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RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 14:40von Doro • Federlibelle | 2.731 Beiträge | 10978 Punkte
Liebe @Gini ,
Zitat von Gini im Beitrag #14Wäre natürlich möglich, dass ich mich getäuscht habe.
Ich habe hier noch nie so eine Geschichte reingestellt. Da täuscht du dich. Jedenfalls weiß ich nichts davon.
Da ich mir aber ziemlich sicher war, habe ich mal im Forum rumgesucht. Da man nach Namen und Titel suchen kann, geht das recht schnell. Und ich bin fündig geworden. Hier ist der Link zu deiner Geschichte:
SGZ-27 - Der Brief
LG
Doro
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 14:53von Yggdrasil • Federlibelle | 1.469 Beiträge | 3793 Punkte
Hallo @Gini
mein RS-System zeigt 23 Stellen an, 8 davon lediglich Empfehlungen, der Rest aber RS-Fehler wie Klein-/Großschreibung, Wörter zusammengeschrieben
Der Brief lag zwischen den anderen und sah eher unscheinbar aus.
Nachdenklich starrte Simone auf den Brief. Wer schrieb denn noch Briefe?
Ihre Freunde und Familie benutzten für Nachrichten eher das Handy. Deshalb fand Simone es ungewöhnlich.
„Willst du ihn nicht aufmachen?“
Simone konnte die aufblitzende Neugier in Christians Augen sehen. Ihr Mann war seit dem Tod von ihrer Mutter besonders um sie bemüht. Las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Simone und ihre Mutter waren Zeit ihres Lebens immer ein Herz und eine Seele gewesen. Ihr Tod hat Simone den Boden unter den Füssen weggerissen. Es war für sie, als hätte ihre Mutter ein Stück von ihr mit sich genommen. Sie fühlte sich wie amputiert.
Ihr Vater lebte zum Glück noch, aber er hatte genug mit seiner eigenen Trauerverarbeitung zu tun. So oft es ging, besuchte Simone ihn und sie versuchten sich gegenseitig Halt zu geben. Ihre Eltern hatten sich all die Jahre innig geliebt. Dachte sie zumindest immer. Aber kurz vor ihrem Tod vertraute ihre Mutter ihr noch etwas an.
Wieder nahm Simone den Brief in die Hand und drehte ihn unschlüssig zwischen ihren Händen hin und her. Der Brief hatte keinen Absender und die Anschrift sah ungelenk geschrieben aus. Als hätte ein Kind, diesen Brief verfasst. Als sie ihn öffnete, kriegte sie einen Schreck.
„Was ist los, du bist ja blass wie die Wand?“
Christian nahm ihr den Brief behutsam aus der Hand. Es war so ein klassischer Erpresserbrief. Zusammengesetzt aus Buchstaben die aus Zeitungen stammten.
Der Inhalt ließ Simone kurz nach Luft schnappen.
„Zahlen Sie … Ansonsten wird Ihr Vater alles erfahren.“
„Was ist das für ein Blödsinn, dein Vater ist nicht dein Vater. Wer erpresst dich mit so einem Quatsch?“ Christian legte den Brief zurück und sah seine Frau fragend an.
„Meine Mutter hat mir kurz vorm Sterben etwas anvertraut. Ich konnte noch nicht darüber reden, weil ich es erst einmal selbst verarbeiten musste.“
Simone erzählte ihrem Mann, dass ihre Mutter kurz vor der Hochzeit mit ihrem Vater, einen riesigen Streit gehabt hatte und sie waren dann wütend auseinander getobt waren. Ihre Mutter hatte dann eine leidenschaftliche Affäre mit einem anderen Mann angefangen. Es war nur ein einmaliges Vergnügen. Sie bereute es auch sofort, aber zu spät. Ihre Mutter war schwanger mit Simone. Was sie erst später erfahren hatte. Inzwischen hatten Simones Eltern sich wieder vertragen und waren glücklich verheiratet.
„Was sollen wir denn jetzt machen? Es kann doch keiner davon wissen."
