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SZG Nr. 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 05.10.2024 16:23von Rieke.ke • Fleißbiene / Fleißdrohne | 27 Beiträge | 233 Punkte
Als ich von der Arbeit kam,wunderte ich mich. Das Auto von Rüdiger stand schon im Carport und das obwohl es erst halb drei und Donnerstag war. Er hatte doch heute erst um vier Feierabend und dann noch den Afterworkstammtisch..
Ich schloß die Haustür auf und Sammy, unser Kater, kam mir etwas verstört entgegen. Im Haus bildeten Rüdigers Schuhe und sein auf den Boden liegender Mantel mit zusammen mit dem Schal eine Fährte bis ins Wohnzimmer. Ich räumte die Kleidungsstücke weg und auch die dichte Spur gebrauchter Taschentücher. Weil Rüdiger nichts mehr hasst als Einwegtaschentücher, konnte ich gleich eine Maschine anmachen.
Als ich die Einkäufe verstaut hatte, hörte ich eine schwache, klagende Stimme aus dem Wohnzimmer. Dann sah ich meinen Mann in mehrere Decken eingewickelt auf dem Sofa liegen, um sich herum lagen eine Unzahl benutzter Taschentücher auf dem Fußboden. Im ganzen Raum herrschten tropische Temperaturen. Die Luft war zum Schneiden und Raustragen, „Das Du endlich mal kommst!“ krächzte Rüdiger mit schwacher Stimme. „Ich brauche einen Arzt und Taschentücher, bitte rufe den Notdienst an!“ Dann sank er erschöpft in die Kissen zurück. Ich setzte mich zu ihm und sah in sein blasses Gesicht. „Du bist also erkältet, ich fühlte ihm die Stirn, konnte aber kein Fieber ausmachen.
„Ich habe eine schwere Grippe und Corona oder sogar eine Lungenentzündung, bitte informiere den Notdienst!“ Rüdiger flüsterte mehr, als das er sprach.
Ich holte das Fieberthermometer und einen der restlichen Coronatests aus dem Badezimmer, maß und testete. „37.6°C und der Test ist negativ“ stellte ich sachlich fest. Ich mache dir mal einen schönen heißen Tee mit Ingwer und ein Aspirin, dann wird es die sicher bald besser gehen.“
Rüdiger schüttelte traurig den Kopf. „ Ich habe hammermäßige Kopfschmerzen, mir tut alles weh. Da hilft kein Tee, ich brauche richtige Medizin!“ Ein Kollege ist auch seit gestern krank und die Singer läuft mit Schal und Triefnase herum. Ich sage dir, es ist eine schwere Lungenentzündung. Du wirst schon sehen, ohne Arzt werde ich nicht mehr gesund.“
„Glaubst Du, du kannst es mit meiner Hilfe ins Bett schaffen? Da kannst Du Dich mal richtig ausschlafen, dann geht es Dir schon bald besser“ Nach einer Weile stimmte Rüdiger zu und schleppte sich stöhnend und auf mich gestützt ins Schlafzimmer. Ich half meinem Mann beim Ausziehen und deckte ihn warm zu. Nachdem ich ihn mit Salbeitee mit viel Honig und versorgt hatte, schlief er ein.
Ich fuhr noch einmal los, um Huhn und Suppenbund zu kaufen, denn eine gute Hühnerbrühe ist die beste Medizin bei Erkältungen. Dann plünderte ich die die Apotheke Salbeitee und Einreibemittel waren meine Hauptbeute. Zuhause angekommen, fragte ich beim Hausarzt wegen eines Termins nach. „Wir haben heute nichts mehr frei, um welche Krankheit geht es?“ Die Sprechstundenhilfe war kurz angebunden. Ich schilderte ihr die Symptome. „Dann können Sie morgen früh zur Infektionssprechstunde gleich um acht Uhr kommen. Bringen Sie Zeit mit, dann kann der Doktor nach ihrem Mann sehen.“
Daheim kochte ich die Suppe, bereitete weiteren Tee und das Inhaliergerät auf seinen Einsatz vor.
