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Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 26.05.2024 19:13von Gini • Federlibelle | 1.991 Beiträge | 4276 Punkte
Der Brief lag zwischen den anderen und sah eher unscheinbar aus.
Nachdenklich starrte Simone auf den Brief. Wer schrieb denn noch Briefe?
Ihre Freunde und Familie benutzten für Nachrichten eher das Handy. Deshalb fand Simone es ungewöhnlich.
„Willst du ihn nicht aufmachen?“
Simone konnte die aufblitzende Neugier in Christians Augen sehen. Ihr Mann war seit dem Tod von ihrer Mutter besonders um sie bemüht. Las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Simone und ihre Mutter waren Zeit ihres Lebens immer ein Herz und eine Seele gewesen. Ihr Tod hat Simone den Boden unter den Füssen weggerissen. Es war für sie, als hätte ihre Mutter ein Stück von ihr mit sich genommen. Sie fühlte sich wie amputiert.
Ihr Vater lebte zum Glück noch, aber er hatte genug mit seiner eigenen Trauerverarbeitung zu tun. So oft es ging, besuchte Simone ihn und sie versuchten sich gegenseitig Halt zu geben. Ihre Eltern hatten sich all die Jahre innig geliebt. Dachte sie zumindest immer. Aber kurz vor ihrem Tod vertraute ihre Mutter ihr noch etwas an.
Wieder nahm Simone den Brief in die Hand und drehte ihn unschlüssig zwischen ihren Händen hin und her. Der Brief hatte keinen Absender und die Anschrift sah ungelenk geschrieben aus. Als hätte ein Kind, diesen Brief verfasst. Als sie ihn öffnete, kriegte sie einen Schreck.
„Was ist los, du bist ja blass wie die Wand?“
Christian nahm ihr den Brief behutsam aus der Hand. Es war so ein klassischer Erpresserbrief. Zusammengesetzt aus Buchstaben die aus Zeitungen stammten.
Der Inhalt ließ Simone kurz nach Luft schnappen.
„Zahlen Sie … Ansonsten wird Ihr Vater alles erfahren.“
„Was ist das für ein Blödsinn, dein Vater ist nicht dein Vater. Wer erpresst dich mit so einem Quatsch?“ Christian legte den Brief zurück und sah seine Frau fragend an.
„Meine Mutter hat mir kurz vorm Sterben etwas anvertraut. Ich konnte noch nicht darüber reden, weil ich es erst einmal selbst verarbeiten musste.“
Simone erzählte ihrem Mann, dass ihre Mutter kurz vor der Hochzeit mit ihrem Vater, einen riesigen Streit gehabt hatte und sie waren dann wütend auseinander getobt waren. Ihre Mutter hatte dann eine leidenschaftliche Affäre mit einem anderen Mann angefangen. Es war nur ein einmaliges Vergnügen. Sie bereute es auch sofort, aber zu spät. Ihre Mutter war schwanger mit Simone. Was sie erst später erfahren hatte. Inzwischen hatten Simones Eltern sich wieder vertragen und waren glücklich verheiratet.
„Was sollen wir denn jetzt machen? Es kann doch keiner davon wissen."
Flehend sah Simone Christian an. Zum Glück war die Geldforderung von nur ein paar Hundert Euro. Was an sich schon ein merkwürdiger Betrag war. Aber wenn Simone nicht zahlen würde, drohte der Erpresser damit, ihrem Vater alles erzählen. Das durfte nicht geschehen. Er hatte durch den Tod seiner Frau schon genug gelitten. Wenn ihr Vater jetzt noch erfahren würde, dass Simone nicht seine leibliche Tochter ist, würde das sein Leben endgültig zerstören.
„Weiß vielleicht doch jemand davon? überlege mal bitte genau."
„Nie im Leben. Das ist nichts, womit man hausieren geht. Aber mir ist es egal, ob er mein leiblicher Vater ist. Ich liebe ihn und er war immer für mich da. Was sollen wir denn jetzt tun?“
Simone liefen mittlerweile die Tränen runter. Das war alles zu viel für sie. Christian nahm sie liebevoll in den Arm.
