#1

Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 11.06.2024 16:31
von Yggdrasil • Federlibelle | 1.469 Beiträge | 3793 Punkte

„Mama, ist Onkel Quincey tatsächlich so ein Querkopf? Ihr quasselt so oft über ihn und lacht ihn aus. Warum?“
Mama sah mich erstaunt an. „Darüber machst du dir Sorgen, Quadira?“
„Ja, es ist fast so, als ob ihr ihn damit quälen wolltet.“
„Nun mach bitte mal halblang, Kindchen. Das ist doch Quatsch! Wir mögen ihn, auch und besonders wegen seiner Eigenarten.“
„Was ist denn so anders an ihm?“
Nun, er scheint das ‚Q‘ gepachtet zu haben.“


Mama lächelte und fuhr fort: „Er wurde, wie meine ganze Familie Quakenholt, in Quedlinburg geboren. Dann ist er aber nach Kanada gegangen, um in Quebec zu studieren. Quantenphysik nannte sich sein Studiengang. Aber er hat sich in ganz anderen Berufen qualifiziert. Erst ist er nach Quito gezogen und hat dort begonnen, verschiedene Quarze zu suchen, aber auch Edelsteine wie Aquamarine, Turmaline und Citrine. Dabei hat er neue Lagerstätten nachgewiesen. Wie kann man nur in der Erde schürfen, und das bei seinem IQ!“
„Edelsteine! Aber reich gemacht hat ihn das nicht, oder?“
„Nein, er hat sie gesucht und gefunden. Ihm ging es nicht um Quantitäten, lediglich um die Qualität der Steine.“
„Mama!!! Quanti, Quali, was???“
„Ach so, also Quincey ging es nicht um die Menge der Steine und ihren Wert, denn er wollte sie nicht für sich selber abbauen. Nein, er wollte nur die Güte der Edelsteine bewundern.“
„Also ein sturer Querkopf, oder?“
„Na ja, zusammen mit seinen anderen Eigenarten, ja.“
„Und welche Eigenarten meinst du?“
„Nun, er hat wertvolle Quarzkiesel mitgenommen, und auch andere gefärbte Steine. Er hat den verschiedenen Kieseln heilende und stärkende Kräfte nachgesagt. Damit ist er in Ecuador durch die Lande gezogen, immer entlang des Äquators. Auf den Märkten hat er seine ‚Heilenden Steine‘ gegen gutes Geld angeboten.“
„So ein Quacksalber! Aber der Schwindel ist aufgeflogen, oder?“
„Genau, man hat ihn für sechs Monate in ein Gefängnis einquartiert. Da gab es überwiegend Quinoa zu essen, der allerdings verunreinigt war. Dabei hat er sich natürlich einen Virus eingefangen und musste zuerst in die Notaufnahme eines für Krankenhaus und danach ein ganzes Quartal in Quarantäne.“
„Drei quälende Monate, schrecklich. Danach war er aber ganz gesund, oder …?“
„Wie man es nimmt. Er ist im Krankenhaus in Kontakt mit medizinischen Drogen gekommen, und ein Pfleger hat ihm zusätzlich erst Haschisch beschafft, ich kann dir sagen, er hat gekifft und gequarzt! Dann hat er noch Quench zu sich genommen.“
„Kwensch? Was ist das denn?“
