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Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 13.06.2024 10:55von Bree • Federlibelle | 5.226 Beiträge | 22336 Punkte
Marlies Marple
Der Brief lag zwischen anderen und sah eher unscheinbar aus. Marlies Meier betrachtete ihn neugierig, denn er hatte zwei Schönheitsfehler. Zum einem fehlte ein Absender, und – wichtiger noch – er war nicht an sie adressiert.
Eine halbe Stunde später rief sie ihre Freundin Bernadette an.
„Ich bins!“, sagte sie, atemlos vor Aufregung, kaum dass die Freundin sich gemeldet hatte. „Hör dir das an.“ Sie senkte den Blick auf den Briefbogen und las den Inhalt vor. „Was sagst du dazu?“, schloss sie.
Bernadette schnaubte. „Welcher Kurt schreibt dir denn so einen merkwürdigen Brief?“
„Ich kenne ihn nicht“, gab Marlies zu. „Der kurzsichtige Postbote hat mich mal wieder mit Martin Maier verwechselt. Meinem Nachbarn. Er hat denselben Nachnamen, schreibt sich aber mit ai.“
„Du öffnest fremde Post? Das hätte ich nie von dir gedacht.“ Ihr Bernadettes Stimme schwangen sowohl Missbilligung als auch Hochachtung.
„Mit Wasserdampf“, gab Marlies zu. „Wollte ich schon immer mal machen.“
„Du siehst zu viele Krimis“, tadelte Bernadette. „Aber warum jetzt?“
„Weil Martin sich neuerdings so seltsam benimmt. Ich habe das Gefühl, er führt was im Schilde.“
„Und wie kommst du darauf?“
„In letzter Zeit mustert er seine Frau mit so einem komischen Blick. Und in den letzten Wochen habe ich beobachtet, dass er immer mittwochs, wenn seine Frau nicht da ist, in seinem Keller rumort.“ Marlies merkte selbst, dass sie flüsterte, obwohl sie allein war. „Ich glaube“, kam sie nun zum Punkt, „dass der Brief eine versteckte Botschaft enthält.“
„Wirklich? Okay, lies ihn mir noch einmal vor.“
Marlies tat es. „Hallo, wie geht’s? Ich hoffe, ganz gut. Habe große Zahnschmerzen, Donnerstag Termin bei meinem Arzt. Zum Glück ist der Erwerb einer neuen Brücke indes nicht teuer. Bei gewünschten Erfolgen sehe ich objektiv nach vorn. Bin Freitag wieder wohlauf. Habe vereinbart, dass unser geplantes Treffen trotzdem verschoben wird. Am Samstag zum Fußball, um mal rauszukommen. Ab sieben also unterwegs. Will im Stadion feiern. Sonntag Kaffee bei meiner Tante Madeleine. Beste Grüße, Kurt“
„Hm“, überlegte Bernadette. „Nicht weit von hier gibt es Café mit dem Namen Madeleine. Glaubst du, dein Nachbar und dieser Kurt wollen sich dort treffen?“
Marlies‘ Herz schlug höher. „Gut möglich. Aber wann? Am Sonntag?“
„Vielleicht. Am besten fertigen wir beide eine Kopie des Briefes an und versuchen, ihn zu entschlüsseln.“
„Gute Idee!“, lobte Marlies.
„Ich weiß. Sobald du ihn abgeschrieben hast, klebst du ihn wieder zu und bringst ihn rüber.“
„Das ist mir unangenehm. Ich werfe ihn einfach in seinen Briefkasten.“
„Unsinn!“, widersprach Bernadette. „Du musst sein Gesicht beobachten, wenn er ihn kriegt.
So, und nun lies noch einmal vor. Aber langsam, ich muss ja mitschreiben.“
Auch Marlies schrieb Wort für Wort den Inhalt des Briefes ab, ehe sie ihn zurück in den Umschlag steckte und diesen mit Klebestift verschloss. Dann verließ sie das Haus. Der Brief in ihrer Hand schien Hitze auszusenden, sie schwitzte und ihre Finger fühlten sich feucht an.
