#1

SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 28.09.2024 21:55
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte

Was bisher passierte: Komissarin Nurgül, hilft einem Jungen (Matthias) einer Gang zu entkommen. Über Matthias, den sie schon länger beobachtet, gibt es vielleicht auch eine Spur zu Bombenbastlern, die möglicherweise am Konzert der Musikerin Daysie Smith einen Anschlag planen. Sie versucht Matthias Informationen zu entlocken, doch der zeigt sich verschlossen. Zuhause hat Nurgüls Freund wenig Verständnis dafür, dass sie noch über ihren neuen Fall reden will. Sie braucht jemanden zum Reden und so schreibt sie an die Lehrerin (Julia), die Matthias in einem Sozialprojekt unterrichtet.Julia weiss zwar nicht, wie viel Stress Matthias hat: eine tablettensüchtige Mutter, einen gefährlichen Nebenjob, große Schulden und eine Gruppe gefährlicher Gläubiger, die ihm auf den Fersen sind - aber sie weiß andere Dinge, die wieder Kommissarin Nurgül nicht bekannt sind. Nun hat sie sich mit Nurgül im Kommissariat der Polizei verabredet, um mit ihr Informationen auszutauschen.

Manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

Es klopfte an Nurgüls Bürotür.
„Ja bitte", rief die Kommissarin, die gerade in eine Akte vertieft war.
„Eine Frau Bergamo möchte Sie sprechen", meldete der kleine, dicklliche Azubi mit dem Milchgesicht.
„Bergamo?" Nurgül war irritiert.
„Julia heißt die Dame mit Vornamen. Sie hat einen Termin bei Ihnen, sagt sie."
Nurgüls Gesicht erstrahlte: „Ah ja genau, die Lehrerin."
Sie erhob sich vom Schreibtisch und schob sich an dem Azubi mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck vorbei.
„Danke Stefan, Sie können wieder an Ihre Arbeit gehen!"

Nurgül sah Julia bereits draussen im Gang des Kommissariats auf der Wartebank sitzen.
„Hallo, guten Tag, herzlichen Dank Frau Bergamo, dass Sie sich herbemüht haben." Was für eine positive Ausstrahlung diese Frau hatte!
„Keine Ursache", entgegnete Julia. „Es geht ja um die Kids und an denen liegt mir wirklich etwas. Als Sie damals bei uns den Polizei-Workshop abgehalten haben, waren Sie mir gleich total symphatisch - eine Polizistin, die das Herz am rechten Fleck hat, dachte ich mir."
Nurgül lächelte: „Sagen Sie, was halten Sie davon, wenn wir uns - statt in mein nüchternes Büro - in ein Cafe setzen? Ich könnte mir jetzt eine Mittagspause nehmen."
„Gerne, ich muss nämlich zugeben, ich fühle mich auf der Polizei immer ein wenig unwohl. Ihr Kollege hat mich so misstrauisch angesehen, als ich kam und nach Ihnen fragte. Ich fühlte mich, als ob ich was ausgefressen hätte", sagte Julia mit einem Augenzwinkern.
„Ach der Bursche ist noch ein Azubi. Dienstbeflissen, wichtigtuerisch und eher mässiger IQ. Er hat eigentlich noch von nichts eine Ahnung." Nurgül lachte.

Das Cafe ums Eck war groß, gemütlich und um die Mittagszeit sehr gut besucht. Dennoch fanden die beiden Frauen einen Fensterplatz, wo sie ungestört unter sich reden konnten.
„Wollen wir nicht Du zueinander sagen?", fragte Nurgül, während sie die Speisekarte studierten.
„Klar, ich glaube wir haben uns das Du - Wort schon damals nach dem Workshop angetragen, ich war mir aber nicht ganz sicher und wenn ich nicht sicher bin, wähle ich eher das Sie", meinte Julia.
„Ja, ich bin da auch immer vorsichtig mit dem Du," das kommt von meiner autoritären, Erziehung von Zuhause. Respekt war in unserer türkischen Familie immer extrem wichtig.
„Bei uns auch. Bin noch ziemlich hierarchisch erzogen worden, Altõsterreich lässt grüßen!" Beide Frauen lachten so laut, dass sich ein paar Gäste nach ihnen umdrehten.