„Hier steht, wir sollen das Geld in einen Umschlag tun und hinter einen Busch auf dem Spielplatz hier in der Nähe legen. Näheres werden wir noch erfahren.“
Simone musste erst einmal raus. Sie wollte zu Ingrid gehen. Der allerbesten Freundin ihrer Mutter. Sie war wie eine zweite Mutter für Simone gewesen. Zu ihr konnte sie immer kommen. Zeit ihres Lebens war Ingrid ihre geliebte Patentante. Leicht hat Ingrid es auch nicht gehabt. Ihr Mann verließ sie damals für eine jüngere Frau, sodass Ingrid oft sehr einsam war. Viel Geld hatte sie auch nicht und trotzdem brachte sie oft eine kleine Überraschung für Simone mit, als diese klein war. Sie wollte Ingrid den Brief zeigen und sie um Rat fragen.
„Ach Simone du bist es, wie schön, dass du mich besuchst.“
„Tante Ingrid, ich wollte dir etwas zeigen und dich um Rat bitten.“
Simone gab Ingrid den Brief zum Lesen.
„Kind, das ist ja ganz furchtbar. Wirst du zur Polizei gehen?“
Ingrid sah furchtbar erschrocken aus. Simone kriegte schon ein schlechtes Gewissen, dass sie ihr überhaupt den Brief gezeigt hatte. Ihre Patentante leidete unter einer Herzerkrankung und Simone wollte auf keinen Fall, dass Ingrid etwas passierte.
„Ich werde auf keinen Fall zur Polizei gehen. Das hat der Erpresser zur Bedingung gemacht. Nachher ist er womöglich so wütend und erzählt meinem Vater doch noch etwas von dieser leidlichen Sache.“
Simone wollte das alleine regeln. Christian würde an ihrer Seite sein. IhrVater sollte heuteAbend zum Essen kommen. Das würde schwer werden, dachte Simone. Auf keinen Fall durfte er etwas von ihrem Gemütszustand mitkriegen. Also riss sie sich zusammen.
„Simone Kind, du gefällst mir heute gar nicht. Was ist los?“
Ihr Vater guckte sie sorgenvoll an. Seine tiefen Stirnfalten hatten sich nach dem Tod seiner Frau noch stärker eingegraben. Sie murmelte etwas von Kopfschmerzen und wollte sich gleich hinlegen.
„Komm Vadder, lass uns noch einen Kognak trinken, bevor du gehst.“
Christian sprang seiner Frau schnell zu Hilfe. Simone war ihm dankbar und verabschiedete sich. Das war alles zu furchtbar und leider war es auch noch nicht zu Ende.
Am nächsten Tag kam wieder ein Brief. Dieses Mal wurde es konkret. Die Übergabe sollte um neunzehn Uhr stattfinden. Da es Herbst war, würde es schon dunkel sein.
„Ich dachte immer, so etwas findet nur nachts statt.“
Simone fand es merkwürdig. Sie guckten beide gerne Krimis und in den Filmen war immer alles ganz anders. Den Tag über versuchten sie sich abzulenken. Nur nicht an den Abend denken. Als es soweit war, zogen sie sich dunkle Kleidung an. Sie wollten sich nahe dem Abfalleimer, hinter einem Busch verstecken, wo sie den Umschlag mit dem Geld reinlegen sollten. Zum Glück wies der Busch noch genügend Blätter auf. Somit würden sie nicht auffallen.
„Meinst du es, kommt noch jemand? Es ist schon zehn Minuten über der Zeit.“
Simone war kalt und auf die Toilette musste sie auch dringend. Christian drückte beruhigend ihre Hand und flüsterte ihr zu, dass bestimmt gleich jemand auftauchen würde. Er sollte recht behalten. Zwei Minuten später kam eine, in Dunkel, gekleidete Gestalt. Sie war etwas dicklich und hatte eine große Kapuze über den Kopf gezogen. Ihr Gang schien etwas unsicher.