Just in diesem Moment öffnete sich die Nachbarstür und Martin Maier trat vor seiner Frau nach draußen. Sie verabschiedete sich von ihm und steuerte ihren Kleinwagen an. Wohin sie wohl jede Woche um diese Zeit fährt, überlegte Marlies. Vielleicht zum Yogakurs. Sie sah zu Martin und wedelte mit dem Brief. Er nickte wissend und kam ihr entgegen. „Hat der Briefträger wieder meine Post bei Ihnen abgeliefert?“, fragte er, seiner Frau nachwinkend, die eben davonfuhr.
„Leider ja.“ Marlies reichte ihm zögernd den Brief. Er betrachtete den Umschlag und sein Gesicht hellte sich auf.
„Ich habe mich ein wenig gewundert“, bemerkte Marlies im Plauderton, „dass gar kein Absender draufsteht. Hoffentlich nichts Unangenehmes?“
Martin schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil. Er ist von einem alten Freund, der mir einen Gefallen schuldet.“ Er wandte sich halb ab. „Danke fürs Vorbeibringen. Ich muss jetzt leider …“ Er wies aufs Haus.
Marlies verabschiedete sich und eilte nach Hause. Sie musste sofort Bernadette anrufen.
„Er war eindeutig erfreut über die Post. Der Brief sei von einem Freund, und der schulde ihm einen Gefallen“, berichtete sie außer Atem.
„Das passt zu dem, was ich herausgefunden habe.“ Bernadette klang hochzufrieden.
„Was denn?“ Marlies umklammerte das Telefon fester.
„Ich habe mich an einen Roman erinnert, in dem ein Brief dadurch entschlüsselt wurde, dass man nur jedes dritte Wort gelesen hat.“
Marlies ergriff den abgeschriebenen Text. „Geht’s, ganz, große …“, begann sie. „Das ergibt keinen Sinn.“
„In dem Roman war es jedes dritte Wort“, erklärte Bernadette. „Hier ist es jedes vierte.“
Marlies las stockend vor. „Ich … habe … Termin … zum … Erwerb … indes … gewünschten … objektiv … für … Freitag … vereinbart ... treffen … Samstag … um … sieben … im … Kaffee … Madeleine. Okay, den Schluss verstehe ich, aber der Anfang -“
„Ich habe Termin zum Erwerb des gewünschten Objekts vereinbart“, fiel ihr Bernadette ungeduldig ins Wort. „Dieser Kurt bekommt es am Freitag und will es Samstag an deinen Nachbarn übergeben.“
Marlies griff sich an die Kehle. „Oh mein Gott! Vielleicht ist es Gift. Oder eine Waffe!“
„Bin ich nicht ein kluges Köpfchen?“, fragte Bernadette stolz.
„Das bist du“, bestätigte Marlies. „Und ich lade dich zum Dank auf ein Stück Schokotorte im Café Madeleine ein. Passt es dir Samstag um sieben?“
Am Freitag entdeckte Marlies eine Einladung in ihrem Briefkasten. Zum 60. Geburtstag von Martins Frau Renate. Marlies sagte zu und fragte sich bang, ob dies wohl Renates letzter Geburtstag sein würde, zumindest, wenn es nach ihrem Mann ging.
Am Samstag um kurz vor sieben stand Marlies vor dem Café und wartete auf ihre Freundin. Eine Frau mit dunkler Sonnenbrille und Blindenstock kam auf sie zu. Ihr wedelnder Stock traf Marlies am Schienbein und sie unterdrückte mühsam einen Ausruf des Schmerzes. Sie sah die Frau, die stehengeblieben war, missbilligend an und riss die Augen auf. „Bernadette?“
„Da staunst du, was?“
„Du spielst eine Blinde?“, zischte Marlies. „Das ist geschmacklos.“
Ein maliziöses Lächeln umspielte die Lippen ihrer Freundin. „Ach ja? Und seinem Nachbarn hinterher zu spionieren, zeugt von Stil, oder was? Denk doch mal nach. So kann ich ihn unauffällig beobachten. Ist er schon drin?“ Sie ruckte mit dem Kinn in Richtung Café-Eingang.