Flehend sah Simone Christian an. Zum Glück war die Geldforderung von nur ein paar Hundert Euro. Was an sich schon ein merkwürdiger Betrag war. Aber wenn Simone nicht zahlen würde, drohte der Erpresser damit, ihrem Vater alles erzählen. Das durfte nicht geschehen. Er hatte durch den Tod seiner Frau schon genug gelitten. Wenn ihr Vater jetzt noch erfahren würde, dass Simone nicht seine leibliche Tochter ist, würde das sein Leben endgültig zerstören.
„Weiß vielleicht doch jemand davon? überlege mal bitte genau."
„Nie im Leben. Das ist nichts, womit man hausieren geht. Aber mir ist es egal, ob er mein leiblicher Vater ist. Ich liebe ihn und er war immer für mich da. Was sollen wir denn jetzt tun?“
Simone liefen mittlerweile die Tränen runter. Das war alles zu viel für sie. Christian nahm sie liebevoll in den Arm.
„Hier steht, wir sollen das Geld in einen Umschlag tun und hinter einen Busch auf dem Spielplatz hier in der Nähe legen. Näheres werden wir noch erfahren.“
Simone musste erst einmal raus. Sie wollte zu Ingrid gehen. Der allerbesten Freundin ihrer Mutter. Sie war wie eine zweite Mutter für Simone gewesen. Zu ihr konnte sie immer kommen. Zeit ihres Lebens war Ingrid ihre geliebte Patentante. Leicht hat Ingrid es auch nicht gehabt. Ihr Mann verließ sie damals für eine jüngere Frau, sodass Ingrid oft sehr einsam war. Viel Geld hatte sie auch nicht und trotzdem brachte sie oft eine kleine Überraschung für Simone mit, als diese klein war. Sie wollte Ingrid den Brief zeigen und sie um Rat fragen.
„Ach Simone du bist es, wie schön, dass du mich besuchst.“
„Tante Ingrid, ich wollte dir etwas zeigen und dich um Rat bitten.“
Simone gab Ingrid den Brief zum Lesen.
„Kind, das ist ja ganz furchtbar. Wirst du zur Polizei gehen?“
Ingrid sah furchtbar erschrocken aus. Simone kriegte schon ein schlechtes Gewissen, dass sie ihr überhaupt den Brief gezeigt hatte. Ihre Patentante leidete unter einer Herzerkrankung und Simone wollte auf keinen Fall, dass Ingrid etwas passierte.
„Ich werde auf keinen Fall zur Polizei gehen. Das hat der Erpresser zur Bedingung gemacht. Nachher ist er womöglich so wütend und erzählt meinem Vater doch noch etwas von dieser leidlichen Sache.“
Simone wollte das alleine regeln. Christian würde an ihrer Seite sein. IhrVater sollte heuteAbend zum Essen kommen. Das würde schwer werden, dachte Simone. Auf keinen Fall durfte er etwas von ihrem Gemütszustand mitkriegen. Also riss sie sich zusammen.
„Simone Kind, du gefällst mir heute gar nicht. Was ist los?“
Ihr Vater guckte sie sorgenvoll an. Seine tiefen Stirnfalten hatten sich nach dem Tod seiner Frau noch stärker eingegraben. Sie murmelte etwas von Kopfschmerzen und wollte sich gleich hinlegen.
„Komm Vadder, lass uns noch einen Kognak trinken, bevor du gehst.“
Christian sprang seiner Frau schnell zu Hilfe. Simone war ihm dankbar und verabschiedete sich. Das war alles zu furchtbar und leider war es auch noch nicht zu Ende.
Am nächsten Tag kam wieder ein Brief. Dieses Mal wurde es konkret. Die Übergabe sollte um neunzehn Uhr stattfinden. Da es Herbst war, würde es schon dunkel sein.
