gemalten Karten kaufen möchte, dann gehe ich zum Walken, danach mal sehen ...

LG
Doro


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#2

RE: SGZ 50: Das Thema

in SGZ - Die Themen 15.12.2024 10:48
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.608 Beiträge | 7695 Punkte

Liebe @Doro,

wenn ich mir jede Woche ansehe, was alles auf deiner täglichen To-Do-Liste steht, wird mir ganz anders. Ich würde bei soviel Action irgendwann den Stecker ziehen und bin total froh, dass ich hier so beschaulich leben kann, ohne dass irgend jemand von mir große Taten erwartet in Form von Hin- und Herdüsen und hier etwas erledigen und dort etwas richten. Zwar gibt es Zeiten, in denen ich mich selber unter Druck setze, beispielsweise zum Weihnachtsmarkt am nächsten Sonntag, wo ich mit veganen Angeboten teilnehme (ich habe mich breitschlagen lassen). Bereits heute beginne ich mit den Vorbereitungen. aber danach ist dann erstmal wieder Ruhe.

Leider ist genau zu Beginn meiner mit diesem Event verbundenen Back-Aktivitäten meine Küchenmaschine durchgeknallt. Vielleicht ist es nur eine Sicherung im Gerät, die erneuert werden muss, aber hier in Thailand ist es nicht so einfach, jemanden für die Reparatur zu finden, bisher habe ich nie einen Elektriker für solche Reparaturen gebraucht. Wenn ich einen gefunden habe, muss ich da selber hinfahren, und transportiere mal eine schwere Küchenmaschine auf einem Motorrad. Was ich zur Überbrückung gemacht habe? Ich habe mir eine preiswerte Maschine bestellt, dann kann ich die andere irgendwann später in aller Ruhe reparieren lassen und habe mit dem Zweitgerät eine preiswerte Notlösung, falls so etwas mal wieder passieren sollte. Und für den Moment habe ich ein Gerät, dass ich einsetzen kann. Vorausgesetzt, es wird schnell geliefert. Klar geschehen solche Blödsinnigkeiten immer dann, wenn man es gerade überhaupt nicht gebrauchen kann!

Zitat
Die beiden Jungs wohnen inzwischen fest bei ihr und ihrem Mann (weil meine Nichte entschieden hat, dass sie doch keine Kinder will - unglaublich, oder? Ich darf gar nicht draüber nachdenken, sonst rege ich mich nur auf.)



Wie bitte? Das ist ja unglaublich. Wie kann man nachträglich entscheiden, dass man keine Kinder will, und sie dann einfach weggeben? Wer kriegt so etwas fertig? Das ist für mich unvorstellbar! Das muss doch ziemlich traumatisierend für die Kinder sein! Und der Vater? Wie kann er das mittragen?

Dir und deiner Familie einen schönen dritten Advent und gönn' dir zwischendurch auch mal ein bisschen Ruhe!

Liebe Grüße
Marion


„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ [Biene]
Aristoteles

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#3

RE: SGZ 50: Das Thema

in SGZ - Die Themen 15.12.2024 11:29
von Doro • Federlibelle | 2.588 Beiträge | 10261 Punkte

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #2
Wer kriegt so etwas fertig?
@Sturmruhe , das versteht niemand. Bei mir in der Familie bzw Verwandtschaft jedenfalls nicht.

Die Idee, dass sie ohne Kinder besser dran ist, hat ihr ihre Therapeutin eingepflanzt. Allerdings meinte die wohl eigentlich, dass sie für einige Wochen in eine Klinik soll und zu sich selbst finden. Meine Nichte hat das aber anders ausgelegt und sie redet sich das schön, indem sie sagt, dass es den Kindern bei der Oma besser geht. Ja, für die Kinder ist das einerseits wirklich besser. Vor allem, was Bildung und Freizeitgestaltung angeht. Aber sie ist die Mutter! Einmal im Monat sind die Kinder ein oder zwei Tage bei ihr.