„Ja“, flüsterte Marlies. „Seit ein paar Minuten.“
„Gut. Führ mich hinein und such einen Tisch aus, an dem ich einen guten Blick auf ihn habe.“
Marlies nahm schweigend den Ellenbogen ihrer Freundin und führte sie ins Café. Sie hatten Glück und ergatterten einen Tisch, von dem aus Bernadette eine gute Sicht auf Martin hatte.
Er saß allein. Marlies tat rasch so, als bemerke sie ihn nicht, und setzte sich mit dem Rücken zu ihm. So hatte sie den Eingang im Auge. Bald trat ein Mann ein, auf den das Wort ‚verdächtig‘ perfekt passte. Er hatte eine Nase, die schief im Gesicht saß, trug ein Ledersakko und war unrasiert. Mit finsterer Miene sah er sich um, bis er Martin entdeckte, und steuerte auf diesen zu.
„Es geht los“, wisperte Marlies.
Zunächst einmal bestellten sie Kuchen. Die beiden Männer wollten nur Kaffee und unterhielten sich leise. Bernadette hielt Marlies flüsternd auf dem Laufenden.
„Da!“, sagte sie irgendwann, den Mund voller Schokotorte, „der Typ sieht sich unauffällig um und zieht was aus seiner Jacke. Es ist mit einem Handtuch umwickelt. Hach, das ist besser als jeder Krimi!“
„Psst! Sei doch leise!“, mahnte Marlies ängstlich.
„Keine Angst, mich hält er für harmlos. Jetzt schiebt er das Ding unter dem Tisch zu deinem Nachbarn und der steckt es eilig in eine Umhängetasche.“
„Glaubst du, das ist eine Waffe?“ Marlies war froh, dass sie saß, denn ihre Beine fühlten sich watteweich an.
„Von der Größe her könnte es eine sein.“
Marlies ließ die Kuchengabel sinken. Sie hatte keinen Appetit mehr.
Am nächsten Tag machte sich Marlies für die Party bei den Nachbarn zurecht. Sie hatte eine teure Orchidee besorgt und machte sich pünktlich und mit weichen Knien auf den Weg. Martin Meyer empfing sie sichtlich gut gelaunt. „Wie schön, kommen Sie herein. Wir feiern draußen.“
Auf der Terrasse überreichte Marlies seiner Frau die Orchidee zusammen mit ihren guten Wünschen. „Auf ein langes Leben“, fügte sie hinzu und sah dabei diskret zu Martin hinüber. Der strahlte über das ganze Gesicht.
Was für ein Heuchler, dachte Marlies angewidert. Am liebsten würde sie hier und jetzt die Bombe platzen lassen. Der Mann wollte seine arme Frau erschießen, das stand doch wohl fest. Martin begann, eine kleine Rede auf seine ‚innig geliebte Frau‘ zu halten. Marlies wurde übel bei diesen Worten. Sie musterte die anderen Gäste. Niemand außer ihr schien zu ahnen, was wirklich los war.
„ … hat ein ehemaliger Klient von mir es geschafft, dieses besondere Stück zu organisieren. Happy Birthday, mein Schatz.“ Er überreichte seiner Renate eine kleine Kiste. Sie öffnete sie und entnahm ihr - eine Pistole mit Perlmuttgriff. Ein freudiger Ausruf, ein dankbarer Kuss, Jubel. Marlies schnappte nach Luft.
„Und jetzt lasst uns alle in den Keller gehen“, forderte Martin seine Gäste auf. „Dort wartet nämlich Renates eigener Schießstand. Den wünscht sie sich, seit sie jede Woche zum Schießunterricht fährt.“
Marlies tastete nach einem Stuhl und ließ sich darauf fallen. So war das also. Ihr Nachbar hatte keine Mordpläne geschmiedet, sondern eine Überraschung vorbereitet. Sie ahnte, was Bernadette sagen würde: „Ich habe doch gesagt, du siehst zu viele Krimis.“
ENDE
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

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RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 13.06.2024 17:36von Gini • Federlibelle | 1.992 Beiträge | 4277 Punkte
@Bree darf ich auch ohne Verbesserungsvorschläge sagen, dass ich die Geschichte super finde?