„Das ist nur ein anderes Wort für Marihuana, aber das ist nichts für dich, Quadira. Er hat sich aber von seiner Sucht befreit, wie er sagt mit Hilfe eines Heilers, eines Quanderos. Der hat ihm eine Mischung aus Quarzmehl und Quallenurin und anderen Zutaten zusammengebraut. Danach war er bald quietschfidel und ist quer durch ganz Amerika gereist. Von der Quelle des Amazonas bis zur Mündung des Quesnel River in Kanada.“
„Wow, spannend!“
„Und es wird noch spannender. Zurück in Quebec hat er die Marquise de Roquefort kennengelernt. Und was soll man sagen? Verliebt, verlobt, verheiratet, und schon wurde aus dem einfachen Quincey der Marqis Quincey.“
„Ab da hat er sicher ein bequemes Leben geführt, denke ich.“
„Bequem? Nein, gequält hat sie ihn und ausgequetscht wie eine Quitte.“
„Wieso das denn?“
„Nun, sie hatte von seiner früheren Jagd nach Edelsteinen gehört und wollte jetzt Lagepläne der Fundstätten haben.“
„Und, hat er die preisgegeben?“
„Ich will es mal so formulieren: Die Dame hat von ihm eine Karte bekommen. Die hat Quincey in einem Antiquitätenladen besorgt, ein paar Planquadrate eingezeichnet, ein paar Hauptstraßen und dann kleine Querwege gekennzeichnet. Ein willkürlich gesetztes Kreuz sollte die Fundstätte markieren. Und das hat die Gute ihm abgenommen. Er ist dann schleunigst verschwunden. So weit weg wie möglich von den quälenden Querelen mit seiner Marquise.“
„Wohin hat es ihn dann verschlagen?“
„Erst nach Queenstown in Südafrika, dann ins australische Queenscliff.“
„Wie ist er so durchs Leben gekommen, also finanziell meine ich?“
„Erst hat er sich als Aquarellmaler versucht, dann als Buchantiquar und schließlich als Fensterputzer in einem Riesenaquarium im Zoo von Queensland.“
„Ein quirliger Kerl, muss ich schon sagen. Aber so viel ich weiß, ist er nach Deutschland zurückgekommen. Warum eigentlich?“
„Ja, tatsächlich hat er sich in die alte Heimat bequemt. Er ist nach Schleswig-Holstein gezogen, nach Quickborn. Dort hat er dann das ganz große Los gezogen: Er hat bei einem Pferderennen auf den Sieg des Außenseiters ‚Quintilius‘ gesetzt und mit hervorragender Quote einige Zehntausend gewonnen. Zusätzlich hat Quincey sich bei einem Casting des Fernsehens beworben und ist der Quizchampion geworden. Das hat ihm eine halbe Million eingebracht.“
„So ist er also zu seinem Reichtum gekommen.“
„In der Tat. Aber entgegen seiner früheren Geschäfte hat er mit dem Startkapital alles richtig gemacht. Als Quereinsteiger hat er sich in der Spirituosenbranche selbstständig gemacht. Er hat eine Destillerie gegründet und einen exquisiten Quittenlikör auf den Markt gebracht. Und natürlich nennt er ihn nicht einfach Likör, sondern standesgemäß ‚Liqueur de Marqis Quincey’.“
„Eine Liqueurfabrik! Und läuft die gut? Weißt du etwas Genaueres darüber?“
„Ich habe mich da etwas schlau gemacht. Der letzte Quartalsgewinn lag bei einer knappen Million.“
Es folgte eine längere Pause. Die beiden hingen ihren Gedanken nach.