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #2
Das muss doch ziemlich traumatisierend für die Kinder sein!
Anfangs war es schlimm. Meine Nichte wollte eigentlich ihre Kinder in eine Pflegefamilie geben, weil meine Schwester und ihr Mann beide gesundheitlich nicht fit sind. Aber das hat meine Schwester nicht zugelassen und inzwischen sind sie offizielle Pflegeeltern. Meine Nichte ist mit 17 schwanger geworden. Da war sie gerade in der Ausbildung. Dort wurde sie gekündigt. Weswegen weiß ich nicht, aber in Deutschland ist es nicht leicht, einer Schwangeren zu kündigen. Sie wollte das Kind unbedingt, obwohl allen klar war, dass sie überfordert ist. Anfangs - die ersten drei Monate - hat sie bei ihrem Freund gelebt. In einer kleinen Wohnung - ohne Heizung und warmes Wasser. Meine Schwester hat sie dann zu sich geholt. Irgendwann hat meine Nichte einen anderen kennengelernt, den hat sie auch geheiratet und ist mit Kind dorthin gezogen. Das hat nicht lang gehalten und sie ist wieder zurück zu ihrer Mutter - mit Kind. Während der letzten Monate ihrer Ehe hatte sie bereits wieder einen anderen. Von dem wurde sie schwanger. Sie ist dann mit dem Baby bei dem neuen Freund eingezogen, das ältere Kind blieb bei meiner Schwester. Damals hat sie noch im Kindergarten gearbeitet und hat den Jungen mitgenommen. Mit dem neuen Freund klappte es auch nicht und meine Nichte zog mit Baby zurück und wohnte mit beiden Kindern einige Jahre bei ihrer Mutter. Die Jungs sind nicht einfach, beide haben ADHS, aber meine Nichte wusste von Anfang an nichts mit ihren Kindern anzufangen. Meine Schwester hat drauf gedrängt, dass sie irgendeine Ausbildung macht, das hat sie dann auch und diesmal abgeschlossen. Arbeit hat sie auch, aber wenn sie von der Arbeit kam, wollte sie ihre Ruhe und sich nicht mit den Kindern beschäftigen.
Sie wohnt inzwischen bei ihrem (neuen) Freund, der keine Kinder will. Meiner Ansicht nach ist das auch der Grund, warum sie die Kinder nicht mehr wollte. Denn der Plan war eigentlich, dass sie letzten Sommer samt Kindern zu ihm zieht. In den Pfingstferien waren sie alle vier im Urlaub und da hat der Freund festgestellt, dass ihm das zu anstrengend ist. Das war kein Urlaub, wie er ihn sich vorstellt bzw. bisher gehabt hat. Und danach begann sie, sich zu überlegen, die Kinder loszuwerden.

Vielleicht kann man ihr Verhalten wirklich mit einer psychischen Störung entschuldigen, aber ich verstehs trotzdem nicht. Mein Mutterherz hätte geblutet, hätte ich meine Kinder weggeben müssen. Aber ich bin auch die Voll-Glucke. (Hat mir meine Schwester immer vorgeworfen, weil sie der Ansicht ist, dass die Kinder dann nie für sich selbst sorgen können.)
Trotzdem haben es unsere Kinder geschafft, selbstständig zu werden. Sie haben ihr Studium abgeschlossen, bis auf die Jüngste, die ist noch nicht fertig, arbeitet aber neben dem Studium schon als Lehrerin. Der Sohn hat auch eine Stelle, die ihm gefällt, und obwohl er erst seit Juni festangestellt ist, betreut er die Werkstudenten. Die mittlere hat seit Mitte Oktober ihren Master und ist nun auf Stellensuche. Ist in ihrem Bereich nicht so einfach, aber sie hat ein super Zeugnis und ein hervorragendes Empfehlungsschreiben. Da mache ich mir keine Sorgen. Aber ich schweife ab, geht ja nicht um unsere Kinder.

Meine Nichte wollte ihre Kinder weggeben und erst einmal gar nicht sehen. Aber das Jugendamt hat anders entschieden. Einmal im Monat müssen sie zu ihr - die Kinder freuen sich da auch drauf. Die Kinder haben auch erst beim Termin mit dem Jugendamt erfahren, dass ihre Mutter ausziehen wird und sie bei der Oma bleiben. Das Jugendamt hatte drauf bestanden, dass sie das vorort erfahren, damit erfahrene Leute dabei sind, die notfalls eingreifen hätten können, wäre die Situation eskaliert.