Simone dachte noch, das macht diese Person zum ersten Mal, als Christian schon lossprintete als der Erpresser in den Papierkorb griff, um das Geld rauszuholen. Es ging alles rasend schnell. Christian warf den Erpresser zu Boden und Simone hörte einen spitzen Schrei. Was wenn der Erpresser eine Pistole dabeihatte. Ihre Beine versagten ihr fast den Dienst und sie zitterte am ganzen Körper. Simone hätte sich fast übergebenvor Angst um ihren Mann. Christian riss den Erpresser hoch und zog ihm die Kapuze vom Kopf. Als Simone das Gesicht in der Dunkelheit erkannte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Vor ihr stand ihre geliebte Tante Ingrid.
Ihre Patentante, die Simone mit großgezogen hatte. Ihr Herz hämmerte hart gegen ihre Brust.
„Warum“, stammelte Simone. Mehr brachte sie in diesem Moment nicht raus.
Ingrid brach darauf in Tränen aus.
„Ich wusste einfach nicht mehr weiter“, erzählte sie stockend.
„Jeden Cent muss ich umdrehen und es reicht hinten und vorne nicht. Seit Kurt mich verlassen hat, habe ich diverse Putzjobs. Ich kann nicht mehr. Meine Rente ist doch nur winzig. Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, kann ich das verstehen. Nur bitte, ruf nicht die Polizei.“
Ingrid schluchzte und sie tat Simone unendlich leid. Sie musste sie einfach in den Arm nehmen. Zusammen gingen sie nach Hause und Simone macht Tee für alle.
Unter Tränen erzählte Ingrid, dass Simones Mutter ihr damals alles anvertraut hatte.
„Nie hätte ich deinem Vater etwas erzählt. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung für mein Verhalten gibt, aber vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen.“
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 27.05.2024 06:19von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.335 Beiträge | 10531 Punkte
Liebe @Gini, na das ist ja eine tolle Story! Dreifacher Schock für Simone: erst Tod der Mutter, dann erfährt sie, dass ihr Vater jemand anderer ist und dann wird sie von der völlig verzweifelten Lieblingstante um ein paar hundert Euro erpresst!
Diese war also zu stolz, ihre Nichte um Geld zu bitten, aber anonym erpresst hat sie sie wohl. Puhhhh auch arg wozu Menschen alles fähig sind und dann gar so nahestehende!
Du lässt die Geschichte mit Wohlgefallen enden ... was ich prinzipiell gut finde. Aber vielleicht gibt es noch mal einen Epilog, wo all diese schwerwiegenden Dinge, die passiert sind, nochmal beleuchtet werden: wie geht es Simone mit den neuen Erkenntnissen, wie wird die Tante in Zukunft leben? Wie wird Simone mit ihrem Vater umgehen, gelingt es ihr nichts zu sagen?
Gerne gelesen & liebe Grüße
C Lila
Zitat
https://www.leseflamme.jimdofree.com
Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 27.05.2024 06:19von Carlotta Lila • Federlibelle | 2.335 Beiträge | 10531 Punkte
Liebe @Gini, na das ist ja eine tolle Story! Dreifacher Schock für Simone: erst Tod der Mutter, dann erfährt sie, dass ihr Vater jemand anderer ist und dann wird sie von der völlig verzweifelten Lieblingstante um ein paar hundert Euro erpresst!
Diese war also zu stolz, ihre Nichte um Geld zu bitten, aber anonym erpresst hat sie sie wohl. Puhhhh auch arg wozu Menschen alles fähig sind und dann gar so nahestehende!
Du lässt die Geschichte mit Wohlgefallen enden ... was ich prinzipiell gut finde. Aber vielleicht gibt es noch mal einen Epilog, wo all diese schwerwiegenden Dinge, die passiert sind, nochmal beleuchtet werden: wie geht es Simone mit den neuen Erkenntnissen, wie wird die Tante in Zukunft leben? Wie wird Simone mit ihrem Vater umgehen, gelingt es ihr nichts zu sagen?
Gerne gelesen & liebe Grüße
C Lila
Zitat
https://www.leseflamme.jimdofree.com
Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.
Thomas Alva Edison

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 27.05.2024 11:05von Gini • Federlibelle | 1.991 Beiträge | 4276 Punkte
Liebe @Carlotta Lila Erst einmal danke für dein Feedback. Das mit dem Epilog ist schwierig.
Beim Wettbewerb sollen es 5000 bis höchstens 8000 Zeichen sein. Die 8000 hatte ich schon leicht überschritten.