Dann klingelte mein Handy. Rüdiger klang schon etwas besser am Telefon. „Ich kriege keine Luft mehr, sagte er heiser, Wann kommt der Notarzt?“ ließ ihn inhalieren, rieb seine Brust ein, brachte Tee und gute Suppe, räumte Tassen und Taschentücher weg. Dabei vertröstete ich ihn auf den Arztbesuch morgen. „Ich glaube nicht, daß ich das schaffe,“ stöhnte er kraftlos.
Ich rief bei meiner Chefin rief ich an und bat um ein paar Tage Pflegeurlaub. „Was ist denn los?“ wollte sie wissen. Ich schilderte ihr in knappen Worten die Situation. „ Ach so Männergrippe hat er!“ Lachte sie. Das kenne ich, meiner ist genauso! „Viel Erfolg und halt die Ohren steif!“ Gab sie mir mit auf den Weg. Die restlichen Tage erinnerte mich stark an die Zeit als die Kinder noch Babys waren. Gefühlt alle 10 Minuten klingelt er und verlangte Pflege. Abends sank ich völlig erschöpft auf das Sofa und schlief augenblicklich ein.
Am nächsten Morgen schleppte ich den schwerleidenden Rüdiger in die Praxis. Nach einer kleinen Ewigkeit, sahen wir uns einer jungen Ärztin gegenüber, die meinen Mann gründlich untersuchte. „Ein leichter grippaler Infekt“, stellte sie fest. Trinken Sie viel und inhalieren Sie, das ist das Beste, was Sie machen können. In einer Woche ist alles vorbei. Ich schreibe sie krank“ Dann waren wir entlassen. Rüdiger war empört. So etwas lasse ich mir nicht bieten“ schimpfte er „Leichter grippaler Infekt, von wegen! Die ist doch bestimmt keine echte Ärztin“
Er hatte recht, erst nach zwei Wochen, konnte er sich wieder in die Firma schleppen. Nach dieser Zeit bin ich echt urlaubsreif und spüre ein leichtes Kratzen in Hals. Es kündigt sich bei mir eine Erkältung an. Mit heißen Salbeitee und Ingwer kriege ich das bestimmt schnell wieder in den Griff.
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 06.10.2024 09:58von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte
Liebe @Rieke.ke
auweh, wenn Männer leiden, dann aber richtig! Dein Prota-Ehemann ist dafür ein perfektes Beispiel. Hat dein eigener Gatte für die Geschichte sozusagen Pate gestanden?
Meine Nichte arbeitet in der Notaufnahme, und von Patienten, die wegen so einer Kleinigkeit auftauchen und damit wirklich schweren Fällen den Platz wegnehmen, ist sie alles andere als begeistert. Wegen Lappalien wie einer Erkältung müssen dann womöglich Patienten, die dringend Hilfe bräuchten, länger warten. Gut, dass deine Prota seinem Drängen nicht nachgegeben hat!
Hoffentlich kümmert er sich ebenso rührend, wenn sie sich nicht gesund fühlt. Aber vermutlich kriegt er das kaum mit.
Sie scheint eher so wie mein Mann zu sein. Der schleppt sich noch ins Büro, wenn er sprichwörtlich den Kopf unterm Arm trägt.
Neulich beschwerte er sich bei mir, weil seine Erkältung gar nicht mehr wegging. Was mich nicht wundert. Er trägt seine Jacken (fast) immer offen, benutzt niemals sowas wie Schal oder Mütze.
Ich: "Was tust du denn dagegen?"
Er (etwas ungehalten): "Wieso? Was könnte ich denn tun?"
Ich (aufzählend): "Heißen Tee mit Honig trinken, viel ausruhen, Inhalieren ..."
Er schnaubte nur und wartete weiter ab, bis die Erkältung sich von selbst verflüchtigte. Was natürlich länger dauert, wenn man so tut, als hätte man nichts.