Nurgül hatte das Gefühl, Julia schon ewig zu kennen. Es war so ähnlich, als ob sie endlich eine Seelenschwester getroffen hätte. Ob es wohl Julia ähnlich erging? Sie hoffte es.
Dann sah auf die Uhr: es war Zeit, über das Thema zu sprechen, wegen dem sie sich verabredet hatten. Julia würde hier sicher nicht den ganzen Nachmittag verbringen wollen.
„Erzähle mir, was du über Matthias weisst", sagte Nurgül.
„Er ist eines unserer vielen Sorgenkinder, mit deren Problemen wir nicht mehr fertig werden, " seufzte Julia. „Er hat die Schule abgebrochen und ist leider schon ein Jahr in unserem Projekt."
„Warum leider?"
„Wir können den Jungen nur mehr mit einer Sondergenehmigung verlängern. Und na ja, es tut ihm so gut im Projekt zu sein. Seit er da ist, hat er sich um einiges verbessert."
„Weisst du etwas von seinen schwerwiegenderen Problemen?"Julia schwieg eine Weile. Dann atmete sie tief durch, als ob sie eine Entscheidung treffen müsste.

„Kannst du dass, was ich dir sage, erstmal für dich behalten? Ich sollte wahrscheinlich Rücksprache mit meinem Kollegen halten, aber er .... ich meine, dass würde alles lange dauern und ins Stocken geraten, wenn ich ihn da jetzt noch hinzuziehe."
„Versteh dich super, ich werde schweigen", erklärte Nurgül.
„Also gut. Erstens hat Matthias eine Diagnose von ADHS, das wurde bei uns festgestellt."
„Ohje, sicher nicht einfach mit ihm im Unterricht"
„Nein überhaupt nicht. Man weiß nie, woran man mit ihm ist. Vor ein paar Monaten hatte ich gerade diese Gruppe neu übernommen und war ganz allein mit sieben Kids im Unterricht."

„Bist du normalerweise nicht allein?"
„Nee, in diesen schwierigen Gruppen, wo alle irgendwelche Probleme haben, machen wir meist Teamteaching, aber wie schon angedeutet, ist mein Kollege nicht so hilfreich und die andere Kollegin war krank."

„Und ist da was passiert?"
„Das kann man wohl sagen: Matthias, der in der Früh auch zu spät kam, war völlig aufgedreht und ist wie ein Verrückter in der Klasse herumgehopst. Ich dachte, das kann nicht nur das ADHS sein. Der hat sicher was eingenommen.
Das Fenster war offen und da stürzte Matthias plötzlich dorthin, setzte sich auf die Fensterbank und lehnte sich ganz weit hinaus. Ich bat ihn, so ruhig wie möglich, von dort wegzugehen dass sei gefährlich. Immerhin liegt unser Raum im dritten Stock. Der Junge hat natürlich gar nicht auf mich gehört sondern sich ganz im Gegenteil noch weiter, mit dem ganzen Oberkörper rausgebeugt. Dabei hat er gerufen: ich stürze mich aus dem Fenster, dann bin ich sicher tot, haha."

„Wie hast du weiter reagiert", fragte Nurgül.
„Na ja, ich kannte Matthias ja noch kaum und ich stand gerade am anderen Ende der Kasse, als er sich aus dem Fenster hängte und herumpendelte. Ich konnte zu ihm irgendwie nicht hingehen. Es ist schwer zu erklären, er war einfach total verrückt und überhaupt nicht ansprechbar."

„Wahnsinn und gerade in so einer Situation warst du total allein!"
„Ja genau. Ich habe dann eines der anderen Kids gebeten möglichst schnell Herrn Ratzmann, den Sozialarbeiter und Coach zu informieren."
„Gottseidank konntest du Hilfe holen!"
„Na ja, der Typ ist aber nicht gekommen."
„Das gibt's doch nicht, soviel ich verstanden habe, ist er dafür da, wenn's brenzlig wird?"
„Ich habe die Lage dann eh allein entschärfen können. Mein lieber Kollege kam dann eine Viertelstunde später. Natürlich hab ich ihn gefragt, warum er nicht gleich gekommen ist. Er meinte, er hätte die Situation als harmlos eingeschätzt. Matthias sei halt so ein Kasperl."

„Aber er war ja gar nicht dabei!"
„Genau. Er machte eine Ferndiagnose. Nicht sehr kollegial, was?"
„Ich würde das sogar als fahrlässig bezeichnen, du könntest ihn ja sogar anzeigen", kommentierte Nurgül. „Wenn bei uns Kollegen irgendwelchen Anweisungen nicht folgen, fliegen die aber sowas von hochkant raus. Ich werde richtig zornig beim Zuhören."