„Ich dachte immer, so etwas findet nur nachts statt.“
Simone fand es merkwürdig. Sie guckten beide gerne Krimis und in den Filmen war immer alles ganz anders. Den Tag über versuchten sie sich abzulenken. Nur nicht an den Abend denken. Als es soweit war, zogen sie sich dunkle Kleidung an. Sie wollten sich nahe dem Abfalleimer, hinter einem Busch verstecken, wo sie den Umschlag mit dem Geld reinlegen sollten. Zum Glück wies der Busch noch genügend Blätter auf. Somit würden sie nicht auffallen.
„Meinst du es, kommt noch jemand? Es ist schon zehn Minuten über der Zeit.“
Simone war kalt und auf die Toilette musste sie auch dringend. Christian drückte beruhigend ihre Hand und flüsterte ihr zu, dass bestimmt gleich jemand auftauchen würde. Er sollte recht behalten. Zwei Minuten später kam eine, in Dunkel, gekleidete Gestalt. Sie war etwas dicklich und hatte eine große Kapuze über den Kopf gezogen. Ihr Gang schien etwas unsicher.
Simone dachte noch, das macht diese Person zum ersten Mal, als Christian schon lossprintete als der Erpresser in den Papierkorb griff, um das Geld rauszuholen. Es ging alles rasend schnell. Christian warf den Erpresser zu Boden und Simone hörte einen spitzen Schrei. Was wenn der Erpresser eine Pistole dabeihatte. Ihre Beine versagten ihr fast den Dienst und sie zitterte am ganzen Körper. Simone hätte sich fast übergebenvor Angst um ihren Mann. Christian riss den Erpresser hoch und zog ihm die Kapuze vom Kopf. Als Simone das Gesicht in der Dunkelheit erkannte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Vor ihr stand ihre geliebte Tante Ingrid.
Ihre Patentante, die Simone mit großgezogen hatte. Ihr Herz hämmerte hart gegen ihre Brust.
„Warum“, stammelte Simone. Mehr brachte sie in diesem Moment nicht raus.
Ingrid brach darauf in Tränen aus.
„Ich wusste einfach nicht mehr weiter“, erzählte sie stockend.
„Jeden Cent muss ich umdrehen und es reicht hinten und vorne nicht. Seit Kurt mich verlassen hat, habe ich diverse Putzjobs. Ich kann nicht mehr. Meine Rente ist doch nur winzig. Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, kann ich das verstehen. Nur bitte, ruf nicht die Polizei.“
Ingrid schluchzte und sie tat Simone unendlich leid. Sie musste sie einfach in den Arm nehmen. Zusammen gingen sie nach Hause und Simone macht Tee für alle.
Unter Tränen erzählte Ingrid, dass Simones Mutter ihr damals alles anvertraut hatte.
„Nie hätte ich deinem Vater etwas erzählt. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung für mein Verhalten gibt, aber

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 15:09von Yggdrasil • Federlibelle | 1.469 Beiträge | 3793 Punkte
@Gini Ich habe versucht, die Korrekturen hier einzustellen, das System hat aber verweigert. Könnte gern versuchen, Dir einige Hinweise per PN zu geben, wenn Du möchtest.

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 12.06.2024 15:59von Gini • Federlibelle | 1.992 Beiträge | 4277 Punkte
@Yggdrasil Danke, das wäre sehr nett von dir.
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 13.06.2024 11:43von Gini • Federlibelle | 1.992 Beiträge | 4277 Punkte
@Yggdrasil
Das macht gar nichts. Wenn du es nicht schaffst, ist es auch okay.
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 01.07.2024 12:10von Perlfee • Federlibelle | 154 Beiträge | 588 Punkte
Hallo Gini
Mir hat deine Geschichte gut gefallen , sehr spannend erzählt, ein schöner kleiner Krimi mit einem Showdown bei der Geldübergabe. Ich glaube auch, daß die am Schwierigsten ist bei einer Erpressung, ähnlich wie das Entsorgen der Leiche bei einem Mord. Und da Ingrid ja eigentlich keine kriminelle Energie hat, sondern einfach keinen Ausweg sieht, fordert sie nur vergleichsweise wenig Geld und ist eben auch recht phantasielos, was die Übergabe angeht.
Das Geheimnis der Mutter - wer weiß, in wievielen Familien Geheimnisse dieser Art schlummern?
