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SGZ 27: Auf gute Nachbarschaft
in Die Geschichten der Woche 12.07.2024 15:46von Perlfee • Federlibelle | 154 Beiträge | 588 Punkte
Hallo zusammen
Auf gute Nachbarschaft
Bartel Herrmann wollte diesen herrlichen Frühlingstag nutzen, um den Garten auf Vordermann zu bringen und neue Blumen zu pflanzen. Gerade war er dabei, die Erde in den Rosenbeeten entlang des Zauns umzugraben, als er aufblickte und direkt auf der anderen Seite des Zauns den neuen Nachbarn sah.
Konrad Wiesenklau, „der Neue“ war ebenfalls dabei, die Erde umzugraben, als ihm irgendetwas in die Nase wehte. Er hob den Kopf, mußte so heftig niesen, dass er das Gefühl hatte, der Rotz spritze durch die ganze Gegend. Da sah er Bartel, direkt auf der anderen Seite. Gott, war das peinlich!
„Gesundheit!“
Bartel nickte in Konrad Wiesenklaus Richtung.
„Wie meine Sie das? Wünschen Sie mir Gesundheit?“
„Wie?“
„Naja, Sie sagten Gesundheit. Wünschen Sie mir Gesundheit? Wünschen Sie sich Gesundheit? Oder wollen Sie sagen, sie selbst seien von guter Gesundheit?“
„Ja, Ihnen, also … das sagt man doch so.“
„Man sagt einfach so Gesundheit? Ohne sie zu wünschen? Oder weil man über Gesundheit nachdenken möchte? Möchten Sie sich mit mir über Gesundheit unterhalten?“
„Unterhalten? Über Gesundheit? Warum denn?“
„Oh, weil es ein interessantes Thema ist! Was tun Sie alles für Ihre Gesundheit? Was tun überhaupt die Menschen für ihre Gesundheit? Was verstehen Sie unter Gesundheit? Geistig? Körperlich? Beides? Die neue Gesundheitskarte ist auch ein Gespräch wert. Die vielen Dinge in der Werbung, die Gesundheit versprechen – können die das auch halten? Die Sendung Gesund und fit – alle machen mit – machen Sie auch mit? Gesundheit für alle – wie kann man das auf der ganzen Welt umsetzen? Wie steht es um die Gesundheit Ihrer Frau? Wie sah Gesundheit im Laufe der Geschichte aus? Was empfanden die Menschen vor 500 Jahren als gesund?“
„Äh, ja, sehr interessant das alles, wirklich!“
„Sind Sie einer von denen, die auch jemandem ein Frohes Neues Jahr wünschen, obwohl Sie den nicht leiden können, aber weil man es so sagt?“
„Äh- was? Vielleicht … ich glaube, der Kuchen ist fertig, ich muß den Ofen ausschalten.“
Meine Güte, Bartel schwirrte der Kopf. Dieser Konrad war ja gar nicht mehr zu bremsen: Ob soviel Denken wohl gesund war? Das war der neue Nachbar?
„Nun Herr Herrmann, Sie sehen, das ist kein einfaches Thema, da ist es nicht mit einem Wort getan! Holen Sie den Kuchen raus, dann sehen wir weiter!“
Bartel Herrmann sah weiter. Und verstand.
Dem nächsten, der in seiner Gegenwart nieste, würde er vielleicht ein „hoffentlich hört das Niesen bald auf“ zurufen, aber bestimmt nicht mehr „Gesundheit“ wünschen. Über Hoffnung ließe es sich dann besser diskutieren, da kannte er sich aus.
Viele Grüße
Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
Behind every beautiful thing there′s been some kind of pain
(Bob Dylan, Not dark yet)
RE: SGZ 27: Auf gute Nachbarschaft
in Die Geschichten der Woche 12.07.2024 16:26von Yggdrasil • Federlibelle | 1.231 Beiträge | 3155 Punkte
Tja, immer diese Floskeln. Nicht gesund für die Sprache, für eine gesunde Ausdrucksweise. Hier in Schweden heißt es in dem Fall: "Prosit!" - was auf Verwirrung bei den anwesenden Deutschen führt. Verständlich.
www.marten-petersen.com
RE: SGZ 27: Auf gute Nachbarschaft
in Die Geschichten der Woche 14.07.2024 18:29von Bree • Federlibelle | 4.476 Beiträge | 18165 Punkte
Liebe @Perlfee
eine witzige Idee, das SGZ-Wort in diesem Zusammenhang zu nutzen und damit dieser Floskel auf den Grund zu gehen. Sehr schön!
Übrigens sagen auch Amerikaner "Gesundheit!" wenn jemand niest, was ich echt lustig finde.
Zitat von Perlfee im Beitrag #1
Konrad Wiesenklau, „der Neue“ war ebenfalls dabei, die Erde umzugraben, als ihm irgendetwas in die Nase wehte. Er hob den Kopf, mußte so heftig niesen, dass er das Gefühl hatte, der Rotz spritze durch die ganze Gegend. Da sah er Bartel, direkt auf der anderen Seite. Gott, war das peinlich!
Hier bist du aus der Perspektive von Bartel in die von Konrad gerutscht. Ist nicht schlimm, aber ich stolpere immer über so einen Wechsel, der eigentlich gar nicht notwendig wäre.
Mein Vorschlag:
Zitat von Perlfee im Beitrag #1
Konrad Wiesenklau, „der Neue“ war ebenfalls dabei, die Erde umzugraben, als er plötzlich so laut und heftig nieste, dass Bartel erschrocken zusammenfuhr. War Konrad womöglich erkältet? In dem Fall wollte Bartel ihm lieber nicht zu nahe kommen.
Er sah zu seinem neuen Nachbarin hinüber. "Gesundheit!"
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt beim Lesen. Ist ja auch befremdlich, wenn man eigentlich nur nett sein wollte, und dann so ins Kreuzverhör genommen wird ...
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)
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Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de
Einen eigenen Youtube-Kanal habe ich auch. Dort lese ich einige meine Geschichten.
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