Ich will keinen Ärger mit der Chefin Bree bekommen .
Da waren mir die anderen Ereignisse dann wichtiger. Aber zu deiner Information, Simone geht es gut. Sie hat mit hilfe
von Christian alles gut verarbeiten können.
Außerdem hat sie viele, lange Gespräche mit Tante Ingrid geführt. Sie hat ihr angeboten leichte Putzarbeiten für Simone zu
übernehmen, wofür sie dann großzügig entlohnt wird. Zudem ist Simone schwanger und einen guten Babysitter kann man immer gebrauchen. So hat Tante Ingrid eine zusätzliche Aufgabe und ist glücklich. Ihrem Vater hat Simone es nie erzählt.
Alle sind so glücklicher.
ENDE
Liebe Carlotta, du hast diesen Post zweimal versendet.
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 28.05.2024 12:30von Bree • Federlibelle | 5.226 Beiträge | 22336 Punkte
Liebe @Gini
wow, der reinste Krimi - und das aus deiner Feder! Ich bin beeindruckt.
Aber Gini-typisch geht alles gut aus, was mich nicht stört, ich mag ja Happy Endings.
Zuerst hatte ich vermutet, dass vielleicht eine Krankenschwester oder ein Pfleger zufällig Zeuge des Gesprächs zwischen Simone und ihrer Mutter gewesen ist und seine Chance witterte. Der / die hätte aber vermutlich mehr Geld verlangt, so dass ich mir gegen Ende schon dachte, dass Ingrid dahintersteckt. Wer hätte es sonst sein sollen? In einem Kurzkrimi sind die Verdächtigen knapp, sonst wird die Story zu wirr.
Dass die Geldübergabe immer der schwierigste Teil einer Erpressung ist, bewahrheitete sich auch hier. Ziemlich mutig von Simone und ihrem Mann, sich direkt auf die Lauer zu legen. Ein Profi hätte das anders geregelt als die unbedarfte Ingrid, und entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Eine kleine Erbse: Statt "gucken" - ich glaube, du hast das Wort dreimal verwendet - würde ich lieber die Verben "sehen" oder "schauen" verwenden. Gucken ist zu umgangssprachlich.
Ich habe deine kriminelle Story gern gelesen und freue mich, dass du beim Wettbewerb dabei bist!
LG
Bree
Der Kriminalschriftsteller ist eine Spinne, die die Fliege bereits hat, bevor sie das Netz um sie herum webt.
(Sir Arthur Conan Doyle)

_____________________________
______________________________________
Alles über meine Bücher & mich findet ihr auf meiner Website: www.brittabendixen.de

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 28.05.2024 12:43von Gini • Federlibelle | 1.991 Beiträge | 4276 Punkte
Danke liebe @Bree Ich hatte erst schon bedenken, dass man schnell auf die Patentante kommt.
Deswegen hab ich auch nicht so viel von ihr preisgegeben. Das mit dem gucken stimmt.
Danke für den Tipp. Ich freu mich auch, dass ich schon wieder ein wenig schreiben kann, nach meiner Schulter OP.
Sind ja bisher noch wenig Beiträge für den Wettbewerb eingegangen.
Danke für dein Feedback.
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Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 30.05.2024 10:26von -jek • Federlibelle | 844 Beiträge | 2433 Punkte
@Gini Danke für die spannende Story. Für das Erpressen wie für das Verzeihen könnten die Geldnöte der Tante deutlicher dargestellt werden als absolut existentiell: Riesige und überraschende Heiz- und Nebenkostenabrechnung bei sowieso vorhandenem Mietrückstand oder Ähnliches. Dann sollte es auch gerne ein Tausender sein, der erpresst werden soll. Ansonsten: Gerne gelesen.
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Wenn du Schreibregeln beherrscht, ist das gut. Wenn sie dich beherrschen, ist das schlecht.

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 30.05.2024 12:35von Gini • Federlibelle | 1.991 Beiträge | 4276 Punkte
Vielen Dank @-jek für dein Feedback. Ich hatte die Geldsorgen extra vorab nicht so in den Vordergrund gestellt.