„Na ja, es geht noch weiter. Ich erzählte meinem Kollege dann, dass Matthias ungewöhnlich aufgedreht war, ich wäre mir fast sicher, dass er was genommen hätte - es wäre schliesslich nicht das erste Mal gewesen. Er wurde dann total ungehalten, meinte er hätte solche Anzeichen überhaupt nicht feststellen können, meine Reaktion sei völlig übertrieben."

„Er hat dich als hysterische Fuchtel hingestellt, dass kenn ich allerdings in meinem Job leider auch", meinte Nurgül mitfühlend.
„Na ja, das Gute ist, seit dem Vorfall mit dem Fenster hat sich Matthias mir gegenüber ziemlich geöffnet und viel erzählt. Mehr, als ich vertragen kann."

„Schieß los damit! Ich muss viel über diesen Jungen erfahren, immerhin ermitteln wir wegen einer Bombendrohung gegen ihn."
„Matthias, ein Bombenbastler? Niemals!", entgegnete Julia vehement. „Der ist doch total auf ,make love not war'. Das wäre schon sehr komisch, wenn er sich so verstellen würde, obwohl ..." Sie schien kurz über eine passende Formulierung nachzudenken. „Er hat schon viele verschiedene Gesichter, wenn ich es mir recht überlege."

„Nein Julia, ich glaube auch nicht, dass Matthias eine Bombe gebastelt hat und einen Anschlag plant. Aber er hat Kontakt zu Leuten, die wiederum Kontakt zu Leuten haben, die wahrscheinlich sowas planen. Irgendwie muss er da in was rein geraten sein. Möglicherweise übers Dealen. Vielleicht hat er bei jemandem Schulden."
„Und wird erpresst", sinnierte Julia. „Ja, das kõnnte schon ins Bild passen, denn Schulden hat Matthias, soweit ich weiß - und das nicht zu knapp."

„Kannst du mir vielleicht auch was von Abdis Bande erzählen?"
Julia verzog den Mund. „Auweia, ich dachte mir schon, dass du mich das fragen wirst. Das ist ganz und gar kein gutes Thema, liebe Nurgül, sehr, sehr komplex. Ich kann dir nur soviel sagen: vor gar nicht allzu langer Zeit waren auch diese mafiosen Gfraster ganz süsse Kinder."

„Bevor sie falsch abgebogen sind", sagte Nurgül.
„Hatten sie überhaupt je eine Chance, meine Liebe?"
„Na, auf die Story bin ich jetzt echt gespannt. Möchtest du auch einen Kaffe trinken?"
„Alkohol wäre mir jetzt lieber, wenn ich über dieses Thema reden soll", meinte Julia.„Dann nehm ich auch ... einen Sliwowitz vielleicht?", meinte Nurgül, stand auf und ging Richtung Bar.
Julia zeigte mit dem Daumen nach oben: „Sehr gut!"
„Manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps!", erklärte Nurgül.


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zuletzt bearbeitet 28.09.2024 22:27 | nach oben springen

#2

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 05:41
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.421 Beiträge | 6442 Punkte

@Carlotta Lila

Zitat
manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps


Oh ja, das kenne ich noch gut von früher! Wenn du in einer Redaktion arbeitest und das nächste Heft steht kurz vor Druckbeginn ... dann heißt es Nachtschicht, und dann fangen sogar Journalisten an zu saufen, die sonst kaum mal was anrühren! In diesen Nächten saßen wir eigentlich nur im Büro herum und warteten auf letzte Meldungen aus dem Ticker oder über das Telefon zu den Artikeln im neuen Heft. Hat man den Mörder vielleicht schon gefasst? Gibt es Neuigkeiten zu irgendeiner politischen Sitzung? Was auch immer. Diese letzten Meldungen wurden dann noch schnell in den Text aufgenommen, sodass man hundert Prozent up to date war. Für diese Nächte gab es hohe Aufschläge für Nachtarbeit, wir rissen uns darum, eingeteilt zu werden. Beim STERN, der einmal wöchentlich erscheint, durfte unser Team außerdem am Tag vor Abschluss der neuesten Ausgabe auf Verlagskosten in der Kantine essen UND TRINKEN. Das heißt, du durftest dir ein paar kostenlose Flaschen Bier aufs Tablett stellen. Das galt als Sozialleistung! Oben in den Ressorts standen aber auch noch Bierkästen, Wein und eine Flasche Schnaps bereit, gespendet von den Ressortleitern. Beim Generationen- und Führungswechsel im Verlag hat man die Sache mit dem Alkohol später verboten, aber zu meiner Zeit war das ganz normaler Alltag.