Ich hatte bis zum Schluss gedacht, dass Martin wirklich etwas böses im Schilde führt.
Du hast mich also erfolgreich hinters Licht geführt. Ich würde nichts ändern.
Und die Moral von der Geschichte, lass deine Nachbarn so sein wie sie sind und misch dich nicht
in ihre Angelegenheiten. Wenn Martin das rausfindet, würde er sich wohl totlachen.
Marlies sollte sich mal ein anderes Hobby suchen.
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 13.06.2024 20:15von Bree • Federlibelle | 5.226 Beiträge | 22336 Punkte
Liebe @Gini
natürlich darfst du deine Meinung auch äußern, wenn dir nichts Verbesserungsfähiges auffällt. Ich freue mich doch über jede Rückmeldung!
Dass dir die Geschichte gefällt und ich dich an der Nase herumführen konnte, ist natürlich super! Ich mag die Story und meine beiden Protagonistinnen auch, so sehr, dass ich darüber nachdenke, noch eine ausführlichere Version zu schreiben. Mit Zeichenbegrenzung musste ich mich natürlich sehr einschränken. Zum Beispiel möchte ich erwähnen, dass Marlies verwitwet ist und ein großer Miss Marple-Fan. Oder welche Jahreszeit gerade ist - mit der Draußen-Party am Ende deute ich zwar an, dass gerade eine wärmere Jahreszeit herrscht, aber das könnte ich hier und da noch ausbauen, z. B. als Marlies vor dem Cafè auf Bernadette wartet. Sie kommt auch ein bisschen zu kurz, ein paar schnippische Antworten habe ich rausgenommen, weil die Story zu lang wurde.
Wer weiß, vielleicht lösen die zwei irgendwann auch mal einen "richtigen" Fall ...
Danke für dein Feedback!
LG
Bree
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(Sir Arthur Conan Doyle)

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RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 14.06.2024 07:30von Anka • Federlibelle | 765 Beiträge | 3404 Punkte
Liebe @Bree, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt beim Lesen deiner Geschichte. Ich mag die beiden Freundinnen auch sehr, obwohl ich ahnte, dass sie mit ihren Vermutungen auf dem Holzweg sind. Das mit der Blinden fand ich ein wenig übertrieben, zumal ja die Chance bestand, dass Martin Marlies erkennt und sie dann (später) hätte lügen müssen, wenn er sich erkundigt hätte. Vielleicht kein Problem, wenn die beiden so durchtrieben sind .
Erstaunt war ich dann am Ende über das Hobby der Frau. Einen Schießstand? Sehr ungewöhnlich, das ist doch mal was anderes, als Yogatraining ;)!
Ich wünsche dir auf alle Fälle Erfolg bei der Teerunde und freue mich schon, falls die beiden Freundinnen mal wieder etwas gemeinsam aushecken.
Geschichten schreiben ist wie zaubern!
www.writeandride.de

RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 14.06.2024 12:22von Bree • Federlibelle | 5.226 Beiträge | 22336 Punkte
Liebe @Anka
danke fürs Lesen und dein Feedback!
Zitat von Anka im Beitrag #4
Das mit der Blinden fand ich ein wenig übertrieben, zumal ja die Chance bestand, dass Martin Marlies erkennt und sie dann (später) hätte lügen müssen, wenn er sich erkundigt hätte.
Darüber hat sich Bernadette keine Gedanken gemacht - und ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Aber in einer längeren Version könnte das natürlich zu Konsequenzen führen. Danke für den Denkanstoß!
Zitat von Anka im Beitrag #4
freue mich schon, falls die beiden Freundinnen mal wieder etwas gemeinsam aushecken.
Das halte ich nicht für unmöglich ...

LG
Bree
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(Sir Arthur Conan Doyle)

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RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 11.07.2024 11:33von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.335 Beiträge | 10531 Punkte
Liebe @Bree,
ja so gehts mir auch manchmal mit Interpretationen von Handlungen (((-: erzähle ich aber niemandem und es fließt höchstens in Geschichten ein.