Vielleicht wäre man dann zu leicht drauf gestoßen, dass Tante Ingrid der Erpresser ist. Tausend Euro? dass fand die Tante zu viel.
Sie wollte ja nicht aus verschämt daherkommen.
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Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 30.05.2024 16:32von -jek • Federlibelle | 844 Beiträge | 2433 Punkte
@Gini Ich hätte die Ausschmückung auch erst nach der Entlarvung der Tante am richtigen Ort gesehen.
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Wenn du Schreibregeln beherrscht, ist das gut. Wenn sie dich beherrschen, ist das schlecht.

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 11.06.2024 18:19von Yggdrasil • Federlibelle | 1.469 Beiträge | 3793 Punkte
@Gini Inhaltlich eine wirklich gute Geschichte, toll.
Auch wenn das nicht in die Beurteilung einfließen soll, doch die Anmerkung, dass einige Wortwiederholungen, Tippfehler, Zeichensetzungsfehler usw. aufgefallen sind. Passiert mir auch manchmal, dass ich eine schlecht korrigierte Fassung einstelle.

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 11.06.2024 21:38von Doro • Federlibelle | 2.731 Beiträge | 10978 Punkte
Liebe @Gini ,
auch ich mag Happy Ends. Da in deiner Geschichte nicht so viele Personen vorkommen, war Ingrid als Erpresserin am naheliegendsten. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass du so eine Geschichte schon mal geschrieben hast und auch da war eine ältere Frau die Täterin.
Trotzdem gefällt mir die Geschichte und ich kann Sabine gut verstehen, dass sie alles tun würde, damit ihr Vater nicht noch mehr Schmerz verarbeiten muss.
LG
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 14:19von Gini • Federlibelle | 1.991 Beiträge | 4276 Punkte
Zitat von Yggdrasil im Beitrag #11
Inhaltlich eine wirklich gute Geschichte, toll.
Vielen Dank dafür.
Zitat von Yggdrasil im Beitrag #11
doch die Anmerkung, dass einige Wortwiederholungen, Tippfehler, Zeichensetzungsfehler usw. aufgefallen sind.
Ich habe den Duden drüber laufen lassen und keine Fehler entdeckt. M.E. nach, ist es keine schlecht korrigierte Geschichte.
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 14:22von Gini • Federlibelle | 1.991 Beiträge | 4276 Punkte
@Doro danke für dein Feedback.
Zitat von Doro im Beitrag #12
war Ingrid als Erpresserin am naheliegendsten.
Hätte aber auch ganz jemand anderes sein können, der vorher noch gar nicht in der Geschichte auftauchte.
Ich habe hier noch nie so eine Geschichte reingestellt. Da täuscht du dich. Jedenfalls weiß ich nichts davon.
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Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 14:40von Yggdrasil • Federlibelle | 1.469 Beiträge | 3793 Punkte
Der Brief lag zwischen den anderen und sah eher unscheinbar aus.
Nachdenklich starrte Simone auf den Brief. Wer schrieb denn noch Briefe?
Ihre Freunde und Familie benutzten für Nachrichten eher das Handy. Deshalb fand Simone es ungewöhnlich.
„Willst du ihn nicht aufmachen?“
Simone konnte die aufblitzende Neugier in Christians Augen sehen. Ihr Mann war seit dem Tod von ihrer Mutter besonders um sie bemüht. Las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Simone und ihre Mutter waren Zeit ihres Lebens immer ein Herz und eine Seele gewesen. Ihr Tod hat Simone den Boden unter den Füssen weggerissen. Es war für sie, als hätte ihre Mutter ein Stück von ihr mit sich genommen. Sie fühlte sich wie amputiert.
Ihr Vater lebte zum Glück noch, aber er hatte genug mit seiner eigenen Trauerverarbeitung zu tun. So oft es ging, besuchte Simone ihn und sie versuchten sich gegenseitig Halt zu geben. Ihre Eltern hatten sich all die Jahre innig geliebt. Dachte sie zumindest immer. Aber kurz vor ihrem Tod vertraute ihre Mutter ihr noch etwas an.