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #2
Und der Vater? Wie kann er das mittragen?
Die Kinder haben verschiedene Väter. Der Vater des älteren war drogenabhängig, hat sein Leben inzwischen aber im Griff, ist seit einem Jahre verheiratet und besucht seinen Sohn hin und wieder. Auch zahlt er inzwischen Unterhalt. Im Gegensatz zum Vater des jüngeren Sohn. Da zahlt das Jugendamt den Unterhalt und hat inzwischen Klage eingereicht. Das Gericht kann entscheiden, dass der Lohn gepfändet wird. Ob der allerdings Arbeit hat, weiß ich nicht.

Ich finde es toll von meiner Schwester und ihrem Mann, dass sie sich um die Kinder kümmern. Denn beide sind gesundheitlich angeschlagen. Meine Schwester leidet unter Long-Covid, kann deshalb auch nicht mehr arbeiten. Ihr Mann ist auch aus gesundheitlichen Gründen in Vorruhestand.

So, hier ist jetz die Sonne rausgekommen - hat trotzdem nur 4 Grad - und ich werde jetzt zum Walken gehen. Anschließend mich meiner Weihnachtspost widmen - ein Brief ist schon fertig - jetzt sind es nur noch 10. Und 4 Postkarten. Mittags gibts dann angebratene Spinatknödel mit Salat. (Die habe ich aber fertig am Markt gekauft. Die Frau vom Käsestand macht die selbst. Echt lecker. Und spart Arbeit. Ich werde nur Spitzkraut und Pilze andünsten, dann die geschnittenen Knödel hinzu, am Schluss kommt noch verquirltes Ei drüber. Und den Salat muss ich noch machen, sonst nix.

LG
Doro


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#4

RE: SGZ 50: Das Thema

in SGZ - Die Themen 15.12.2024 12:10
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.608 Beiträge | 7695 Punkte

Liebe @Doro,

ich war zwar nie eine "Voll-Glucke", fand auch immer, dass Kinder wie Erwachsene ihren Freiraum brauchen - und Mütter ebenfalls, aber dennoch hätte ich meinen Sohn auch nicht einen einzigen Tag weggeben wollen, nicht einmal, wenn er sich - in der Pubertät - so richtig Sch*** benommen hat. Dann haben wir uns höchstens mal gefetzt und danach war wieder alles gut.

Dass deine Kinder sich alle gut entwickelt haben, wird völlig klar, wenn man deine Berichte liest. Da musst du dir überhaupt keine Gedanken machen, die haben ihren Weg trotz (oder vielleichte gerade wegen) vollgluckens gefunden und haben sicherlich ein gesundes Selbstbewusstsein und viel Selbstliebe. Die hast du ihnen auf jeden Fall mitgegeben. In der heutigen Zeit ist es nicht mehr so einfach wie zu meiner Zeit, sich beruflich durchzusetzen. Ich hatte nie Probleme, einen gutbezahlten Job zu finden, als ich noch als Angestellte unterwegs war. Die Vertragsbedingungen heute sind so viel ungünstiger, gerade für Berufsanfänger. Als ich jung war und losgelegt habe, gab es so viele Jobs zum Aussuchen und ein unbefristeter Arbeitsvertrag mit Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie 6 Wochen Urlaub war Standard.

Zeitarbeit war zu jener Zeit etwas Befreiendes, wenn man zwischendurch mal Zeit für sich wollte. Du hattest einen unbefristeten Arbeitsvertrag, konntest aber frei entscheiden, wie lange und wie oft du arbeiten und wann du unbezahlt aussetzen wolltest. So habe ich oft meine Reisen finanziert. Sechs Monate arbeiten, drei Monate aussetzen und reisen, dann wieder einsteigen. Heute geht das nicht mehr, du kannst nicht einfach aussetzen und die Bezahlung ist heute mies. Und das nicht etwa, weil die Firmen das so bestimmt haben, sondern die Gewerkschaften haben dazwischengehauen, weil sie meinten, sie tun den Angestellten damit einen Gefallen. Aber das Gegenteil ist der Fall, sie haben den Mitarbeitern die Freiheit der Entscheidung genommen, die sie dort hatten.