Aber es geht ja im deine Geschichte. Und die entfaltet sich weiter spannend.

Diesen Teil habe ich wieder sehr gerne gelesen. Zum einen kommen sich zwei verwandte Seelen näher, die beide das Ziel haben, den Kids zu helfen, und andererseits erhalten wir mehr Einblick in die Seelen dieser Kids und in die Vergangenheit, die ihre Seelen so sehr verletzt hat, dass sie gar nicht anders können, als den Schmerz auf irgendeine Art rauszulassen. Ein Teufelskreis, denn dadurch schaukelt sich alles immer mehr hoch.

Eine kleine Erbse hätte ich. Im ersten Absatz tritt der Azubi auf und einerseits "mit dem Milchgesicht", im selben Absatz dann "mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck. Das klingt so kurz hintereinander fast wie eine Wiederholung.

Zitat
Eine Frau Bergamo möchte Sie sprechen", meldete der kleine, dicklliche Azubi mit dem Milchgesicht.

Sie erhob sich vom Schreibtisch und schob sich an dem Azubi mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck vorbei.


Wie wäre es damit:

"Eine Frau Bergamo möchte Sie sprechen", meldete der kleine, dickliche Azubi. Mit dem gewohnten, leicht dümmlich wirkenden Ausdruck in seinem Milchgesicht blieb er in der Tür stehen. Sie erhob sich vom Schreibtisch und schob sich an ihm vorbei.

So oder ähnlich ...

Schade, dass morgen nicht schon wieder Sonntag ist, ich wüsste zu gerne, wie es weitergeht!

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünsche ich dir!
Marion


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#3

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 07:29
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte

Liebe @Sturmruhe,

Das klingt ja total spannend, was du da von der Redaktion schreibst. Kann ich mir gut vorstellen, dass ihr unter dem Stress zu Alkohol gegriffen habt. Ja und dass man natürlich ungeduldig auf neue Meldungen wartet und die möglichst schnell verarbeiten will .... das ist schon wieder eine super gute Story für sich, die du da schickst! Irgendwie schade, dass der Alkohol in der Redaktion verboten wurde. Verständlich einerseits, aber er kann auch hin und wieder beflügeln sein. Ausserdem denke ich, dass Menschen, die unter extremen Druck stehen, dann vielleicht zu anderen Mitteln greifen .... Mittel, die man nicht sieht, die aber auch schädlich sind. Der Stress ist ja sicher nicht weniger geworden!

Danke für Hinweis und Verbesserung zum Azubi aus deinem Feedback. Werd ich umarbeiten!

Ja, die beiden Frauen haben eine ähnliche Einstellung zu den Taten der Jugendlichen. Jede bekommt in ihrem Bereich viel mit, was abläuft. Das soll keine Geschichte werden, wo man mit ,bösen Buben und Mädchen" abrechnet, die dann a la Wilhelm Busch als Strafe durch die Getreidemühle zermalmt werden.

Natürlich werden aber durch die handelnden Personen unterschiedliche Standpunkte eingeführt.

Mein Vorbild ist ein toller Roman ((aus dem Inspektor Lynley Zyklus, weiss grad den Titel nicht) von Elizabeth George. Ein kleiner Junge bringt am Ende des Romans Lynleys Frau um. Der ganze dicke Wälzer ist eine umfassende Sozialstudie, wie es dazu kam. Vielleicht mach ich eine Buchvorstellung.

Danke dir fürs Lesen und deine hilfreichen Kommentare, die ich immer versuche in die Geschichte einzubauen!

Liebe Grüße
Carlotta Lila


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#4

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 08:35
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.421 Beiträge | 6442 Punkte

@Carlotta Lila

Zitat
Das klingt ja total spannend, was du da von der Redaktion schreibst. Kann ich mir gut vorstellen, dass ihr unter dem Stress zu Alkohol gegriffen habt. Ja und dass man natürlich ungeduldig auf neue Meldungen wartet und die möglichst schnell verarbeiten will .... das ist schon wieder eine super gute Story für sich, die du da schickst!