Wenn das Leben ein wenig langweilig ist ... ja genau, wenn man zuviele Krimis liest ... dann passiert sowas.
nebenbei aber ist es schon ein ungewöhnliches Geschenk, wenn ein Mann seiner Frau eine Pistole mit Schießstand im Keller schenkt, das muß ich schon sagen!
Liebe Grüße
Carlotta Lila (-:
https://www.leseflamme.jimdofree.com
Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison

RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 11.07.2024 12:26von Perlfee • Federlibelle | 154 Beiträge | 588 Punkte
Hallo liebe @Bree
Ich habe gerade festgestellt, daß ich hier überhaupt noch nichts zu deiner tollen Geschichte geschrieben habe, nur im Schreibforum. Mir gefällt die ja auch sehr gut, witzig, spannend, sympathische Ermittlerinnen. Ich hoffe auch sehr, daß du hier weitermachst mit ganz vielen Geschichten, die ich mir dann auch sehr gut als Buch vorstellen kann.
Zitat von Bree im Beitrag #3
Ich mag die Story und meine beiden Protagonistinnen auch, so sehr, dass ich darüber nachdenke, noch eine ausführlichere Version zu schreiben.
Das ist eine gute Idee! Ich würde auch gerne mehr über die beiden erfahren, auch einfach so Dinge aus dem Alltag, Hobbies, wie sie wohnen, ihr Verhältnis zueinander. Vielleicht ist das ja z.B. manchmal gar nicht so einfach und unbeschwert? Woher kennen sie sich? Usw.
Zitat von Bree im Beitrag #5
Darüber hat sich Bernadette keine Gedanken gemacht - und ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Aber in einer längeren Version könnte das natürlich zu Konsequenzen führen
Das stelle ich mir spannend vor, da könntest du in einer anderen Geschichte, die nochmal Bezug nimmt auf diese, gut was draus machen.
Liebe Grüße
Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
Behind every beautiful thing there′s been some kind of pain
(Bob Dylan, Not dark yet)

RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 13.07.2024 08:22von Sturmruhe • Federlibelle | 1.981 Beiträge | 9710 Punkte
Liebe @Bree ,
gerade habe ich mich köstlich amüsiert über die beiden umtriebigen Ladies, die offenbar gut bedient wären, wenn sie eine regelmäßige Beschäftigung hätten, damit sie nicht irgendwann einen richtigen Blödsinn anstellen. Krimis schreiben zum Beispiel ... Aber nein, im Ernst, die beiden solltest du unbedingt weiter ermitteln lassen ... und wenn auch nur in der Nachbarschaft. Sie könnten doch einen geheimen omabasierten Detektivservice anbieten, ältere Männer verfolgen, deren Frauen wissen wollen, ob sie fremd gehen, oder brave Hausfrauen beschatten, die immer an einem bestimmten Tag "beim Yoga" sind, in Wirklichkeit aber vielleicht ganz andere Geheiminteressen verfolgen, die ihre Männer nur aufregen würden. Dabei kann man in die fiesesten Wespennester geraten.
Ach Gott, ich fange schon wieder an zu spinnen. Eine Erbse habe ich entdeckt:
Zitat
„Hm“, überlegte Bernadette. „Nicht weit von hier gibt es Café mit dem Namen Madeleine. Glaubst du, dein Nachbar und dieser Kurt wollen sich dort treffen?“
... gibt es ein Café ...
Und dann ist mir noch etwas aufgefallen, das zwar ganz witzig ist, aber ich habe dennoch gestutzt. Du lässt die beiden Ladies den Brief Wort für Wort abschreiben und eine der Damen umklammert "das Telefon", was für mich so klingt, als gäbe es dort tatsächlich noch eins mit Telefonhörer. In der heutigen Zeit? Na gut, ich war seit 2013 nicht mehr in Deutschland, vielleicht gibt es ja bei euch tatsächlich noch Haushalte mit richtigen Telefonapparaten. Die Behörden arbeiten ja auch noch mit Fax statt mit Email. Hier in Thailand jedenfalls habe ich schon lange kein richtiges Telefon mehr gesehen, außer in Bürogebäuden. Hier hat jeder ein Handy und House-WiFi für Internet und Android-TV, sodass sich die Extrakosten für einen Telefonanschluss gut vermeiden lassen. Aber selbst wenn die Lady noch ein Telefon zu Hause hat, dann besitzen die beiden aber doch ganz sicher ein Handy, oder? Würde man dann - wenn man so plietsch ist, wie die beiden Damen - nicht einfach ein Foto von dem Brief machen und gut ist's? So altbacken kommen sie mir eigentlich gar nicht vor, dass sie nicht wissen, wie die Technik zeitsparend zu nutzen ist.