Du konntest früher auch nicht wegen Krankheit gekündigt werden. Studenten mussten keine unbezahlten Praktika machen, nur um sich später bei dem Unternehmen eine befristeten Vertrag zu sichern. sie bekamen ein Gehalt, wenn auch nicht viel, aber umsonst musste keiner arbeiten. Heute sieht das leider anders aus. Ich denke, man muss seinen Kindern heute frühzeitig beibringen, dass Leistung und "Angepasstsein" mehr denn je zählt, wenn sie weiterkommen wollen.

Zitat
Ich finde es toll von meiner Schwester und ihrem Mann, dass sie sich um die Kinder kümmern. Denn beide sind gesundheitlich angeschlagen. Meine Schwester leidet unter Long-Covid, kann deshalb auch nicht mehr arbeiten. Ihr Mann ist auch aus gesundheitlichen Gründen in Vorruhestand.


Das ist ihnen wirklich hoch anzurechnen! Bestimmt ist es nicht einfach unter den gegebenen Umständen. Aber ganz ehrlich? So wie du deine Nichte und ihren bisherigen Lebensweg beschreibst, konnte den Kindern wahrscheinlich nichts Besseres passieren, als dieser Mutter und vor allem ihren wechselnden Partnern nicht zu nahe zu sein. Schön, wenn sie sich auf die Zeit mit ihr freuen, vielleicht reißt sie sich ja auch zusammen, wenn sie dort sind, weil sie weiß, es ist nur für kurze Zeit. Dann fühlen sich die Kinder nicht abgelehnt und ungeliebt. Schlimmer wäre es doch, wenn sie bei ihr leben würden und sie würde es an ihnen auslassen, dass sie da sind - und der Freund dann auch noch. Ach Gott, mir tun solche Kinder so leid!!! Wie gut, dass diese beiden deine Schwester haben.

Mit deinen Spinatknödeln und Beilage hast du mir gerade den Mund wässerig gemacht! Auf Facebook hast du bestimmt schon mitbekommen, dass ich ein Food Freak bin und Rezepte sammele, die ich dann veganisiere. Spinatknödel standen noch nicht auf der Liste, sind aber gerade dazugekommen! Danke dafür!

Liebe Grüße
Marion


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#5

RE: SGZ 50: Das Thema

in SGZ - Die Themen 15.12.2024 22:02
von johanna • Federlibelle | 144 Beiträge | 683 Punkte

wenn ich mire die vorhergehenden Beiträge so durchlese dann kann ich nur sagen ich bin oder war in der Situation dass ich zwei von meinen Kindern abgegeben habe. Erstens habe ich mich dazu gezwungen damit die Kinder in seelischer Ruhe aufwachsen können und zweitens habe ich 10 Jahre darunter gelitten. Es ist für niemanden einfach - freiwillig auf Kinder zu verzichten - jeder Fall ist auch anders. Und für die Kinder ist es auch nicht einfach, vom Vater gegen die Mutter aufgehetzt zu werden. Fazit daraus (nur für mich) ich würde Niemanden verurteilen der seine Kinder oder sein Kind abgibt. Man weiss nie welche Begründungen da im Hintergrund mitspielen.


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#6

RE: SGZ 50: Das Thema

in SGZ - Die Themen 16.12.2024 14:31
von johanna • Federlibelle | 144 Beiträge | 683 Punkte

Familie und Beruf - eine Sache der Organisation

Nach meiner ersten Ehe fand ich vor über 51 Jahren den "Mann meiner Träume". Er war Witwer, hatte sieben Kinder, war 17 Jahre älter und hatte einige Schulden. Wir wagten einen Neuanfang und zogen mit Sack und Pack und allen Kindern vom Süden der Republik über 650 Kilometer weit nach Nordwesten.