Wieder nahm Simone den Brief in die Hand und drehte ihn unschlüssig zwischen ihren Händen hin und her. Der Brief hatte keinen Absender und die Anschrift sah ungelenk geschrieben aus. Als hätte ein Kind, diesen Brief verfasst. Als sie ihn öffnete, kriegte sie einen Schreck.
„Was ist los, du bist ja blass wie die Wand?“
Christian nahm ihr den Brief behutsam aus der Hand. Es war so ein klassischer Erpresserbrief. Zusammengesetzt aus Buchstaben die aus Zeitungen stammten.
Der Inhalt ließ Simone kurz nach Luft schnappen.
„Zahlen Sie … Ansonsten wird Ihr Vater alles erfahren.“
„Was ist das für ein Blödsinn, dein Vater ist nicht dein Vater. Wer erpresst dich mit so einem Quatsch?“ Christian legte den Brief zurück und sah seine Frau fragend an.
„Meine Mutter hat mir kurz vorm Sterben etwas anvertraut. Ich konnte noch nicht darüber reden, weil ich es erst einmal selbst verarbeiten musste.“
Simone erzählte ihrem Mann, dass ihre Mutter kurz vor der Hochzeit mit ihrem Vater, einen riesigen Streit gehabt hatte und sie waren dann wütend auseinander getobt waren. Ihre Mutter hatte dann eine leidenschaftliche Affäre mit einem anderen Mann angefangen. Es war nur ein einmaliges Vergnügen. Sie bereute es auch sofort, aber zu spät. Ihre Mutter war schwanger mit Simone. Was sie erst später erfahren hatte. Inzwischen hatten Simones Eltern sich wieder vertragen und waren glücklich verheiratet.
„Was sollen wir denn jetzt machen? Es kann doch keiner davon wissen."
Flehend sah Simone Christian an. Zum Glück war die Geldforderung von nur ein paar Hundert Euro. Was an sich schon ein merkwürdiger Betrag war. Aber wenn Simone nicht zahlen würde, drohte der Erpresser damit, ihrem Vater alles erzählen. Das durfte nicht geschehen. Er hatte durch den Tod seiner Frau schon genug gelitten. Wenn ihr Vater jetzt noch erfahren würde, dass Simone nicht seine leibliche Tochter ist, würde das sein Leben endgültig zerstören.
„Weiß vielleicht doch jemand davon? überlege mal bitte genau."
„Nie im Leben. Das ist nichts, womit man hausieren geht. Aber mir ist es egal, ob er mein leiblicher Vater ist. Ich liebe ihn und er war immer für mich da. Was sollen wir denn jetzt tun?“
Simone liefen mittlerweile die Tränen runter. Das war alles zu viel für sie. Christian nahm sie liebevoll in den Arm.
„Hier steht, wir sollen das Geld in einen Umschlag tun und hinter einen Busch auf dem Spielplatz hier in der Nähe legen. Näheres werden wir noch erfahren.“
Simone musste erst einmal raus. Sie wollte zu Ingrid gehen. Der allerbesten Freundin ihrer Mutter. Sie war wie eine zweite Mutter für Simone gewesen. Zu ihr konnte sie immer kommen. Zeit ihres Lebens war Ingrid ihre geliebte Patentante. Leicht hat Ingrid es auch nicht gehabt. Ihr Mann verließ sie damals für eine jüngere Frau, sodass Ingrid oft sehr einsam war. Viel Geld hatte sie auch nicht und trotzdem brachte sie oft eine kleine Überraschung für Simone mit, als diese klein war. Sie wollte Ingrid den Brief zeigen und sie um Rat fragen.
„Ach Simone du bist es, wie schön, dass du mich besuchst.“
„Tante Ingrid, ich wollte dir etwas zeigen und dich um Rat bitten.“
Simone gab Ingrid den Brief zum Lesen.
„Kind, das ist ja ganz furchtbar. Wirst du zur Polizei gehen?“
Ingrid sah furchtbar erschrocken aus. Simone kriegte schon ein schlechtes Gewissen, dass sie ihr überhaupt den Brief gezeigt hatte. Ihre Patentante leidete unter einer Herzerkrankung und Simone wollte auf keinen Fall, dass Ingrid etwas passierte.