Ich fand deine Geschichte sehr unterhaltsam geschrieben, musste aber mehrmals stocken, z. B. hier:
Zitat von Rieke.ke im Beitrag #1
„Ich kriege keine Luft mehr, sagte er heiser, Wann kommt der Notarzt?“ ließ ihn inhalieren, rieb seine Brust ein,
Hier fehlen Anführungsstriche und das Wort "Ich".
Zitat von Rieke.ke im Beitrag #1
Ich rief bei meiner Chefin rief ich an
Flüchtigkeitsfehler wie diese habe ich einige entdeckt. Wenn du den Text vor dem Speichern noch einmal durchliest und solche Kleinigkeiten verbesserst, liest er sich gleich viel angenehmer.
Zitat von Rieke.ke im Beitrag #1
um sich herum lagen eine Unzahl benutzter Taschentücher
Vorschlag:
Zitat von Rieke.ke im Beitrag #1
um ihn herum eine Unzahl benutzter Taschentücher
Zitat
Die restlichen Tage erinnerte mich stark an die Zeit als die Kinder noch Babys waren. Gefühlt alle 10 Minuten klingelt er und verlangte Pflege. Abends sank ich völlig erschöpft auf das Sofa und schlief augenblicklich ein.
Den Satz würde ich - der Chronologie der Ereignisse wegen - weiter nach hinten schieben, denn auf ihn folgt der Besuch beim Arzt am nächsten Tag.
So, genug gemeckert. Ist ja SGZ, da bin ich normalerweise nicht so pingelig, aber die Geschichte ist es eindeutig wert, sie zu überarbeiten. Und, wie gesagt, sie liest sich dann stolperfreier.
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)
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Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 06.10.2024 12:47von Rieke.ke • Fleißbiene / Fleißdrohne | 27 Beiträge | 233 Punkte
@Bree
Vielen Dank für Deine Einschätzung, liebe Bree. Ich überlege seit einiger Zeit tatsächlich eine längere Geschichte (Kurzroman) zu schreiben. Diese Geschichten sind also Versuchsballons. Allerdings fehlt mir noch der Mut ein solches Projekt zu verwirlichen.
Ich leide seit einiger Zeit unter starken Sehstörungen, habe also sehr viel Mühe mit dem Korrekturlesen. Danke für Deine Unterstüzung.
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 08.10.2024 10:34von Sturmruhe • Federlibelle | 1.421 Beiträge | 6442 Punkte
@Rieke.ke
Oh jeh, Männergrippe, daran habe ich auch Erinnerungen ... zum Glück ist das lange her und ich glaube, ich hätte heute nicht mehr die Geduld, einen hypochondrischen, von nichts als einer simplen Erkältung heimgesuchten Wesen in seinem Irrglauben zu unterstützen. Das gilt übrigens nicht nur für männliche Hypochonder, wäre es eine Frau, sähe ich es genauso. Die gibt es auch, allerdings kenne ich nur wenige Exemplare, weiß aber von vielen männlichen Wesen, die mit Husten, Schnupfen und Schwitzen nicht umgehen können.
Dennoch habe ich mich ziemlich amüsiert ... deine Geschichte hat die längst vergrabenen Erinnerungen wieder hervorgeholt!
Liebe Grüße
Marion
„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 08.10.2024 16:45von Sabrina Meinen • Federlibelle | 586 Beiträge | 1727 Punkte
@Rieke.ke
Tolle Story. Sie ist auf ein einfaches Thema beschränkt und wirkungsvoll beschrieben. Was die Fehler betrifft, hat sich Bree schon geäußert.
Und deinen Mut für eine Geschichte betreffend, frage dich bitte, ob es wirklich der fehlende Mut ist oder doch Prokrastination ist. Mut wirst du erst brauchen, wenn du deine fertige Geschichte jemandem gibst und somit Kritik kommen kann. Diesen Teil kannst du über die Autorenwiese üben.