Was das für die Kinder hieß, konnte ich mir sehr gut vorstellen - war mein Leben doch bis zu diesem Zeitpunkt umzugsmässig im wahrsten Sinne des Wortes "zigeunerhaft". Von einer kleinen Wohnung in ein Haus mit Garten umsiedeln heißt: mehr Räume einrichten. Gardinen, Lampen, Schränke – notwendige Dinge anschaffen. So kamen zu dem Abtragen der Altschulden die Kosten der Neuanschaffungen dazu.

Als das erste gemeinsame Kind zur Welt kam, war unser größter Vorteil, dass alle Kinder sich über das Baby freuten und jedes der Geschwister wollte unbedingt Babysitter sein. Daher entschloss ich mich, wenigstens einen Halbtagsjob anzunehmen, damit die finanzielle Belastung für meinen Mann erträglicher wurde.
Nach dreimonatiger Suche fand ich auch einen sicheren Arbeitsplatz. Die Organisation machte mir zuerst ein wenig Kopfzerbrechen... nicht wegen der Arbeit. Nein, das Problem bestand nur in mir selbst. Ich hatte ein fürchterlich schlechtes Gewissen, das Baby (als ich anfing zu arbeiten war es sechs Monate alt) und manchmal auch den mittlerweile knapp Siebenjährigen für eine halbe bis maximal eine Stunde allein zu lassen.
Alle Familienmitglieder waren es gewohnt einen Teil der täglichen Pflichten zu erledigen. Sei es Schuhe putzen oder auch bügeln; Müll herausbringen oder Staubsaugen; Fenster putzen und Schränke auswischen war auch kein Thema. Das Wäsche flicken, Strümpfe stopfen usw. wurde von allen gemeinsam erledigt. In Zeiten der Erdbeerschwemme, Apfelernte usw. wurde von allen Kindern fleißig mitgeholfen.

Der Wocheneinkauf war zwar nur mit Hilfe des PKW möglich – denn die Mengen, die in einer Woche benötigt wurden, waren enorm. Aber trotzdem waren es niemals mehr als zwei bis drei Einkaufswagen voll Lebensmittel. Mit einem oder zwei von den Kindern zum Wagenschieben, auspacken an der Kasse – einpacken in den Wagen und dann das Auto vollladen war diese Arbeit schnell geschafft. Ich war es schon aus früheren Jahren gewohnt, immer einen vorbereiteten Zettel an der Pinnwand zu haben um sofort fehlende Lebensmittel aufzuschreiben. Der Vorrat ging niemals aus – dafür sorgte ich.

Außerdem hing in der Küche immer ein großer Kalender, damit ich alle Termine der Kinder eintragen und diese auch stets "vor der Nase" hatte. So wurde nichts vergessen! Vom Zahnarztbesuch bis zum Geburtstag – alles war vermerkt. Ein ganz bestimmter Tag in der Woche wurde zum Einkaufstag erklärt und davon wich ich auch nicht ab. Wenn etwas vergessen wurde einzukaufen (kam so gut wie niemals vor wegen dem Einkaufszettel), dann wurde der Speiseplan umgeschmissen und so gestaltet, dass ich mit den vorhandenen Lebensmitteln zurechtkam.

Für den Sonnabend wurde von allen Familienmitgliedern die Parole an Freunde ausgegeben: "Fest verplant". An diesem Tag wurden gemeinschaftliche Arbeiten erledigt. Betten abziehen, waschen, bügeln, Gardinen abnehmen und waschen usw., gemeinschaftliches Wäsche flicken auf der Terrasse – mit lachen, Geschichten erzählen wie zu Großmutters Zeiten. Oder wir fuhren zum Erdbeerpflücken (120 Kilogramm waren in diesen Jahren die Norm) - anschließend wurde alles verarbeitet zu Marmelade, Gelee oder auch eingefroren. Bei Sonderangeboten von Gemüse im Herbst kauften wir im Großen ein und alle Familienmitglieder – vom ältesten bis zum jüngsten Kind - standen in der Küche und putzten, wuschen und schnippelten, bis alles in der großen Wanne zum mischen parat war. Mein Mann schweißte die mit Gemüse gefüllten Beutel zu. Und ich brauchte meistens nur zu dirigieren. Hatte zwar die Verantwortung und klebte auch mal hier ein Pflaster und versorgte da ein Leckermäulchen, aber durch die gemeinschaftliche Arbeit war auch gemeinschaftliches Unterhalten, Lachen usw. angesagt. Die Gemüsemenge war so kalkuliert, dass ich stets gut über den Winter kam.