„Ich werde auf keinen Fall zur Polizei gehen. Das hat der Erpresser zur Bedingung gemacht. Nachher ist er womöglich so wütend und erzählt meinem Vater doch noch etwas von dieser leidlichen Sache.“
Simone wollte das alleine regeln. Christian würde an ihrer Seite sein. IhrVater sollte heuteAbend zum Essen kommen. Das würde schwer werden, dachte Simone. Auf keinen Fall durfte er etwas von ihrem Gemütszustand mitkriegen. Also riss sie sich zusammen.
„Simone Kind, du gefällst mir heute gar nicht. Was ist los?“
Ihr Vater guckte sie sorgenvoll an. Seine tiefen Stirnfalten hatten sich nach dem Tod seiner Frau noch stärker eingegraben. Sie murmelte etwas von Kopfschmerzen und wollte sich gleich hinlegen.
„Komm Vadder, lass uns noch einen Kognak trinken, bevor du gehst.“
Christian sprang seiner Frau schnell zu Hilfe. Simone war ihm dankbar und verabschiedete sich. Das war alles zu furchtbar und leider war es auch noch nicht zu Ende.
Am nächsten Tag kam wieder ein Brief. Dieses Mal wurde es konkret. Die Übergabe sollte um neunzehn Uhr stattfinden. Da es Herbst war, würde es schon dunkel sein.
„Ich dachte immer, so etwas findet nur nachts statt.“
Simone fand es merkwürdig. Sie guckten beide gerne Krimis und in den Filmen war immer alles ganz anders. Den Tag über versuchten sie sich abzulenken. Nur nicht an den Abend denken. Als es soweit war, zogen sie sich dunkle Kleidung an. Sie wollten sich nahe dem Abfalleimer, hinter einem Busch verstecken, wo sie den Umschlag mit dem Geld reinlegen sollten. Zum Glück wies der Busch noch genügend Blätter auf. Somit würden sie nicht auffallen.
„Meinst du es, kommt noch jemand? Es ist schon zehn Minuten über der Zeit.“
Simone war kalt und auf die Toilette musste sie auch dringend. Christian drückte beruhigend ihre Hand und flüsterte ihr zu, dass bestimmt gleich jemand auftauchen würde. Er sollte recht behalten. Zwei Minuten später kam eine, in Dunkel, gekleidete Gestalt. Sie war etwas dicklich und hatte eine große Kapuze über den Kopf gezogen. Ihr Gang schien etwas unsicher.
Simone dachte noch, das macht diese Person zum ersten Mal, als Christian schon lossprintete als der Erpresser in den Papierkorb griff, um das Geld rauszuholen. Es ging alles rasend schnell. Christian warf den Erpresser zu Boden und Simone hörte einen spitzen Schrei. Was wenn der Erpresser eine Pistole dabeihatte. Ihre Beine versagten ihr fast den Dienst und sie zitterte am ganzen Körper. Simone hätte sich fast übergebenvor Angst um ihren Mann. Christian riss den Erpresser hoch und zog ihm die Kapuze vom Kopf. Als Simone das Gesicht in der Dunkelheit erkannte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Vor ihr stand ihre geliebte Tante Ingrid.
Ihre Patentante, die Simone mit großgezogen hatte. Ihr Herz hämmerte hart gegen ihre Brust.
„Warum“, stammelte Simone. Mehr brachte sie in diesem Moment nicht raus.
Ingrid brach darauf in Tränen aus.
„Ich wusste einfach nicht mehr weiter“, erzählte sie stockend.
„Jeden Cent muss ich umdrehen und es reicht hinten und vorne nicht. Seit Kurt mich verlassen hat, habe ich diverse Putzjobs. Ich kann nicht mehr. Meine Rente ist doch nur winzig. Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, kann ich das verstehen. Nur bitte, ruf nicht die Polizei.“
Ingrid schluchzte und sie tat Simone unendlich leid. Sie musste sie einfach in den Arm nehmen. Zusammen gingen sie nach Hause und Simone macht Tee für alle.
Unter Tränen erzählte Ingrid, dass Simones Mutter ihr damals alles anvertraut hatte.
„Nie hätte ich deinem Vater etwas erzählt. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung für mein Verhalten gibt, aber

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