Wenn sie ein Foto machen und nicht abschreiben, kürzt das auch die Wortzahl ...
Aber vielleicht hast du die Persönlichkeiten der beiden Damen ja auch absichtlich mit diesem kleinen blinden Fleck versehen und dem Spaß beim Lesen tut das auch bei mir keinen Abbruch. Ich bin sicher, deine Zuhörer bei eurem Nachbarschafts-Event werden sich ebenso amüsieren, wie ich.
Liebe Grüße
Marion
„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ [Biene]
Aristoteles

RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 14.07.2024 19:09von Bree • Federlibelle | 5.226 Beiträge | 22336 Punkte
Liebe @Perlfee @Carlotta Lila und @Sturmruhe
endlich habe ich Zeit, um auf euer Feedback zu antworten!
Zitat von Perlfee im Beitrag #7
Ich würde auch gerne mehr über die beiden erfahren, auch einfach so Dinge aus dem Alltag, Hobbies, wie sie wohnen, ihr Verhältnis zueinander. Vielleicht ist das ja z.B. manchmal gar nicht so einfach und unbeschwert? Woher kennen sie sich? Usw.
Für den Fall, dass ich das Projekt weiterverfolge (wozu ich absolut Lust habe!), werde ich diese Dinge natürlich thematisieren. Mich interessiert auch, woher die beiden sich kennen, was für Berufe sie ausüben bzw. ausgeübt haben und was für Macken und familiäre Hintergründe sie haben. Ich weiß schon jetzt, dass auch da viel Potential stecken wird ...
Zitat von Sturmruhe im Beitrag #8
die beiden solltest du unbedingt weiter ermitteln lassen
Ja, den Eindruck habe ich auch.

Zitat von Sturmruhe im Beitrag #8
Du lässt die beiden Ladies den Brief Wort für Wort abschreiben und eine der Damen umklammert "das Telefon", was für mich so klingt, als gäbe es dort tatsächlich noch eins mit Telefonhörer. In der heutigen Zeit?
Zitat von Sturmruhe im Beitrag #8
Würde man dann - wenn man so plietsch ist, wie die beiden Damen - nicht einfach ein Foto von dem Brief machen und gut ist's?
Was du da schreibst, hat absolut Hand und Fuß. Ich weiß gar nicht, wieso ich diese Szenen so altbacken rübergebracht habe. Vielleicht sind Bernadette und Marlies tatsächlich so und stehen mit der Technik auf Kriegsfuß? Ich werde darüber nachdenken - und vielleicht einen Neffen oder ähnliches ins Spiel bringen, der den beiden bei modernen Dingen zur Hilfe eilt ...
Zitat von Carlotta Lila im Beitrag #6
aber ist es schon ein ungewöhnliches Geschenk, wenn ein Mann seiner Frau eine Pistole mit Schießstand im Keller schenkt, das muß ich schon sagen!
Tja, manche haben die seltsamsten Hobbys!


Ich danke euch allen fürs Lesen und Kommentieren!
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
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RE: Brief (außer Konkurrenz) - Marlies Marple
in Archiv 15.07.2024 06:08von Sturmruhe • Federlibelle | 1.981 Beiträge | 9710 Punkte
Zitat
Was du da schreibst, hat absolut Hand und Fuß. Ich weiß gar nicht, wieso ich diese Szenen so altbacken rübergebracht habe. Vielleicht sind Bernadette und Marlies tatsächlich so und stehen mit der Technik auf Kriegsfuß? Ich werde darüber nachdenken - und vielleicht einen Neffen oder ähnliches ins Spiel bringen, der den beiden bei modernen Dingen zur Hilfe eilt ...