Zitat von Gini im Beitrag #1Die Situation kann ich mir gut vorstellen: Schrecken und Unglaube bei Simone, Scham bei Ingrid.
Als Simone das Gesicht in der Dunkelheit erkannte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Vor ihr stand ihre geliebte Tante Ingrid.
Zitat von Gini im Beitrag #1Eine schlimme Situation, die es wahrscheinlich sehr häufig gibt. Die Rente reicht nicht, man hat schon kleine Jobs, aber dann kommen die Rechnungen, Nachzahlungen, alles wird teurer - da macht sich Verzweiflung breit. Eine Straftat kann natürlich nie ein Ausweg sein, aber das manchen da Gedanken kommen, kann ich mir auch gut vorstellen.
„Ich wusste einfach nicht mehr weiter“, erzählte sie stockend. „Jeden Cent muss ich umdrehen und es reicht hinten und vorne nicht. Seit Kurt mich verlassen hat, habe ich diverse Putzjobs. Ich kann nicht mehr. Meine Rente ist doch nur winzig. Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, kann ich das verstehen. Nur bitte, ruf nicht die Polizei.“
Zitat von Gini im Beitrag #4Eine gute Lösung, gefällt mir! Aber etwas getrübt ist das Verhältnis der beiden wahrscheinlich doch, oder?
Da waren mir die anderen Ereignisse dann wichtiger. Aber zu deiner Information, Simone geht es gut. Sie hat mit hilfe
von Christian alles gut verarbeiten können.
Außerdem hat sie viele, lange Gespräche mit Tante Ingrid geführt. Sie hat ihr angeboten leichte Putzarbeiten für Simone zu
übernehmen, wofür sie dann großzügig entlohnt wird.
Zitat von Gini im Beitrag #8Finde ich gut, hätte ich an der Stelle auch noch nicht erwähnt. Selbst, wenn es nicht viele handelnde Personen gibt, mußte der Erpresser nicht zwangsläufig unter denen sein.
Ich hatte die Geldsorgen extra vorab nicht so in den Vordergrund gestellt.
Vielleicht wäre man dann zu leicht drauf gestoßen, dass Tante Ingrid der Erpresser ist. Tausend Euro? dass fand die Tante zu viel.
Gerne gelesen!
Liebe Grüße
Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
Behind every beautiful thing there′s been some kind of pain
(Bob Dylan, Not dark yet)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 01.07.2024 16:17von Gini • Federlibelle | 1.992 Beiträge | 4277 Punkte
@Perlfee danke für dein Feedback.
Zitat von Perlfee im Beitrag #24
Das Geheimnis der Mutter - wer weiß, in wie vielen Familien Geheimnisse dieser Art schlummern?
Man weiß nie, was der andere so denkt. Hinter die Stirn kann keiner gucken.

Zitat von Perlfee im Beitrag #24
Eine gute Lösung, gefällt mir! Aber etwas getrübt ist das Verhältnis der beiden wahrscheinlich doch, oder?
Man muss auch verzeihen können. Die Tante hat unter ihrer Tat genug gelitten.
Zitat von Perlfee im Beitrag #24
Selbst, wenn es nicht viele handelnde Personen gibt, mußte der Erpresser nicht zwangsläufig unter denen sein.
Genauso sehe ich es auch.
Gedanken sind nicht stets parat, Man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832-1908)

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 11.07.2024 21:01von Jana88 • Federlibelle | 676 Beiträge | 1533 Punkte
Oh, wie spannend. Ich war richtig drin und mitgerissen, wer es wohl gewesen sein könnte. Aber nie hätte ich an Ingrid gedacht.
Toll gemacht!
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Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende *Oscar Wilde

RE: Der Brief - Das Geheimnis der Mutter
in Archiv 30.12.2024 22:50von Ranito • Federlibelle | 228 Beiträge | 682 Punkte
Äußerst spannend!
Und dann die Auflösung - unglaublich, was nicht alles so passiert!
Aber die Geschichte könnte so geschehen sein ...
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„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.“
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