Aber was den Kurzroman betrifft, das schaffst du schon jetzt. Das zeigt deine Story über Rüdiger. Die könntest du übrigens nutzen um sie weiter zu schreiben. Vielleicht macht Rüdiger einen Egotripp und will sich an der jungen Ärztin rächen und schreibt eine böse Rezension, wiegelt andere Menschen gegen sie auf, will Karriere im Stadtrat machen um sie loszuwerden und plötzlich stellt seine Tochter ihm diese Ärztin als ihre neue feste Freundin vor ...
Finde den Mut für die Veränderung, die du dir wünscht,
die Kraft, es durchzuziehen
und den Glauben daran, dass sich alles zum Besten wenden wird.
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 08.10.2024 16:49von Sabrina Meinen • Federlibelle | 586 Beiträge | 1727 Punkte
@Yggdrasil ich bin überzeugt, dass es die MÄNNERGRIPPE gibt. Ich habe die nämlich auch hin und wieder. Denn wenn meine Nase dicht ist, könnte ich den ganzen Tag jammern. Und überhaupt Husten zu haben, ist für mich etwas mega bescheuerten. Ja, ich weiß wofür er da ist. Aber deswegen muss ich den doch nicht haben. Zumal nach den Kindern ich zwar meinen Beckenboden ständig trainiere, aber es reicht eine Woche Erkältung mit Husten und das Training ist Null und Nichtig. Auch so ein Jammergrund. Momentan leide ich seit drei Wochen an der Männergrippe. Zum Glück ohne Husten und keine verstopfte Nase, dafür phasenweise Schnupfen und Schlappheit. Es nervt.
Finde den Mut für die Veränderung, die du dir wünscht,
die Kraft, es durchzuziehen
und den Glauben daran, dass sich alles zum Besten wenden wird.
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 08.10.2024 18:52von Rieke.ke • Fleißbiene / Fleißdrohne | 27 Beiträge | 233 Punkte
@Yggdrasil
Bei der Barmer wurde eine Studie über Männer und Infektanflligkeit veröffentlicht. Diese besagt, dass es tatsächlich einen Zusammenhang gibt. Demnach würde der Mangel an Östrogenen eine erhöhte Anfälligkeit und vermehrte Krankheitssymptomen bei Männern verursachen.
Nun denn, meine Quellen sind tatsächlich jahrzehntelange Lebenserfahrung mit verschiedenen Partnern und Kollegen gewürzt mit literarischer Freiheit, eine Prise Überzeichnung und Humor
RE: SZG 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 08.10.2024 19:08von Rieke.ke • Fleißbiene / Fleißdrohne | 27 Beiträge | 233 Punkte
@Federlibelle
ich denke schon länger über einen Kurzroman nach, der die Trennung eines Ehepaares mit halbwüchsigen Kindern aus zweierlei Sichten beschreibt. Beide Protas sollen zu Wort kommen und ihr Erleben und innere Konflikte schildern. Ich habe schon einen Plot angelegt, zweifele aber immer.
Das Ganze soll nicht so bierernst dargestellt werden und durchaus mit Augenzwinkern ganz normale Alltagssituationen schildern. Zur Grundlage lege ich meine und die Erfahrungen anderer Bekannter bei ihrer Trennung und der Zeit danach zu Grunde. Ich habe tatsächlich schon Einiges geschrieben, kann mich aber nicht selbst einschätzen.
RE: SZG Nr. 39 - Ingwer und Salbeitee
in Die Geschichten der Woche 12.10.2024 10:26von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte
Liebe @Rieke.ke ,
o je, das kenne ich. Männerschnupfen ist super nervig. Vor allem, wenn sie uns dann auch angesteckt haben, machen wir trotzdem noch nebenbei Haushalt.
Ingwer und Salbeitee sind auch meine Waffen bei Erkältung. Manchmal noch Curcuma und Propolis.
LG
Doro
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