Die Idee mit dem Neffen finde ich gut. Mir hat vor vielen Jahren, als ich noch eine Website unterhielt, mein Sohn sehr unter die Arme gegriffen. Eingerichtet hatte sie mein damaliger Freund, ein selbständiger IT-Fachmann. Blöderweise hatte er deshalb natürlich nicht eine der einfachen, kostenlosen Online-Versionen gewählt, sondern so richtig mit Dreamweaver, einem auf den ersten Blick ziemlich kompliziertes Programm gearbeitet, dazu die Seite noch über einen Provider mit Monatsgebühr hochgeladen. Als wir uns trennten, hatte er natürlich keine Lust mehr, weiterhin meine Inhalte für mich upzudaten. Mein Sohn sprang ein, aber irgendwann hatte der auch die Faxen dicke. Also packte er kurzerhand ein Dreamweaver-Handbuch für Anfänger in mein Resegepäck nach Thailand mit der Aufgabe, das Buch bis zu meiner Rückkehr zu lesen, weil er danach vorhabe, mich in die Materie einzuführen. Mein Sohn kann alles, was mit IT zu tun hat, keine Ahnung, woher er das hat. Er hat sich alles selbst beigebracht. Ein echtes Talent. Anyway, tatsächlich hat er sich eines Tages mit mir hingesetzt und mich gezwungen, selber Hand anzulegen. Zuschauen bringe nichts, meinte er. Nachdem ich eine ganze Seite meiner Website unter seiner Aufsicht selbst gestaltet hatte, ließ er mich mit Buch und neuem Wissen alleine. Und siehe da, nach einigen sehr anstrengenden und aufregenden Tagen hatte ich es auch drauf. Es entstanden in den Jahren danach über hundert Seiten mit Infos und makrobiotischen Rezepten und am Ende hatte ich monatlich 10.000 Klicks und habe über die Seite sogar recht viele Reiki-Schüler und Patienten für meine HP-Praxis "generiert". Ja, auch im Oma-Alter geht das ziemlich gut, es muss sich nur jemand ernsthaft unserer annehmen!
Du könntest natürlich auch ins Auge fassen, die beiden Damen einfach im letzten Jahrhundert anzusiedeln, so in die 1990er, als die Handys und Laptops noch tonnenschwer und teuer waren und ganz und gar nicht in jedem Haushalt anzuteffen waren. Da hatten die meisten Leute noch ein richtiges Telefon zu Hause. Ich bin damals der Liebe wegen von Hamburg nach Brandenburg gezogen, in die Nähe von Berlin. Im Osten dauerte es nach dem Mauerfall ziemlich lange, bis das Telefonnetz so ausgebaut war, wie im Westen. Deshalb hatten mein Freund und ich in unserem Haus so ein Handy-Monster mit Antenne und eine Telefonrechnung, die gegenüber den heutigen Handygebühren astronomisch anmutet. Und ich hatte einen alten Computer, einen "geerbten" Commodore, auf dem ich jeden Monat das "Lauffeuer" tippte, eine Art Newsletter von 30 Seiten für meine makrobiotischen Vereinsmitglieder. Ich habe die Artikel dann ausgedruckt, mit Zeichnungen versehen, Fotos eingeklebt, das Manuskript zum Druck und Binden in den Copyshop getragen und höchstpersönlich per Post versandt. Nix mit Online-Verteilen. Online ging ich erst Jahre später, noch ganz altmodisch mit Modem zum Einwählen - auch wieder mit Hilfe meines Sohnes, der mir seinen alten Computer vermacht hatte. Und in die Zeit würde es auch passen, wenn die Ladys den Brief abschreiben würden, denn ein Handy hatten die meisten Leute erst so kurz vor dem Milleniumwechsel. Die älteren noch viel später. Auch noch nicht mit Fotofunktion, Smartphones ließen noch etwas auf sich warten.
Ach je, jetzt habe ich dich wieder vollgelabert. Aber vielleicht bringt es dich ja auf Ideen für deine beiden Ermittlerinnen. Die sind nämlich echt cool!
Liebe Grüße
Marion
„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ [Biene]
Aristoteles