Oh ja, aus der Zeit gäbe es einiges zu berichten. Beim STERN habe ich im Sommer 1984 angefangen, ein Jahr nachdem die Hitlertagebücher aufgeflogen waren. "Sir Henri", der berühmte und bei seinen journalistischen Urgesteinen beliebte Henri Nannen war damals nicht mehr Chefredakteur, sondern Herausgeber, kann auch sein, dass er sich da schon zurückgezogen hatte. Aber er hatte als Gründer und Chefredakteur den Stil von Blatt und Arbeitsweise der Redaktion geprägt, inklusive Arbeitsmoral. Ich bekam damals noch die Ausläufer mit und habe mit einigen dieser versoffenen Urgesteine gearbeitet, männlichen und weiblichen, Schreiberlingen und Fotografen, Grafikern, Bildredakteuren und Sekretärinnen. Nicht wenige waren Alkoholiker oder dicht daran, aber sie hatten ihren Job drauf und wir hatten eine unglaublich gute Zeit. Ende 1984, kurz vor Weihnachten, verabschiedete ich mich, um auf meinen zweiten Backpackertrip zu gehen. Dieses Mal für das Sozialprojekt mit den beiden schwererziehbaren Jugendlichen nach Sri Lanka, von dem ich dir schon mal erzählt habe.

Als ich zurückkam, habe ich wieder bei demselben Verlag angefangen, zunächst befristet und später dann in Festanstellung bei einem Hochglanz-Sportmagazin. Ich und Sport!!! Aber dort habe ich hautnah miterlebt, wie Boris Becker und Steffi Graf die Massen begeisterte, Günther Jauch kam eines Abends hereinspaziert, noch ganz jung, ein Riese mit einem Milchgesicht (aber ohne den dümmlichen Ausdruck deines Azubis, hahahaha!!!), und ich hatte sie alle am Telefon, die Größen jener Zeit. Damals habe ich den Respekt vor den meistein sogenannten "Größen" verloren, sowohl den innerverlaglichen aus Verlagsleitung und Vorstand als auch vielen der Promis. Du bekommst einfach zu viel mit, wenn du so hautnah mit ihnen arbeitest.

Aber es war eine unglaublich vielseitige, spannende Zeit, die ich nicht missen möchte und die mich und meinen Schreibstil sehr geprägt haben.

Vielleicht schreibe ich ja mal die eine oder andere Story in jener Richtung ...

Liebe Grüße
Marion


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#5

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 08:51
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte

@Sturmruhe: ja, dass wäre sehr spannend, wenn du darüber mal eine Story schreiben würdest.
Aber auch autobiographisch ist es total interessant!
Du hast ,hinter die Kulissen geblickt' und ein ganzes Stück Mediengeschichte mitgekriegt.
LG
C Lila 🌹 ❤️


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#6

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 10:31
von Doro • Federlibelle | 2.515 Beiträge | 9878 Punkte

Liebe @Carlotta Lila ,

auch, wenn der Teil nicht so spannend ist wie der vorige, ist er wichtig, weil man einiges an Informationen bekommt.

Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #1
Gfraster
Ich nehme an, das Wort ist richtig geschrieben und ist ein österreichischer Ausdruck? So was in die Richtung von "Pack"?


Warum werden Frauen so schnell als hysterisch abgestempelt? Wirklich ärgerlich.


Bin auf den nächsten Teil gespannt.


LG
Doro


Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
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#7

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 13:11
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte

Liebe @Doro, ja der Teil ist etwas informativer, man wird ja dann in der Endfassung sehen, ob man alles vom Text braucht.
Ja, ein Gfrast ist österreichisch, möglicherweise typisch Wien, ich hab das Wort da kennengelernt. Es bezeichnet ein schlimme Person, vielleicht frech und unverschämt, die auch was auffressen könnte.
Danke fürs Lesen und Kommentieren 💓
Liebe Grüße
Carlotta Lila


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#8

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 29.09.2024 18:55
von Jana88 • Federlibelle | 573 Beiträge | 1320 Punkte

Oh na dann bin ich aber gespannt auf die Story, die sie zu berichten hat. Da scheint einiges im Argen zu liegen.
Ich stelle es mir echt nicht einfach vor, mit solchen Schülern zu arbeiten.
Ist das bei dir selbst auch so?


*************************************************************************************************************************************
Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende *Oscar Wilde
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#9

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 30.09.2024 16:40
von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte

Liebe @Carlotta Lila

ein geschickter Cliffhanger am Schluss, gut gemacht! Die beiden Frauen sind sich sympathisch und schwimmen auf einer Wellenlänge, haben noch dazu ähnliche Erfahrungen und Ziele. Sowas verbindet natürlich. Wäre schön, wenn sie Freundinnen werden.

Jetzt noch ein paar Anmerkungen. Zum einen ebenfalls zu dem Azubi, aber anderes Thema.

Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #1
„Ach der Bursche ist noch ein Azubi. Dienstbeflissen, wichtigtuerisch und eher mässiger IQ. Er hat eigentlich noch von nichts eine Ahnung." Nurgül lachte.

Ich muss sagen, dass ich diese Aussage von Nurgül unsympathisch und unprofessionell finde. So von oben herab. Gut möglich, dass sie mit ihrer Einschätzung richtig liegt, aber so etwas zu jemandem zu sagen, den man kaum kennt und der kein Kollege ist, gefällt mir nicht. Besser wäre vielleicht: "Ach, nimm das nicht so ernst, er ist noch nicht allzu lange hier und hat noch vieles zu lernen."

Jetzt zum Dialog im Café:
Der ist definitiv interessant und auch gut formuliert. Ich würde aber hier und da etwas zum Atemholen einfügen. Einen Kellner, der die Bestellung aufnimmt, eine kleine Pause, in der vom Kaffee genippt oder Zucker eingerührt wird, sowas halt. Auch Mimik, Körperhaltung oder Gestik sind nicht unwichtig. Ein nachdenklicher Blick, eine Stirn, die sich besorgt in Falten legt, ein Spielen mit dem Ring am Finger ... Die Möglichkeiten sind vielfältig und sorgen für Bilder im Kopf, die gemeinsam mit dem Dialog eine stimmige Atmosphäre erzeugen.

Hier und da haben sich noch ein paar Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, aber du willst deine Geschichte ja ohnehin noch überarbeiten und bemerkst diese Kleinigkeiten dabei vermutlich selbst.
Hier eine kleine Grammatikerbse, über die ich gestolpert bin:

Zitat
wegen dem sie sich verabredet hatten.


Richtig müsste es "weswegen sie sich verabredet hatten" heißen.

Auf jeden Fall bin ich gespannt, was Julia noch alles zu erzählen hat.

LG
Bree


Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

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zuletzt bearbeitet 30.09.2024 16:42 | nach oben springen

#10

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 30.09.2024 19:36
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte

Liebe @Bree, danke für dein Feedback und fürs Lesen.

Tja, es war nicht ok von Nurgül, so über den Azubi zu reden....mal schauen, was ich da wie ändere. Oh mein Gott, wenn ich denke, was wir oft im Job so reden....uuups.....das läuft unter ,sich Auskotzen' und ist oft der Überforderung geschuldet. Ist zwar meist nicht böse gemeint, aber wenn man sowas liest, schaut das natürlich anders aus. Danke dir für diesen Hinweis!

Ebenso dafür danke: Dialoge mit mehr Unterbrechungen gestalten. Klar, auf jeden Fall....ich hatte ehrlichxgesagt etwas Hektik beim Schreiben, um das SGZ noch fertig zu schreiben.

Flüchtigkeitsfehler, ja....

Ich habe übrigens diesmal den Text auf meinem Tablet geschrieben und ins Forum gepostet. Mir hat es dann fast 3x das Layout zusammengehaut und ich bin ewig gesessen, um die Sätze wieder auseinanderzuklauben.

Ob das am Tablet liegt und an dessen Schreibprogramm?

Liebe Grüße
Charlotte ❤️


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#11

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 30.09.2024 19:41
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.300 Beiträge | 10275 Punkte

Liebe @Jana, danke fürs Lesen!
Richtig, der Krimi spielt im Umfeld der SchülerInnen, mit denen ich arbeite. Ja - ganz einfach ist es nicht
Der Plot ist erfunden, spiegelt aber Zeitgeschehen (abgesagtes Konzert wegen Bombendrohung in Wien).
Liebe Grüße
Carlotta Lila 💜


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#12

RE: SGZ 38/manchmal braucht man auch im Dienst einen Schnaps

in Die Geschichten der Woche 01.10.2024 12:46
von Bree • Federlibelle | 4.649 Beiträge | 19121 Punkte

Liebe @Carlotta Lila

Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #10
Ich habe übrigens diesmal den Text auf meinem Tablet geschrieben und ins Forum gepostet. Mir hat es dann fast 3x das Layout zusammengehaut und ich bin ewig gesessen, um die Sätze wieder auseinanderzuklauben.

Ob das am Tablet liegt und an dessen Schreibprogramm?


Das kann ich dir auch nicht sagen, sorry. Du weißt, was Technik angeht, bin ich nicht besonders bewandert. Vielleicht geht es einfach am Computer besser als am Tablet.

LG
Bree


Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
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