„Du Mama, ist Onkel Quincey eigentlich verheiratet?“
„Nein, die Marquise de Roquefort ist schon lange verstorben. Und er hat nie wieder geheiratet. Wieso?“
„Und hat er Kinder?“
„Nein, Quadira.“
„Wer wäre dann erbberechtigt?“
„Na, ich weiß nicht, aber wenn ich so nachdenke, bin das wohl ich als seine Schwester.“
„Mama, in so einer Schnapsfabrik gibt es dich sicher auch Labore und Messgeräte, wie Thermometer und so.“
„Aber sicher doch.“
„Und du weißt, dass ich später gern Chemie studieren will?“
„Ja, seit der Quinta interessierst du dich für alles Chemische. Wieso fragst du?“
„Vielleicht könnte ich in Onkels Labor ein Praktikum machen. Und da könnte doch so ein Thermometer auslaufen, ich meine Quecksilber könnte austreten.“
„Hm, und das einzuatmen ist hochgiftig.“
„Genau, oder wenn man es über die Haut aufnimmt. Ich könnte ja aus Versehen etwas verschütten.


Quadiras Mutter sah ihre Tochter lange an. Das Entsetzen in ihren Augen wurde von einem Lächeln verdrängt.
„Du bist ein Genie, Quadira, ein böses Genie!“


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#2

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 12.06.2024 09:59
von Bree • Federlibelle | 5.226 Beiträge | 22336 Punkte

Lieber @Yggdrasil

na, diese Wendung am Schluss ist dir wahrhaftig gut gelungen. Da vermutet man ein unbedarftes Kind, das den Unterschied zwischen Quantität und Qualität nicht kennt, aber in Wahrheit handelt es sich um ein kleines, durchtriebenes Biest, das für seine Mordspläne auch noch Mamis OK bekommt! Ich bin gleichzeitig erschüttert und beeindruckt.

Zitat von Yggdrasil im Beitrag #1
Quarzmehl und Quallenurin

Diese Übung gebiert die wunderbarsten Wortkreationen!

Zitat von Yggdrasil im Beitrag #1
ist der Quizchampion geworden.


Wie bist du nur darauf gekommen ...?

Gerne und überaus amüsiert gelesen!

LG
Bree


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(Sir Arthur Conan Doyle)

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#3

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 14.06.2024 07:24
von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.335 Beiträge | 10531 Punkte

Hallo @Yggdrasil, mit dem QU lässt sich so einiges machen .... ein hochkreativer Buchstabe, wie deine amüsante und fantasievolle Geschichte zeigt! Was für eine böse Wendung am Schluss! Tja, wenn's ums Erben geht .....

Du hast auch den Namen Quincey verwendet, lustig
Ich hatte in meiner Story zuerst den Namen Quentin
für eine meiner 'Hauptpersonen', dann habe ich aber, nachdem ich den Text von @Bree las (die auch Quentin hatte) den Namen ausgetauscht.

Gerne gelesen
Charlotta Lila


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#4

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 01.07.2024 14:42
von Perlfee • Federlibelle | 154 Beiträge | 588 Punkte

Hallo Yggrasil
Was für eine Geschichte . Hat mir sehr gefallen, vor allem natürlich der Kracher am Schluß. Na, man sollte Kinder eben nie unterschätzen.
Und schöne viele "Q"s

Viele Grüße


Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli

Behind every beautiful thing there′s been some kind of pain
(Bob Dylan, Not dark yet)
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#5

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 01.07.2024 16:27
von Gini • Federlibelle | 1.992 Beiträge | 4277 Punkte

@Yggdrasil was für ein teuflisches Mädchen- Eine gelungene, fantastische Geschichte, mit einem bösen Ende.
Ist dir gelungen. Ich wusste gar nicht, was man alles mit einem Qu schreiben kann. Ist echt erstaunlich.


Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.

Wilhelm Busch (1832-1908)
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#6

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 01.07.2024 16:43
von Sturmruhe • Federlibelle | 1.982 Beiträge | 9711 Punkte

Da zeigt es sich wieder, lieber @Yggdrasil , mit der entsprechenden kriminellen Energie und einer gehörigen Portion verquerer Kreativität kann selbst ein Kind, das weder den Begriff Quali- noch Quantität kennt, einen Weg finden, auf bequeme Weise zu Geld zu kommen. Amüsant zu lesen, und die Pointe gewohnt yggdrasilisch!

LG Marion


„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ [Biene]
Aristoteles

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#7

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 14.07.2024 21:22
von Jana88 • Federlibelle | 676 Beiträge | 1533 Punkte

Wie toll mit der Wendung am Schluss.
Und soooo viele Qu's.
Ich habe mich da gar nicht rangewagt.
Klasse Beitrag.


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Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende *Oscar Wilde
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#8

RE: Thema Quark - Das böse Genie

in Archiv 21.07.2024 18:01
von Doro • Federlibelle | 2.731 Beiträge | 10978 Punkte

Lieber @Yggdrasil ,

was ist das doch für ein kleines Biest. Hoffentlich schafft sie es nicht, ihren Plan auszuführen.

Onkel Quincey hat ja ein bewegtes Leben. Erst dachte ich, Quincey sei mit dem "bösen Genie" gemeint, aber es ist die Nichte. Tja, Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen.

Etwas fiel mir auf: Am Anfang schreibst du aus der Ich-Perspektive, am Schluss ist es aber die personale.

Gern gelesen.


LG
Doro


Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
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