Wenn wir Fleisch einkauften, geschah dies auch nur in großen Mengen. Hackfleisch zum Beispiel wurde frisch gekauft und sofort zu Frikadellen verarbeitet. Da stand ich dann mit insgesamt vier bis fünf Pfannen (ich hatte zusätzlich eine Athmosphera) und briet die Dinger ab, was das Zeug hielt. Nach dem Auskühlen wurde auch dies portionsweise eingefroren. Denn drei oder vier Mahlzeiten kochen dauert unwesentlich länger wie nur eine Mahlzeit zuzubereiten. So waren es niemals unter 150 Frikadellen, die von mir an einem Tag zubereitet und dann eingefroren wurden.

Frühmorgens war ich die erste, machte mich fertig, weckte meinen Mann und die Kinder. Während sich mein Mann rasierte, duschte, sich anzog, bereitete ich das Frühstück und die Schulpausenbrote zu. Die Kinder kamen je nach Schnelligkeit (beim Waschen, Zähne putzen, kämmen usw) zum Frühstücken in die Küche. Dies - und in den ersten Jahren auch das Abendbrot - waren die beiden wichtigsten Mahlzeiten des Tages. Denn diese verbrachten wir gemeinsam alle zusammen am Tisch. Anschließend – noch vor dem Schulweg - mussten die Größeren das Morgengeschirr abwaschen, abtrocknen und wegräumen. So hatte ich die Gewähr, dass die Küche in Ordnung und sauber war und die älteren Kinder auf zügiges frühstücken der Kleineren achteten.
Wenn dann alle das Haus verlassen hatten, lüftete ich, machte die Betten und erledigte meinen Teil der Hausarbeit. Versorgte das jüngste Kind und bereitete das Mittagessen zu. Mittags verließ ich zusammen mit meinem Mann das Haus, nachdem ich für die ersten "Rückkehrer" aus der Schule den Tisch gedeckt hatte. Der Arbeitsplatz meines Mannes lag nur vier Kilometer von der Wohnung entfernt, so dass er jeden Tag die Mittagspause zu Hause verbringen konnte.
In späteren Jahren, als ich meine Arbeitszeit auf Vollzeit erweiterte, kochte ich abends vor, mein Mann erledigte das Überwachen der Hausaufgaben, bereitete für die Kinder das Abendbrot zu. (Dies war allerdings nur eine begrenzte Zeit).

Die anfallende Arbeit war ja auch unter den Kindern geregelt. Eines der jüngeren Kinder war für das Staubsaugen verantwortlich. So bekam unsere damals 12jährige Tochter von uns einen Staubsauger "geschenkt". Mit dem Hinweis "Der ist nur für dich und wenn jemand den Staubsauger benutzen will, muss er dich fragen!" hatte ich nie wieder so einen sauberen Teppichboden wie zu dieser Zeit!

Dadurch, dass wir alle anfallenden Arbeiten gemeinsam erledigten, hatten wir natürlich auch zusammen Freizeit, die wir gemeinsam verbringen konnten. Wir spielten mit den Kindern abends draußen im Dunkeln verstecken, fangen oder gingen zum Schwimmen, machten Lagerfeuer und Hausmusik. Mit den Jahren kamen dann noch auf meinen Wunsch hin zwei weitere Kinder hinzu, andere verließen das Haus – heirateten und zogen wieder in andere Städte.

Man fragte mich früher oft: "Wie machen Sie das, so viele Kinder und noch arbeiten?!" Meine Antwort war und bleibt: "Organisation ist alles - und vor allen Dingen Kinder zum Helfen anhalten." Der Rest ist einfach nur Liebe!
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zuletzt bearbeitet 16.12.2024 14:39 | nach oben springen


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